Ein Garten für Elisa

Weinbergschnecken leben bei Rita Lang unbesorgt - und kommen immer wieder zurück.  

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Das glaube ich nicht", sagte Andi, ein erwachsener Mann, zu seiner Mutter. Und damit begann ein interessantes Experiment. Vor ein paar Jahren hatte Rita Lang zwei Weinbergschnecken aus dem Kaiserstuhl zu sich nach Hause geholt. Weinbergschnecken heißen zwar nach dem Weinberg, können aber auch anderswo leben, dort, wo es feucht ist und wo es viele Pflanzen gibt. Und die gibt es in dem Garten von Rita Lang in Reute bei Emmendingen.

Sie hat nicht nur einen Teich und viele Blumen, sondern pflanzt auch Tomaten und Salat an. Salat gehört zu den Lieblingsspeisen von Nacktschnecken. Nacktschnecken sind der Schrecken der Gärtner. Wenn es im Sommer schön feucht ist, kommen sie in Scharen und fressen alles kurz und klein. Nacktschnecken heißen so, weil sie anders als Weinbergschnecken ohne Haus auf dem Rücken durch die Landschaft kriechen - nackt also. Sie halten sich beim Fressen kein bisschen zurück. Darum sind sie auch nicht geschützt. Weinbergschnecken dagegen sind geschützt. Das bedeutet, dass sie für gewerbliche Zwecke, also in großer Zahl und um mit ihnen Geld zu verdienen, nicht gesammelt werden dürfen.

Vögel und Igel fressen Weinbergschnecken. Ihr größter Feind aber ist der Mensch. Der sieht sie am liebsten gekocht oder gebraten als kleine Köstlichkeit vor sich auf dem Teller. Und weil er sie schon seit Jahrhunderten jagt und sich schmecken lässt, gibt es nicht mehr viele frei lebende Weinbergschnecken in Deutschland. Rita Lang hatte sich die Weinbergschnecken geholt, damit sie in ihrem Garten die Eier der Nacktschnecken fressen und deren Zahl klein halten. Ganz sicher ist sie nicht, ob das geklappt hat. Ihr Gefühl aber sagt ihr, dass sie seither weniger Nacktschnecken hat. Dafür hat sie nun viele Weinbergschnecken. Die tun dem Garten zwar kein Unheil an, waren aber manchmal im Weg. Also warf sie sie einfach auf die benachbarte Wiese.

Als Andi sie dabei einmal komisch ansah, beschied sie ihm locker: "Die kommen sowieso wieder." Andi lachte nur und sagte: "Das glaube ich nicht." Um ihm ihre Theorie zu beweisen, schrieb sie mit wasserfestem Stift auf ein Gehäuse "Andi" und entließ das Kriechtier in die Freiheit der großen Wiese. Als Andi am nächsten Tag seine Mutter besuchte, war "Andi" schon da.

Kühl, aber nicht glitschig

Nun gab es kein Halten mehr. An die 20 Schnecken haben inzwischen Namen aus der ganzen Familie - eine "Rita" ist natürlich auch dabei. Ritas Nichten kommen gern, um die Schnecken "Tine" oder "Carina" zu besuchen und mit ihnen zu spielen. Die sind nämlich gar nicht eklig, wie manche meinen. Sie fassen sich kühl an und es glitscht auch nicht, wenn man sie auf seinem Arm laufen lässt. Dass Weinbergschnecken sozusagen nach Hause zurückfinden, hält der Zoologe Ulrich Wirth aus Freiburg für durchaus möglich. Für Napfschnecken, die im Meer leben und bei Ebbe nur an einer bestimmten Stelle überleben können, ist das ganz wichtig. Für Weinbergschnecken gilt das weniger. Aber da sie zum Beispiel Hell und Dunkel unterscheiden können, und Gegenden am Geruch wiedererkennen, will er ihnen einen Orientierungssinn nicht absprechen. "Warum sollen sie nicht dorthin zurückfinden, wo sie geboren wurden? Viele Tiere können das." Mit unterschiedlicher Geschwindigkeit natürlich. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Kanadagans bis zu 95 Kilometer weit in der Stunde fliegen kann. Weinbergschnecken schaffen immerhin sieben Zentimeter in einer Minute.

Barbara Freitag

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