"Ein großartiger Gänsehautmoment"

ZISCH-INTERVIEW mit Markus Harm, der als Reporter der ZDF-Sportredaktion unter anderem bei der Fußball-WM 2014 dabei war.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/2
Markus Harm kommt als Sportreporter viel in der Welt herum. Foto: Privat

Wir haben gerade in der Schule das Zisch-Projekt der Badischen Zeitung und unsere Aufgabe war es, einen spannenden Artikel zu schreiben oder ein Interview mit einer interessanten Person zu führen. So kam ich, Zisch-Reporter Jonathan Soltau aus der Klasse 4 der Grundschule in Offenburg-Fessenbach, auf die Idee, ein Interview mit Markus Harm zu führen, der Redakteur und Reporter der ZDF-Sportredaktion ist – und außerdem ein sehr guter Freund von meinem Papa.

Markus Harm ist auf der ganzen Welt unterwegs. Er arbeitet seit 2004 beim ZDF und ist neben der Sportberichterstattung spezialisiert auf die Themen Sportpolitik, Korruption im Sport und Doping. Er wohnt in Wiesbaden und hat drei Kinder.

Zisch: Wie wird man eigentlich Sportreporter und wie war das bei dir?
Harm: Als Sportreporter muss man sehr viel Liebe und Interesse für den Sport mitbringen und das hatte ich. Aber es ist nicht nur das, sondern man sollte das Abitur machen, studieren und sich dann schon in diese berufliche Richtung entwickeln. Bei mir was es aber etwas anders. Ich habe lange Fußball und Volleyball gespielt, aber mir hat nur der Sport nicht ausgereicht. Deshalb habe ich Sport und Politik studiert und dann über verschiedene Praktika bei Zeitungen, beim Radio und beim Fernsehen in den Beruf hereingeschnuppert. Vor und während meines Studiums habe ich bereits beim Sender NDR in Schwerin Radioberichte und dann später auch Fernsehberichte gemacht. Nach meinem Studium habe ich 2004 direkt beim ZDF angefangen. Man kann aber heute auch direkt Journalismus studieren, das war bei mir noch nicht so. Ich glaube aber, dass es besser ist, viel Erfahrungen bei Zeitungen, beim Radio oder beim Fernsehen zu sammeln, genauso wie du es gerade ja auch machst. Übrigens, da fällt mir ein, ganz am Anfang habe ich auch so wie du einen Artikel für ein ähnliches Projekt in der Schule geschrieben!

Zisch: Wie sieht eine normale Arbeitswoche bei dir aus?
Harm: Das ist bei uns etwas anders, da wir oft am Wochenende arbeiten, weil Sportveranstaltungen und Sportsendungen, zum Beispiel das ZDF-Sportstudio, hauptsächlich am Samstag und Sonntag stattfinden. Man kann aber nie so richtig sagen, wie die Woche aussehen wird. Montags haben wir immer eine große Redaktionssitzung und davon hängt es ab, was ich mache. Wenn ich zum Beispiel einen Beitrag über die FIFA mache, reise ich vielleicht eine Woche nach Zürich, um Interviews zu führen, oder wenn ich einen Beitrag über die Fußball-Bundesliga mache, dann gehe ich zu Fußballspielen. Meine Woche sieht also immer anders aus. Da ich aber auch Kinder habe, versuche ich, einmal im Monat ein Wochenende frei zu haben.

Zisch: Wo warst du schon überall auf der Welt unterwegs?
Harm: Ich war schon auf allen Kontinenten und in sehr vielen Ländern der Erde unterwegs. Das ist die schöne Seite meines Jobs! Ich habe mich besonders konzentriert auf die Themen Sportpolitik, Korruption im Sport und Doping und deswegen bin ich auf dem gesamten Globus unterwegs. Das Reisen gehört einfach zu meiner Arbeit.

Zisch: Was war dein tollstes Erlebnis als Reporter, und wer war die berühmteste Person, die du interviewt hast?
Harm: Na, das kannst du dir vielleicht selbst beantworten. Was war 2014? – Deutschland ist 2014 Weltmeister in Brasilien geworden. Ich durfte bei fast jedem Spiel dabei sein und eben auch beim Finale in einem der schönsten Stadien der Welt, im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro vor 75 000 Zuschauern – und Deutschland wurde Weltmeister. Unglaublich! Das war schon ein großartiger Gänsehautmoment! Oh, es gibt viele bekannte Sportler und Sportfunktionäre, die ich schon getroffen habe und die du sicher auch kennst, zum Beispiel die Fußballer Neymar und Messi, Cristiano Ronaldo…. Ein ganz besonderer Moment aber war mit dem brasilianischen Ronaldo, wenn du ihn noch kennst. Er hat 2002 im WM-Finale gegen Deutschland zwei Tore geschossen und Brasilien zum Weltmeistertitel geführt. Er hat mich mal eine Stunde zu sich nach Hause eingeladen und wir haben Kaffee getrunken und erzählt. Das war sehr beeindruckend!

Zisch: Warst du schon einmal bei den Olympischen Spielen, und wie ist es dort?
Harm: Ja, da war ich auch schon, und zwar drei Mal bei den Winterspielen und zwei Mal bei den Sommerspielen. Aber diese Zeit ist für uns Reporter sehr, sehr, sehr anstrengend und arbeitsintensiv, da so viele Sportwettkämpfe innerhalb von zwei Wochen stattfinden, aber es ist natürlich auch eine tolle Herausforderung. Ich war zum Beispiel 2016 bei den Spielen in Rio de Janeiro für die Interviews im Schwimmen zuständig und habe große Sportler wie Michael Phelps hautnah erlebt. Das war auch sehr beeindruckend.

Zisch: Was hat sich für dich geändert in der Corona-Zeit?
Harm: Es ist natürlich vieles anders geworden, da ich nicht mehr so viel reisen kann. Meine Reiseaktivität und mein Berichtsgebiet sind seit März extrem eingeschränkt. Wir machen derzeit viel digital – so wie auch wir beide gerade – oder führen Interviews am Telefon. Das mag ich aber nicht so gerne. Ich finde es besser, Menschen persönlich zu treffen und Interviews Auge in Auge zu führen. Ansonsten ist es wie bei allen: Es gelten Maskenpflicht, Einschränkungen im Alltag und eben auch Einschränkungen und strenge Hygieneregeln bei Fußballspielen, in Volleyballhallen und so weiter. Aber das ist gerade nun mal die Zeit, und auch wir Sportreporter halten uns an die Regeln.

Zisch: Was muss man besonders gut können, um Sportreporter zu werden?
Harm: Man sollte wahrscheinlich sportlich sein, ein breites sportliches Interesse haben und auch andere Sportarten gut finden. Da ich mehr ein Reporter für Sportpolitik bin, muss ich extrem viel lesen. Sicher ist es auch von Vorteil, verschiedene Sprachen zu sprechen, kommunikativ zu sein, und man sollte es mögen, viel mit Menschen zu tun zu haben.
PDF-Version herunterladen Fehler melden

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel