"Die Mimik fehlt bei der Arbeit"

ZISCHUP-INTERVIEW mit der Physiotherapeutin Heike Dern.  

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Ohne Maske geht Heike Dern nicht auf Station.   | Foto: privat
Ohne Maske geht Heike Dern nicht auf Station. Foto: privat

Corona fordert vor allem das medizinische Personal in Krankenhäusern. Denn es muss direkt am Patienten arbeiten und bekommt viel Einsamkeit und Leid mit. Emma Beck aus der Klasse 8b des Goethe-Gymnasiums in Freiburg hat dazu die in der Uniklinik arbeitende Physiotherapeutin Heike Dern interviewt. Die 47-Jährige ist Physiotherapeutin und in der Lungenchirurgie tätig.

Zischup: Hallo, Frau Dern. Sie arbeiten in der Uniklinik Freiburg. Was genau ist dort Ihre Aufgabe?
Dern: Ich bin Physiotherapeutin in der Freiburger Uniklinik und dort in der Lungen-Chirurgie tätig. Wir sind dort für die Erstmobilisation von Patienten nach einer Operation und deren weitere Mobilisation zuständig. Außerdem ist ein großer Teil unserer Arbeit die Atemgymnastik, welche die Atmung, Belüftung und Durchblutung der Lunge nachhaltig positiv beeinflusst.

Zischup: Haben sich diese Aufgaben durch die Coronapandemie stark verändert?
Dern: Ja, die Pandemie hat uns vor große Herausforderungen gestellt. Wir hatten sehr viele schwer kranke Patienten, die uns sehr gefordert haben.

Zischup: Wie ist es, den ganzen Tag mit Maske und gegebenenfalls Coronabrille zu arbeiten?
Dern: Ich weiß, dass es für viele mit Maske anstrengend ist, für mich persönlich ist es aber nicht so schlimm. Die Coronabrille trage ich nur bei Patienten, mit denen ich engen Kontakt habe, und manchmal beschlägt sie auch, das stört. Im Kontakt mit den Patienten fehlen auch die Mimik und der Gesichtsausdruck, das ist schade.

Zischup: Ist die Atmosphäre oder das Verhältnis unter Ihren Kollegen trotz Corona gleichgeblieben?
Dern: Jeder hat etwas anders reagiert. Wobei ich glaube, dass die Kolleginnen und Kollegen, die etwas angespannter waren oder Angst vor einer Infektion hatten, sich etwas zurückgezogen haben oder gut aufgefangen wurden. Aber ich hatte das Gefühl, es gab so einen großen Zusammenhalt. Also, ich habe das damals als sehr positiv empfunden.

Zischup: Und nun zu den Patienten. Haben Sie einen guten Draht zu diesen entwickeln können?
Dern: Ja, ich denke wir verbringen viel Zeit am Patienten. Die Patienten haben sehr viel Aufmerksamkeit und Zuneigung gebraucht, da sie keinen Besuch haben durften. Die Pflege, die Ärzte und wir waren die einzigen Kontaktpersonen, die bei ihnen waren.

Zischup: Belastet es Sie persönlich auch psychisch, wenn Sie die mitunter schlimmen Krankheitsgeschichte der Patienten mitbekommen?
Dern: Ja, es gibt sicher immer Fälle, die einem sehr nahe gehen und die man auch mit nach Hause nimmt. Ich habe ganz viel Glück (lächelt), weil ich einen lieben Mann habe und liebe Freunde, die mich in dieser Zeit immer gut aufgefangen haben. Dadurch konnte ich das dann ganz gut verarbeiten.

Zischup: Haben Sie noch irgendwelche Tipps, als Physiotherapeutin, wenn man viel zuhause ist, wie man Sport machen kann?
Dern: Es ist auf jeden Fall wichtig, sich ganz viel zu bewegen, viel an die frische Luft zu gehen. Egal ob man joggt, Fahrrad fährt oder spazieren geht. Ansonsten kann man auch zuhause sportlich etwas für sich tun.

Zischup: Wollen Sie sonst noch etwas sagen oder loswerden?
Dern: Ich kann sagen, dass in der Zeit, in der wir viele Coronapatienten hatten, ich morgens auch schon ein bisschen Bauchweh hatte, bevor ich in die Klinik zur Arbeit ging. Durch den guten Zusammenhalt unter den Kollegen haben wir alles gut hinbekommen. Ich bin oft nicht mit dem Fahrrad nach Hause gefahren, sondern habe mir sehr viel Zeit auf dem Heimweg gelassen, um meine Gedanken zu sortieren. So konnte ich ruhiger zuhause ankommen.
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