"Die besten Ideen kommen unvermittelt"

ZISCH-INTERVIEW mit dem Zeichner Ferdinando Terelle, der vor zehn Jahren die Figuren der BZ-Maskottchen entwickelt hat und sie noch heute zeichnet.  

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Foto: Ferdinando Terelle

Niemand kennt die beiden Maskottchen der Badischen Zeitung B. Zetti und Betti Z. besser als ihr Zeichner, Ferdinando Terelle. Der in Wiesbaden lebende Illustrator hat die beiden Figuren vor zehn Jahren entwickelt und seitdem etwa 300 Zeichnungen von ihnen angefertigt. Grund genug, ihm dazu endlich mal ein paar Fragen zu stellen. BZ-Redakteurin Gina Kutkat hat das übernommen.

Zisch: Herr Terelle, wie kamen Sie eigentlich darauf, B. Zetti mit Knollennase, Stift hinterm Ohr und blauer Kappe zu zeichnen?
Terelle: Die Ideenfindung war verblüffend. Anfangs haben wir nur einen Platzhalter für eine symbolische Zeitung gebraucht und erst dann habe ich mich an die Charakterentwicklung gemacht. Ich habe vier bis fünf verschiedene Vorschläge eingereicht, darunter einen Aktenkofferträger und einen computeraffinen Nerd. Am Ende haben wir uns doch für den Anfangsplatzhalter entschieden, den ich spontan in ein paar Sekunden auf Papier geworfen hatte. Die Qualität dieses Kerls mit Knollennase, Stift und Mütze war einfach unverkennbar.

Zisch: Sie kennen B. Zetti jetzt seit zehn Jahren. Was für ein Typ ist er, wie sehen Sie ihn?
Terelle: B. Zetti ist auf jeden Fall pfiffig, im Sinne von harmlos. Er ist aber keine unspektakuläre Figur, denn er macht viele kuriose Sachen.

Zisch: Und Betti?
Terelle: Betti ist im Vergleich zu Zetti eine eher schöngeistige Person. Beide agieren Rücken an Rücken, aber ich finde sie ästhetischer, das sieht man auch schon in ihrer Erscheinung: B. Zetti ist knuffig, sie ist feiner gezeichnet.

Zisch: Sie als Insider wissen bestimmt Bescheid: Sind Betti und Zetti einfach Freunde, Geschwister oder gehen sie zusammen zur Schule?
Terelle: Für mich sind die beiden von Anfang an in einer Klasse. Dort haben sie sich kennengelernt und sind Freunde geworden. Trotz allem verhalten sie sich so vertraut wie Geschwister, sie haben keine Berührungsängste.

Zisch: Wie viele Zeichnungen machen Sie, bis ein Charakter entwickelt ist?
Terelle: Die ersten B.-Zetti-Zeichnungen verliefen relativ schnell. Ich hab drei, vier Zeichnungen im Bleistiftentwurf gemacht. Bei Betti war es dann viel aufwendiger. Die Abstimmung mit der Redaktion war ein bisschen komplizierter und wir haben mindestens zehn Korrekturläufe benötigt. Vielleicht liegt es daran, dass ich keine Frau bin, deswegen kann ich mich in die Figur nicht so gut reinfühlen.

Zisch: Wie kamen Sie auf die Farben Blau, Rot und Gelb?
Terelle: Da musste ich mich an die Vorgaben der Badischen Zeitung halten. Die Grundfarben Blau, Rot und Gelb sind dem BZ-Wappen entnommen. Blau eignete sich hervorragend für die B.-Zetti-Klamotten. Für den Bleistift wählte ich das sehr aktiv wirkende Rot. Die Farbauswahl für das T-Shirt war dann zwingend: Es ist das hoffnungsfrohe Gelb geworden.

Zisch:
Wie viel Zeit benötigen Sie für eine B. Zetti-Zeichnung? Wird man da mit der Zeit schneller?
Terelle: Es ist mehr die Qualität, die sich in den letzten Jahren verbessert hat. Für eine typische B. Zetti-Illustration brauche ich anderthalb bis drei Stunden.

