Dornige Schönheit
Im Frühsommer erreicht ihre Blüte die volle Pracht – eine kleine Kulturgeschichte der Rose, die als "Königin der Blumen" gilt.
Angelika Prauß
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. Sie tragen so klangvolle Namen wie Acapella, Blanche Moreau, Guirlande d’Amour oder Troubadour. Manche Rosen verströmen zudem einen betörenden Duft, andere faszinieren durch ihre Farben und Blüten. Die Rosenliebe der Menschen reicht weit zurück. Wohl keine andere Blume inspirierte im Laufe der Zeit so viele Künstler.
Vor rund 5 000 Jahren wurden in China erste Rosengärten angelegt. Schon die Sumerer züchteten Rosen: Auf einer 4 000 Jahre alten Tontafel befindet sich die wohl älteste Rosendarstellung der Welt. Auch in Persien wurden früh Anlagen mit stark duftenden Rosen bepflanzt. Später, in der Antike, erreichten die ersten Gartenrosen über Griechenland auch Europa. Im Römischen Reich galten sie als Luxusgut. Die Menschen nutzten sie zur Herstellung von Parfüms und Heilmitteln.
In der Aromatherapie wird die Blume aufgrund ihrer beruhigenden und stimmungsaufhellenden Wirkung als Heilpflanze eingesetzt. Vor allem die in Persien kultivierte Damaszener Rose wurde bereits in den Jahrhunderten um die Zeitenwende in Arabien und Indien für ihre Heilwirkung geschätzt, im 12. Jahrhundert lobte Hildegard von Bingen die positiven Effekte auf Gemüt und Körper.
Die europäische Rosenzucht begann, als rund 500 Jahre später Seefahrer die Pflanze aus chinesischen Gärten mitbrachten. Durch die Kreuzung europäischer und asiatischer Rosen kam es zu der großen Vielfalt alter und neuer Sorten. Der beste Platz, um sie zu bewundern, ist für Rosenexperte Mühlbach das Europa-Rosarium Sangerhausen im Südharz. Diese wohl weltweit größte Rosensammlung umfasst mehr als 8600 verschiedene Sorten und Arten. Wer nicht fahren möchte, kann auch auf Maria Mail-Brandts Internetseite "Welt der Rosen" stöbern. Seit 1999 trägt die Rosenliebhaberin zusammen, was Gleichgesinnte interessieren könnte und stellt über 8000 Rosensorten vor. In ihrem eigenen kleinen Garten hat sie 40 Rosen. Ihr Kriterium: "Die müssen duften – ich stecke zuerst immer meine Nase rein".
Zudem gilt die dornige Schönheit als Symbol der Liebe. Dichter fanden blumige Worte für sie, Maler und Musiker verewigten sie in ihren Werken. Ein Grund, warum die Rose die Fantasie anregt, mag an ihrer Ambivalenz liegen. Denn: keine Rose ohne Dornen. Und auch die größte Liebe kann vergehen und sich in Überdruss oder Hass verwandeln – Stichwort Rosenkrieg. Der Begriff geht übrigens auf die Auseinandersetzung zwischen den englischen Adelshäusern York und Lancaster zurück, die beide eine Rose in ihrem Familienwappen führten. Weit versöhnlicher ist da die Idee der Friedensrose. So hat die "Rosenstadt" Eltville im Rheingau der japanischen Stadt Hiroshima eine Rose gewidmet. Und zum 70. Jahrestag des Weltkriegsendes wurde 2015 in Norddeutschland die Strauchrose Friedenslicht getauft, erste Exemplare wurden in Gedenkstätten gepflanzt. Zu einer bekannten Legende ist das Rosenwunder geworden, das der heiligen Elisabeth von Thüringen nachgesagt wird. Sie soll Brot in einem Korb versteckt haben, um es den Armen zu bringen, obwohl dies bei Strafe verboten war. Als sie kontrolliert wurde, hatte sich der Inhalt in duftende Rosen verwandelt. Rainer Maria Rilke wird Jahrhunderte später schreiben: "Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist als ein Stück Brot."
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