"Die Natur zeigt sich nicht wie im Lehrbuch"

ZISCH-INTERVIEW mit der Landschaftsökologin Anika Pfefferle, die schützenswerte Gebiete für die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg kartiert.  

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Anika Pfefferle Foto: Lovis Heinecke

Die Landschaftsökologin und Kräuterpädagogin Anika Pfefferle liebt es seit ihrer Kindheit, in der Natur zu sein. Mit Zisch-Reporterin Lovis Heineke der Klasse 4b der Hebelschule Nollingen in Rheinfelden spricht sie im Interview über ihren Beruf und warum man in Deutschland Gebiete kartiert.

Zisch: Sie sind Landschaftsökologin. Warum haben Sie diesen Beruf gelernt?
Pfefferle: Ich war immer schon interessiert daran, Tiere und Pflanzen zu beobachten. Schon früher, als ich noch ein Kind war. Aber ich glaube, alle Kinder sind begeistert von der Natur, wenn sie die Möglichkeit haben, sie zu erleben. So hatte ich einfach Lust und Spaß daran einen Beruf zu erlernen, in dem ich für den Naturschutz etwas Gutes bewirken kann.
Zisch: Was ist gerade Ihre Aufgabe?
Pfefferle: Zur Zeit bin ich in der Gegend um Rheinfelden im Auftrag der LUBW unterwegs. Das ist die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. Sie hat mir und meinen Kolleginnen den Auftrag gegeben, im Gebiet um Rheinfelden Biotope und Flora-Fauna-Habitate-Mähwiesen neu zu erfassen, die nach dem Naturschutzgesetz besonders geschützt werden müssen. Sie müssen nämlich regelmäßig neu angeschaut und beschrieben werden. Auch die EU hat ganz bestimmte geschützte Gebiete, das sind die Flora-Fauna-Habitate-Lebensräume. Diese Biotope müssen alle sechs Jahre neu erfasst werden. Deswegen begutachten wir sie alle paar Jahre wieder neu.
Zisch: Was gefällt Ihnen bei Ihrer Arbeit besonders gut?
Pfefferle: Ich lerne die Gebiete, in denen ich arbeite, ganz intensiv kennen, mit ihrer Vielfalt und Schönheit. Es macht Spaß, immer wieder vor neuen Aufgaben zu stehen. Es ist alles stark vom Land kontrolliert, damit wir nicht einfach irgendwas machen, was wir denken, was gut wäre. Es gibt da sehr klare Regeln, Anleitungen und Kontrollen. Wir stehen immer wieder vor großen Herausforderungen, bei denen man überlegen muss, wie die Wiesen nun erfasst werden müssen. Das ist manchmal ganz schön kniffelig. Denn die Natur zeigt sich nicht immer wie im Lehrbuch. Ich bin viel draußen und auch im Büro. Diese Mischung finde ich einfach toll an dem Beruf. Als Selbständige kann ich meine Zeit zudem selbst einplanen, was gerade mit Familie große Vorteile hat.
Zisch: Warum muss man kartieren? Was ist der Sinn der Sache?
Pfefferle: Es gibt dafür viele Gründe. Wir machen das vor allem, um die Regeln des Umweltschutzgesetzes einzuhalten. Dafür müssen wir immer wieder die Biotope anschauen und und gucken, wie sich das Biotop entwickelt hat. Was hat sich verändert? Welche Tiere und Pflanzen sind geblieben oder dazu gekommen? Es müssen aber auch die Regeln und Vorgaben der EU eingehalten werden. Das ist eine sehr politische Sache. Wenn die Natur verändert werden soll, zum Beispiel wenn eine Autobahn durch ein geschütztes Biotop geplant wird, ist es wichtig, zu wissen, dass da ein Biotop ist. Kann man die Autobahn auch woanders bauen? Und wenn nicht: Kann in der Nähe ein ähnliches Biotop angelegt werden? Auch die Landwirte als Besitzer müssen darauf achten, dass diese Gebiete erhalten bleiben und bekommen dafür eine Förderung, also Geld. Dazu werden sie auch beraten. Es werden auch Konzepte erstellt, wie wir es schaffen, die Biotope zu erhalten. Und noch so vieles mehr.
Zisch: Wie kartiert man?
Pfefferle: Es gibt verschiedene Kartierungen. Bei den Flora-Fauna-Habitate-Wiesen werden die verschiedenen Pflanzenarten erfasst und auch geschaut, wie viele verschiedene Pflanzen hier nebeneinander wachsen. Das wird dann bewertet. Andere geschützte Biotope sind Hecken, Bäche, Tümpel. Die wichtigsten Arten werden erfasst. Das geschützte Biotop wird dann in einem Luftbild eingezeichnet. Die kann auch jeder auf der Internetseite bei der LUBW ansehen.
Zisch: Was machen Sie, wenn Sie gerade mal nicht kartieren?
Pfefferle: Dann spiele ich mit meiner kleinen Tochter, wir kochen gerne und sind viel draußen unterwegs. Nebenbei bin ich auch noch Kräuterpädagogin und biete teils als Hobby, teils als Job Wildkräuter- und Baumführungen und auch noch Eselführungen an, beispielsweise für Kindergeburtstage.


Mehr zum Thema gibt’s beim interaktiven Dienst UDO unter: mehr.bz/baumkartierung
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