Zisch-Schreibwettbewerb I Frühjahr 2012

Ein Esel auf Reisen

Von Cassandra Keller, Klasse 4a, Michaelschule-Oberried  

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Am Abend stand ein kleiner Esel im Stall des Bauern Hansen. Rechts von ihm quiekten die Schweine und links von ihm wieherte ein Pferd.
Dem kleinen Esel war es langweilig. Nie passierte etwas. Immer sonntags ging die Bäuerin mit ihm auf den Markt und bot Eselreiten an. Die kleinen Kinder zappelten auf seinem Rücken herum und immer hatte er danach Rückenschmerzen. Doch niemand beachtete das. Nur die Kühe hörten ihm zu. Doch dann lachten sie ihn aus: " Du bist ein Weichei!" rief Helga. Irgendwann reichte es ihm. Mitten in der Nacht schlich er sich aus dem Stall, am Bauernhaus vorbei und lief über den Waldboden davon. Er wusste nicht, wo er hingehen sollte, doch eines wusste er: Weit weg von hier! Schon reiste der kleine Esel neugierig los.
Er wanderte schon lange und die Sonne war schon längst aufgegangen. Er lief durch ein kleines Wäldchen. Als er heraustrat, sah er ein kleines Dorf und trabte auf das Ortsschild zu. Darauf stand Waldau. Der kleine Esel lief durch viele Straßen, dann blieb er plötzlich stehen. Vor ihm lag ein großes, bunt gestreiftes Zelt, in das viele Menschen hineingingen. Es waren hauptsächlich Kinder. Neugierig lief er hinter das Zelt und sah sich um. Gerade gingen zwei Clowns durch den Hintereingang in das Zelt. Ein Mädchen bürstete einen kleinen Hund und in den Käfigen schliefen die Löwen und Tiger. Jetzt kam ein großer Mann in einem schwarzen Frack mit Schnauzbart aus dem Zelt auf ihn zu. "Na, wer bist Du denn?", fragte er freundlich. Seine Stimme war zwar laut, aber trotzdem nett. "I-AAA, I-AAA", antwortete der Esel. Ihm gefiel es hier. Der Mann lachte schallend. Dann beauftragte er einen der Clowns, ihn in den Stall zu bringen. Er bekam den Namen "Kringel". Am nächsten Morgen holte der Clown ihn aus dem Stall und band ihn an. Dann verschwand er in seinem Wohnwagen und kam mit einem Einrad wieder. Er stützte sich am Zaun des Sandplatzes ab und fuhr los. Er fuhr ein paar Runden, bis er wieder abstieg. " Und jetzt Du!", forderte er Kringel auf. Der schaute ihn irritiert an. Dann begriff er. Er sollte ihn nachmachen. Kringel lehnte das Rad an den Zaun und versuchte, wie der Clown aufzusteigen. Dabei verhedderte sich sein Schwanz in den Speichen und er landete unsanft auf dem Boden. Nach drei Anläufen saß er endlich oben. " Warte mal, ich habe eine Idee", rief der Clown plötzlich und lief in seinen Wohnwagen. Er kam mit einem alten, verstaubten Lampenschirm wieder heraus. Dann band er den Schwanz von Kringel zu einem Dutt und steckte den bunten Lampenschirm obendrauf. Dann nahm er das Ende eines dicken Seiles und gab Kringel das andere Ende in die Hufe. Jetzt trat der Clown einige Schritte zurück und forderte Kringel auf, den Zaun loszulassen. Schon kurze Zeit später fuhr er stolz im Kreis herum. Der Clown hielt das Seil die ganze Zeit stramm. Sie übten noch eine Weile, bis es Kringel auch freihändig konnte. Am Abend war das Zirkuszelt überfüllt. Die Sensation hatte viele Leute angelockt. Der Zirkus hatte lange keine so gut besuchte Abendvorstellung gehabt. Erst kamen die Raubtiere, dann die Seelöwen und dann die Clowns. Dann kam Kringels großer Moment. Er fuhr in die Manege und wurde von dem nicht enden wollenden Applaus begrüßt. Er fuhr Schlangenlinien und enge Kreise. Später kam dann noch das Mädchen Sahra mit ihrem kleinen Hund. Er sprang um ihn herum und saß am Ende der Vorstellung stolz auf seinem Kopf und spielte mit den Ohren. Während der Vorstellung fiel Kringel immer wieder ein Zeitungsreporter im Publikum auf, der ab und zu etwas in sein Diktiergerät sprach. Am Ende der Woche stand in der Zeitung ein Artikel:
" DER ESEL DER EINRAD FAHREN KANN!!!"
Der Zirkus wurde mit Kringel noch sehr bekannt.

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