Nachtleben
Späti-Pläne im Freiburger Stühlinger: Anwohner reagieren sensibel
Spätis und der Freiburger Stühlinger – das ist so eine Geschichte für sich. Nun könnte ein neuer Versuch starten. Noch dazu direkt am Kirchplatz. Doch noch ist Vieles unklar.
Fr, 17. Okt 2025, 9:18 Uhr
Freiburg
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Yalcin Meter steckt in den letzten Zügen seines Umbaus. Ein Jahr lang habe er einen Platz gesucht, erzählt der 40-Jährige. "Nun muss ich Vollgas geben, damit ich Ende des Monats aufmachen kann." In den Räumen, die Meter angemietet hat, war bis letztes Jahr das S'Einlädele, das inzwischen ein paar Meter weiter hoch an die Wentzingerstraße gezogen ist. Es habe viele Bewerbungen auf die Räume gegeben, erzählt Meter. Schließlich habe er den Zuschlag bekommen.
Zunächst, so Meter, wolle er dort einen Kiosk eröffnen. "Zeitschriften, Getränke, Süßigkeiten – kein Lotto", sagt er. Von 7 Uhr morgens bis 22 Uhr abends. Aber eigentlich hätte er gerne bis in die Nacht hinein geöffnet. Das hänge aber noch an der Genehmigung, er sei mit dem Ordnungsamt in Kontakt.
Landtagsabgeordnete fragte bei der Stadtverwaltung nach
Das hat sich auch im Viertel herumgesprochen. Unter anderem bis zur SPD-Landtagsabgeordneten Gabi Rolland, die auch im Ortsverein Stühlinger der SPD ist. Sie hatte umgehend an die Stadtverwaltung geschrieben. Im Quartier geisterten verschiedene Informationen herum, ein Späti mit Alkoholausschank, der Betreiber habe von Öffnungszeiten bis drei Uhr nachts gesprochen. Sie hätte gerne gesicherte Informationen, damit sich keine Spekulationen verbreiteten.
Die Antwort vom Ordnungsamt kam prompt, die BZ erhielt auf Nachfrage die gleiche Information. Ebenso der Bürgerverein, der sich auch an die Stadtverwaltung gewendet hatte. Es liege "seit kurzem eine eher unkonkrete Anfrage zur künftigen Nutzung eines Kioskbetriebs vor". Da man gerade mit dem Betreiber noch abkläre, was genau er eigentlich plane, könne man noch eine genauere Auskunft geben. Denn je nach angestrebtem Betrieb würden andere Grenzen gelten. "Was dort genau genehmigungsfähig ist, können wir derzeit nicht sagen", so die Stadtverwaltung.
Für einen wirklichen Gaststättenbetrieb wäre auf jeden Fall eine umfassendere baurechtliche Prüfung nötig. Aber natürlich, so das Rathaus, habe man die besondere Situation am Stühlinger Kirchplatz auf dem Schirm.
Das, sagt Yacin Meter, habe er natürlich auch. Sollten seine Kundinnen und Kunden nachts vor dem Kiosk Bier trinken wollen, würde er sie wegschicken, er wolle keinen neuen Lärmhotspot schaffen. Einen Kiosk aber, so Meter, sehe er nicht als problematisch an. Schließlich sehe das Konzept der Stadtverwaltung ja auch einen Kiosk im Park vor.
Rund um den Späti am Lederleplatz gab es viel Ärger
Vor fünf Jahren hatte der erste Freiburger Späti "Bis Späti" nach langen Diskussionen, die schließlich auch vor Gericht ausgetragen wurden, schließen müssen. Damals hatten sich nachts zahlreiche Menschen im Späti, der 2019 eröffnet hatte, mit Getränken eingedeckt und sich am benachbarten Lederleplatz niedergelassen. Dessen Anwohner waren an Lärm und Müll der nächtlichen Besucher schier verzweifelt. Das Ganze wurde über Monate zum Politikum.
Wohl auch wegen dieser Erfahrung reagiert die Nachbarschaft auf die erneuerte Ankündigung eines Spätis so sensibel. Zumal der Stühlinger Kirchplatz seit Jahren als Kriminalitätshotspot, als Drogen-Umschlagplatz und als Aufenthaltort von Alkoholabhängigen bekannt ist. Andererseits hatten damals unter anderem die Fraktionen der SPD und der CDU angeregt, zu prüfen, ob der Stühlinger Kirchplatz nicht als Ausweichquartier für den Lederleplatz umgerüstet werden könne. Die Aufwertung des Kirchplatzes ist inzwischen in vollem Gange. Ein Späti gehört allerdings bislang nicht zum Konzept. Dafür aber Möblierung und der von Meter erwähnte Kiosk, den der Verein Schwere(s)Los betreiben soll.
Seit der "Bis Späti" schließen musste, haben sich in anderen Stadtteilen auch Spätis etabliert, etwa in der Innenstadt und in Herdern – und dort bislang für weit weniger Aufregung gesorgt als der Vorgänger im Stühlinger.