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Ein Japaner will den Mond umrunden

Angela Köhler
  • Mi, 19. September 2018
    Panorama

Yusaku Maezawa ist schwerreich und ein wenig verrückt   – nun jettet der Modehändler mit Elon Musks Firma Space-X ins Weltall.

Nach oben zum Mond zieht es ihn: Yusaku Maezawa   | Foto: AFP
Nach oben zum Mond zieht es ihn: Yusaku Maezawa Foto: AFP

TOKIO. Japan ist begeistert. Ein Sohn Nippons darf als erster Weltraumtourist den Mond umrunden. Die Nachricht aus den USA sorgte am Dienstag im fernöstlichen Industriestaat für große Schlagzeilen und helle Begeisterung. In Los Angeles hatte Space-X-Chef Elon Musk am Montagabend (Ortszeit) bekanntgegeben, dass der  Milliardär Yusaku Maezawa für ihn die erste Wahl ist. Der 42-Jährige war bei der Präsentation selbst dabei.

"Das ist mein Lebenstraum. Seit ich ein Kind bin, liebe ich den Mond", sagte der Japaner strahlend in die vielen Kameras. Die spektakuläre Reise soll 2023 stattfinden und rund eine Woche dauern. Das Raumschiff Big Falcon Rocket werde um den Mond herum fliegen und sich ihm etwa auf 200 Kilometer nähern, sagen die Experten.

Die Entscheidung Musks für Maezawa ist eine handfeste Überraschung. Es hatte im Vorfeld viele Gerüchte über mögliche Prominente gegeben. Im Gespräch waren auch der US-Schauspieler Leonardo Di Caprio und Pop-Star Justin Bieber gewesen.

Der japanische Unternehmer will nicht allein fliegen. Er möchte sechs bis acht Künstler aus aller Welt auf seine Reise einladen. Sie werden gratis fliegen und sollen Inspirationen für Kunstprojekte sammeln. Er denke an Maler, Fotografen, Modedesigner und Architekten, sagte Maezawa: "Die Menschheit wurde auch von Künstlern geprägt, das will ich fortführen", meinte er. "Was werden sie fühlen, wenn sie die Erde sehen und was werden sie dann schaffen?"

Bisher noch offen ist, ob der Technikunternehmer Elon Musk selbst mit von der Partie ist. Was der auserwählte Japaner für dieses Abenteuer zahlt, bleibt ebenfalls ein großes Geheimnis. "Er zahlt viel Geld", sagte Musk. Die Summe trage erheblich zur Entwicklung der Big-Falcon-Rakete bei, deren Kosten er zuvor auf rund fünf Milliarden Dollar geschätzt hatte. Die Rakete wird derzeit in einer riesigen Fabrik im kalifornischen Hawthorne gebaut. Vor dem Mondflug des Japaners mit seinem Künstlerteam werde sie natürlich in mehreren Versuchen erprobt.

Die Ära des Weltraum-Tourismus begann bereits 2001. Damals flog der kalifornische Geschäftsmann Dennis Tito mit einer russischen Rakete zur Internationalen Weltraumstation. Der Trip war von der in Virginia ansässigen Firma Space Adventures organisiert worden, die mittlerweile mehrere gut zahlende Passagiere befördert hat.

Musk warnte bei der Präsentation den Japaner: "Es ist ein wirklich sehr gefährliches Vorhaben – aber wir werden alles für Deine Sicherheit tun."  Gleichzeitig bescheinigte er Maezwawa, er sei "der mutigste Mensch, derjenige, der es am meisten will und der größte Abenteurer."

Viel ist über den Japaner nicht bekannt. Auch in seinem Heimatland fragen sich viele Menschen: Wer ist dieser Maezawa überhaupt und womit ist er so reich geworden? Sein Vermögen wird vom Wirtschaftsmagazin Forbes auf 3,6 Milliarden Dollar taxiert. In den japanischen Medien wird er auf der Liste der reichsten Japaner auf Platz 14 eingestuft.

Der geschiedene Vater eines Kindes betreibt seit 2004 vor allem die erfolgreiche Online-Fashion-Plattform Zozotown, die damit wirbt, Kleidung nach Maß herzustellen. Man brauche keine Standardgrößen, sondern schneide alles auf die konkrete Figur zu, lautet das Motto. 1998 spielte Maezawa noch in einer Band, als er die Firma Start Today gründete, die Musik-CDs und zunehmend Kleidung verkaufte. Start Today ist seit 2007 an der Tokioter Börse gelistet.        

Maezawa gilt als unkonventioneller und zurückhaltender Unternehmer, der aber auch Sprüche klopfen kann wie "Man sollte nur drei Tage die Woche zur Arbeit kommen". Eine gewisse Bekanntheit erlangte der 42-Jährige auch als Kunstmäzen. 2012 gründete er in Tokio die Contemporay Art Foundation, in den zurückliegenden zwei Jahren soll er Arbeiten des US-Künstlers Jean-Michel Basquiat für rund 170 Millionen Dollar gekauft haben.  Bei der Präsentation in Kalifornien trug er ein T-Shirt mit einem Motiv des verstorbenen Künstlers. Zur Sammlung des Japaners gehören auch Werke von Pablo Picasso, Roy Lichtenstein, Andy Warhol und Jeff Koons.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 19. September 2018: PDF-Version herunterladen

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