Zeitung in der Schule

Ein Bauplatz wie im Mittelalter: In Meßkirch entsteht ein Kloster

Jede der 14.000 Schindeln ist handgemacht: Im Campus Galli in Meßkirch wird gerade ein großes Klosterbauprojekt umgesetzt.  

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Handarbeit und Handwerk: Eindrücke vom Campus Galli Foto: Privat
Handwerker hieven die schweren zugesägten Hölzer auf die anderen zusammengebundenen Bretter, im Hintergrund hört man den Steinmetz Steine für den Torbogen zurechtschlagen.

Klingt alles wie aus dem Mittelalter? Dies passiert aber gerade im 21. Jahrhundert, und zwar auf der Klosterbaustelle in Meßkirch. Und das vor den Augen des Publikums. Dort wird seit 2013 von rund 25 bis 30 Festangestellten und Freiwilligen nach den ursprünglich für einen Anbau des Klosters in St. Gallen (Schweiz) gedachten Plänen aus dem 9. Jahrhundert eine Klosterstadt errichtet. Die "einzige" Herausforderung: Das Ganze wird zu großen Teilen mit Mitteln aus dem neunten Jahrhundert verwirklicht, beispielsweise mit selbst geschmiedeten Werkzeugen, Holznägeln und ohne moderne Maschinen. Auch die Kleidung der Arbeiter und Arbeiterinnen ist der aus dem 9. Jahrhundert nachempfunden.
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Das Vorhaben erfordert gutes Teamwork und sehr viel Motivation aufgrund der teils sehr langen Bau- und Herstellungszeiten. So sagt die Weberin Bea, dass ein 1,5 mal 1,5 Meter großes Webstück aus Wolle schon auch mal bis zu 160 Stunden benötige. Deshalb sind freiwillige Helfer immer willkommen. Ein anderes Beispiel ist die Scheune mit traditionellem Strohdach, die erst Ende 2021 fertiggestellt wurde. Über ein paar Jahre zuvor wurde das Material vorbereitet, bevor Anfang 2021 das Aufrichten des ersten Gebäudes, das exakt nach dem Klosterplan gebaut wurde, begonnen wurde. Für das Gebäude mit einem der größten Dächer der Stadt wurden etwa 700 Nägel aus Holz gefertigt und zirka 50 Kubikmeter Holz geschlagen.

Da kommt natürlich die Frage auf, woher denn die Materialien alle kommen und wie weit die Authentizität bei so einem Vorhaben reicht? Michael Straub ist gelernter Zimmermann und schlägt viermal am Tag auf die Tabula, um zum Essen und den Arbeitszeiten zu rufen. Die Tabula ist ein hölzernes Schallbrett, das im Mittelalter die Mönche zum Gebet rief. Er ist seit 2013 auf dem Bau. Er sagt dazu: "Es gibt zum Beispiel Arbeitssicherheit, die wird vorgeschrieben. Wir tragen Sicherheitsarbeitsschuhe. Wenn wir ein Gerüst bauen, dürfen wir das recht authentisch bauen mit gebundenen Stangen, aber wenn es über eine bestimmte Höhe geht, sind zum Beispiel Netze vorgeschrieben. Aber sonst versuchen wir, sehr authentisch zu bauen. Da unterstützen uns Historiker und Bauforscher."

So werden die Materialien auf moderne Art beschafft, bei der Ernte werden aber alte Maschinen benutzt. Aber es gibt auch Tiere wie Schafe als Rohstofflieferanten auf dem Gelände. Andere, schon fertiggestellte Gebäude sind zum Beispiel der Friedhof beziehungsweise Paradiesgarten und eine kleine Holzkirche mit dem Glockenturm nebenan. Das Dach der Kirche wurde mit 14.000 handgefertigten Schindeln gedeckt.

Aurel von Schröder, Zimmermann und Bauleiter der Scheune, kann seine erlernten Fähigkeiten als Zimmermann auch auf einer mittelalterlichen Baustelle einbringen. Viele Vorgänge gilt es aber anders zu planen und umzusetzen, als wenn man Baumaschinen einsetzen könnte, sagt er. Das lerne man aber am besten in der Praxis. Er und sein Team bauen gerade am Abtshof-Nebengebäude, dessen Fundamente schon fertig sind. Das Gebäude wird teilweise zuerst liegend gebaut, weil man so "viel besser bohren kann".

Dieses Jahr hat das Campus Galli Anfang November geschlossen, im Winter wird die neue Saison vorbereitet. Am ersten April ist Saisonstart für den Publikumsverkehr. Auf dem Rundgang erlebt und erfährt man viel über das Mittelalter, wie zum Beispiel, dass die Schmiede hier, genau wie vor über 1000 Jahren, nach unten in den Boden gebaut wurde. So dass man bei Bränden, welche oft vorkamen, die Möglichkeit hatte, schnellen Wiederaufbau zu betreiben.

Die Klosterbaustelle Campus Galli befndet sich in Meßkirch nicht weit vom Bodensee. Von Freiburg aus sind es über die B31 und B11 anderthalb Stunden nach Meßkirch. Bei Besuch des Klosters empfiehlt sich auch das Besichtigen der Pfahlbauten in Unteruhldingen am Bodensee, 42 Minuten von der Baustelle entfernt.
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