Die Qual der Nichtwahl

DIE QUAL DER NICHTWAHL: Erst wenn ich 18 bin

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TV-Duelle, Umfragen, Wahlkampfveranstaltungen, Plakate - es gibt nur noch ein Thema in Deutschland: die Bundestagswahl. Ob auf dem Weg zum Bäcker oder im Fernsehen, ob in der Zeitung oder auf den Marktplätze, von überall her schreit der vielstimmige Chor der Politiker: Wählt mich! Nichts lieber als das. Wie gern würde ich euch wählen! Nicht umsonst hab ich mir all eure Reden angehört, eure Programme gelesen und eure Debatten mitverfolgt. Doch erst wenn ich achtzehn bin, darf ich mein Kreuzchen machen. Und leider ist die traurige Wahrheit: Ich bin fast achtzehn. Gerade mal eine Woche trennen meinen Geburtstag vom Wahltag, aber das reicht, um mir mein elementarstes Bürgerrecht vorzuenthalten. Was nur mögen sich die Väter und Mütter des Grundgesetzes dabei gedacht haben? Ich bin ja auch nicht für die Herabsetzung des Wahlalters, aber wir reden hier von lediglich einer Woche! Objektiv betrachtet zählt die Stimme eines einzelnen Beinahe-Achtzehnjährigen natürlich nicht viel, aber der gesunde Menschenverstand sagt mir: Es ist ungerecht! Wenn man sich allein all die Beinahe-Gleichaltrigen in meinem Freundeskreis anschaut, die aufgrund ihrer ungeduldigen Eltern oder einer Frühgeburt wählen dürfen. Wie soll ein normaler Mensch das aushalten, zumal einem aus allen Medien nur noch Politiker anschauen? Von den mindestens fünf "Geht-zur-Wahl"-Initiativen auf Viva, die dich mit ihrem Psychoterror mürbe machen, gar nicht erst zu reden. "Ohne Stimme", so heißt es da, "hört dich keiner". Und dann diese Nichtwähler. Die dürfen wählen, aber tun es nicht. Denn "die Politiker sind ja eh alle gleich". Selbst wenn sie alle gleich wären, würde ich wählen gehen. So aber bleibt mir nichts als banges Hoffen, blanker Neid und viel Geduld. Hoffen, dass zumindest das Wahlergebnis meinen Vorstellungen entspricht. Neid auf alle, die wählen dürfen. Und Geduld, bis zur nächsten Wahl. Dann wird auch meine Stimme zählen. Endlich.

Christoph Sprich

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