Zisch: Haben Sie Lieblingsmotive?
Terelle: Von Betti gefällt mir die Illustration auf dem Fahrrad bei Nacht am besten, weil es eine so schöne Stimmung hat. Von B. Zetti liebe ich die Illustration mit dem Eis, das er anguckt. Es gibt sicher schönere Illustrationen als diese beiden, aber diese Bilder sind mir ans Herz gewachsen.
Zisch: Wie sieht ein typischer Arbeitsablauf aus? Vom Auftrag bis zur Fertigstellung?
Terelle: Ich beginne mit der Bleistiftzeichnung, die oft identisch mit der erarbeiteten Idee ist. Dann kommt der zweite Schritt, bei dem die Tusche aufgetragen wird. Ich verwende keine farbige Tusche, sondern schwarze für die Schwarzlinienzeichnung. Das ist schwungvoll und geht schnell. Danach scanne ich die Zeichnung ein und bearbeite sie mit Photoshop.

Zisch: Was machen Sie, wenn Sie mal nicht weiter wissen?
Terelle: Ein Trick von mir ist es, Kleines groß in Szene zu setzen. Statt eines Vogels zeichne ich beispielsweise gleich mal einen ganzen Schwarm. Was auch immer hilft, ist, an meinen zehnjährigen Sohn zu denken. Wenn ich mich in seine kleine Welt hineindenke, fallen mir oft Ideen ein, die mehr Herz haben als andere.

Zisch: Was schätzen Sie: Wie viele Zeichnungen haben Sie von Zetti und Betti schon angefertigt?
Terelle: Mindestens 300.

Zisch: Sie haben einen so tollen Namen. Woher kommen Sie eigentlich?
Terelle: Mein Name passt schon sehr gut zu meinem Beruf, da hab ich Glück gehabt. Meine Eltern kommen ursprünglich aus Italien, ich bin aber in Hessen geboren und arbeite schon seit 20 Jahren in Wiesbaden.

Zisch: Wollten Sie schon immer Grafiker werden?
Terelle: Kurz gesagt: Ich konnte nichts anderes. Ich war nicht besonders gut in der Schule und das Zeichnen unter der Bank hat meine Noten noch schlechter gemacht. Mir blieb quasi nichts anderes übrig und so habe ich später Kommunikationsdesign studiert.

Zisch: Wo haben Sie die besten Ideen?
Terelle: Die besten Ideen kommen unvermittelt, das heißt, sie können auch überall kommen. Es gibt keinen speziellen Ort, es kann auch ganz einfach der Schreibtisch sein.

Zisch: Was entwerfen Sie am liebsten?
Terelle: Am liebsten sind mir die Charakterentwicklungen für Verlage oder auch Werbeagenturen. Das ist mein Steckenpferd.

Zisch: Lesen Sie auch gerne Zeitung?
Terelle: Auf jeden Fall, sehr gerne. Am liebsten in der Mittagspause in meinem Stammcafé.

Zisch: Und was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?
Terelle: Wenn ich nicht zeichne, liebe ich es, auf Leinwand zu malen, das entspannt mich. Unendlich begeistert bin ich von Musikvideos, weil sie so ästhetisch und wirkungsvoll sind. Die Videos von Pink oder 30 Seconds to Mars gefallen mir zum Beispiel gut. Da sitze ich oft davor und höre mit Kopfhörern auf voller Lautstärke.

Zisch: Haben Sie ein zeichnerisches Vorbild?
Terelle: Vorbilder sind für mich Walt Disney und Horst Haitzinger, einer der bekanntesten politischen Karrikaturisten.

Zisch: Was wünschen Sie Zetti und Betti für die Zukunft?
Terelle: Dass sie niemals älter werden!

ZUR PERSON: FERDINANDO TERELLE

Der 45-Jährige zeichnet seit zehn Jahren die BZ-Maskottchen B. Zetti und Betti Z. Er studierte Kommunikationsdesign an der FH Wiesbaden, heute arbeitet er freiberuflich als Illustrator. Sein Schwerpunkt sind Charakterentwicklungen für verschiedene Verlage und Werbeagenturen.

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