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Die Legende stimmt – fast

  • Fr, 16. Mai 2014
    Schülertexte

Im Breisacher Münster gibt es eine 850 Jahre alte Reliquie.

Der Reliquienschrein der heiligen Märt...rd im Breisacher Münster ausgestellt.   | Foto: Pfarrei St. Stephan
Der Reliquienschrein der heiligen Märtyrer Gervasios und Protasius wird im Breisacher Münster ausgestellt. Foto: Pfarrei St. Stephan
Am 20. und 22. Juni findet das Stadtfest zur Feier der Stadtpatrone Gervasius und Protasius in Breisach statt. Die Überreste der beiden Patrone liegen seit 850 Jahren in Breisach in einem silbernen Schrein. Handelt es sich bei der Reliquie um die echten Gebeine unserer Patrone oder fallen wir einem Irrglauben zum Opfer?

Der Legende nach starben die beiden Heiligen in Mailand den Märtyrertod. Ob unter der Herrschaft von Nero, Marc Aurel oder Diokletian ist nicht eindeutig zu beantworten. Überbracht ist nur, dass Gervasius zu Tode gegeißelt und Protasius enthauptet wurde. Wie aber kamen die Gebeine der beiden nach Breisach?

Im Jahr 1162 zerstörte Kaiser Friedrich I., auch bekannt als Barbarossa, Mailand und raubte die Gebeine der Heiligen Drei Könige, ebenso die von Gervasius und Protasius. Er schenkte die Gebeine dem Erzbischof von Köln, der sie auf einem Floß von Basel nach Köln bringen wollte. Nach einem Zwischenaufenthalt in Breisach sollten die Gebeine des heiligen Gervasius als Zeichen der Dankbarkeit dort verbleiben. Als der Erzbischof und seine Gefolgschaft die Reise fortsetzen wollten, ließ sich das Floß nicht von der Stelle bewegen. Die Einwohner Breisachs erkannten, dass die Brüder auch im Tod nicht getrennt werden wollten. Und so beschloss man, auch den heiligen Protasius in Breisach zu lassen. Seitdem ruhen ihre Gebeine im Breisacher Münster, zuerst in einem Holz-, seit 1498 in einem berühmten Silberschrein.

Das Gespräch mit Christoph Holub, Messner des Breisacher St.-Stephan-Münsters, zeigt, dass die Geschichte doch etwas anders verlaufen ist: Da das Grab der beiden Heiligen in Mailand versiegelt war, können damals keine Gebeine aus Mailand geraubt und nach Breisach gebracht worden sein. In dem Schrein in Breisach fanden sich zwar Knochen, aber nicht die der Heiligen. Ein Disput zwischen Mailand und Breisach über die Echtheit der Reliquie wurde, so Holub, durch einen päpstlichen Schiedsspruch entschieden, wonach sich die echten Gebeine immer noch in Mailand befinden. Während des Zweiten Weltkriegs wurden jedoch echte Fragmente der Reliquie aus Mailand nach Breisach überführt. Im Schrein befinden sich auch Unterlagen, die das Geschehene belegen.

Somit kann man bei der Jubiläumsfeier sicher sein, dass sich in dem Schrein die echten Gebeine der Patrone befinden. Für die Stadt Breisach mit seiner jahrhundertelangen Pilgertradition hat der Schrein einen hohen symbolischen Wert, der in der Vergangenheit die Gläubigen anlockte und heute Touristen aus aller Welt anzieht.

Ressort: Schülertexte

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