"Sei mein, wie ich’s mir denke": Die Brautbriefe von Sigmund Freud und Martha Bernays sind Zeugnis der Nähe und der Dissonanz.
D ie Ehe von Martha und Sigmund Freud gilt als das Paradebeispiel einer konventionellen bürgerlichen Ehe. Nach einer über vierjährigen Verlobungszeit heiraten die beiden im September 1886. In den ersten neun Ehejahren bringt Martha sechs Kinder – drei Mädchen, drei Jungen – zur Welt. Erziehung, familiäres und geselliges Leben sind primär ihre Aufgabe. Sie hält ihrem Mann für seine Arbeit den Rücken frei, während er die angestammte Rolle des Familienoberhaupts und Ernährers wahrnimmt. Von unvermeidlichen kleineren Dissonanzen abgesehen, verläuft die Ehegeschichte überaus harmonisch, vielleicht allzu glatt. Die Sigmund Freud nachgesagten Seitensprünge mit Marthas Schwester Minna befriedigen wohl mehr die Klatschbedürfnisse der Nachwelt als seine ...