Bilanz
Ein Katholikentag in einer heidnischen Region

Der Leipziger Katholikentag ist vorbei – deutlich wurde vor allem das Desinteresse einer Stadt, deren Bewohner mit dem Glauben fremdeln
Der Mann denkt kurz nach, als er die Frage hört. Jeansjacke, etwa 50 Jahre alt, Leipziger. Namen tun nichts zur Sache, brummelt er. Er steht unweit der Nikolaikirche, um ihn Menschenmassen, die einen schlendern und kaufen ein, die anderen schlendern und sind Katholiken auf Besuch. Die Sonne scheint, es könnte bald gewittern, er denkt immer noch nach. Er kratzt sich am Kinn, dann sagt er: "Glauben? Hmm." Wieder eine kleine Pause. Die Frage ist wohl nicht so einfach. Sie lautet, ob und wenn ja, was er persönlich glaube. Nun weiß er es: "Der Glaube ist eine Sache für sich", sagt der Mann. "Ich glaube, dass ein guter Knochen eine gute Fleischbrühe ergibt." Dann grinst er amüsiert über seine Pointe und stiefelt weiter.
Katholikentag in Leipzig, es ist der hundertste. Jubiläum. Sachsens größte Stadt ist voller Menschen, die grüne Schals tragen, meist guter Dinge sind und mit dem 640-seitigen Programm in der Hand umherwandern. Unzählige Zelte und Pavillons, 1000 Veranstaltungen, 40 000 Gäste, ein Haufen Politprominenz. "Seht, da ist der Mensch", lautet das Motto.
Treffen mit Schwester Farfalle. Sie ist in Eile. Natürlich heißt sie nicht so. Schwester Farfalle heißt Ute Elisabeth Gabelmann, ist 35 Jahre alt, freie Kommunikationstrainerin, die Lehrlingen beibringt, dass man mit einem Smartphone auch telefonieren kann. Sagt sie. Sie sitzt im Stadtrat, ist Piratin und neuerdings auch Mitglied einer 2005 in den USA gegründeten Kirche, die an ein Fliegendes Spaghettimonster glaubt und am Rande des Kirchentages einen knubbeligen Protest-Moses aufstellte. Klingt wie Wahnsinn. "Wieso nicht ein ...
Katholikentag in Leipzig, es ist der hundertste. Jubiläum. Sachsens größte Stadt ist voller Menschen, die grüne Schals tragen, meist guter Dinge sind und mit dem 640-seitigen Programm in der Hand umherwandern. Unzählige Zelte und Pavillons, 1000 Veranstaltungen, 40 000 Gäste, ein Haufen Politprominenz. "Seht, da ist der Mensch", lautet das Motto.
Treffen mit Schwester Farfalle. Sie ist in Eile. Natürlich heißt sie nicht so. Schwester Farfalle heißt Ute Elisabeth Gabelmann, ist 35 Jahre alt, freie Kommunikationstrainerin, die Lehrlingen beibringt, dass man mit einem Smartphone auch telefonieren kann. Sagt sie. Sie sitzt im Stadtrat, ist Piratin und neuerdings auch Mitglied einer 2005 in den USA gegründeten Kirche, die an ein Fliegendes Spaghettimonster glaubt und am Rande des Kirchentages einen knubbeligen Protest-Moses aufstellte. Klingt wie Wahnsinn. "Wieso nicht ein ...