Ein Roboter packt mit an

Eine Schülergruppe vom Müllheimer Markgräfler-Gymnasium entwickelt eine Menschmaschine mit Greifarm und Talker.  

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Ludwig Ettner beim Tüfteln  | Foto: Andreas Thumm
Ludwig Ettner beim Tüfteln Foto: Andreas Thumm

Kann ein Roboter Menschen mit Handicap helfen? Und sind die Jungforscher vom Markgräfler-Gymnasium in Müllheim der Aufgabe gewachsen, so eine Maschinerie zu entwickeln und zu bauen? Zischup-Reporter Andreas Thumm, Schüler der Klasse 9e des Markgräfler-Gymnasiums, hat der Forschergruppe in den Werkräumen der Schule über die Schultern geschaut.

Unter dem Motto "Roboter als Unterstützung" entwickeln drei Jungforscher derzeit am Markgräfler-Gymnasium in Müllheim ein mit Sensoren gesteuertes Greifsystem. Mit dem selbstgebauten Roboter wollen sie einem jungen, körperlich eingeschränkten Mann an seinem Arbeitsplatz in der Lebenshilfe Lörrach buchstäblich unter die Arme greifen. Es ist ihr Ziel, dass dieser zukünftig bei der Arbeit auf deutlich weniger Hilfe seiner Betreuerin angewiesen ist, also mehr alleine machen kann. Ich bin sehr gespannt, wie dies gelingen kann. Bei einem Besuch der Forschergruppe möchte ich mehr über das Projekt erfahren und die technischen Details kennenlernen. Ambitioniert ist das Vorhaben allemal, hat die Gruppe doch bereits 5000 Euro vom Förderprogramm " Mikro Makro Mint" der Baden-Württemberg-Stiftung erhalten.

Mit einer herzlichen Begrüßung empfangen mich die drei Schüler des Forschungsprojekts in den Werkräumen des Markgräfler-Gymnasiums. Bereits seit vier Monaten tüfteln und werkeln Ludwig Ettner, Vincent Boch und Thomas Herrmann zusammen mit ihrer Lehrerin Katharina Lefèvre an ihrem Forschungsprojekt. Es ist zu spüren, mit welcher Leidenschaft die Schülergruppe ans Werk geht. Alle vier, einschließlich der Lehrerin, brennen darauf, ihr herausforderndes Projektziel spätestens in zwei Jahren zu erreichen.

Exakt zugesägt und zusammengesetzt

Auf dem Tisch thront bereits das Grundgerüst des Roboters. Aus vorgefertigten vierkantigen Aluminiumschienen haben die Schüler den Unterbau zusammengeschraubt. Thomas erklärt mir die anspruchsvolle Arbeit: "Alle Teile mussten exakt zugesägt und zusammengesetzt werden, damit später die darauf montierte Spindel und der Motor als Antrieb des Greifers problemlos funktionieren." Noch stehen viele wichtige Arbeitsschritte aus, bevor der Greifer seinen Betrieb aufnehmen kann. Später sollen damit einmal Plastiktütchen mit Kleinteilen gegriffen und für den jungen Mann in der Lebenshilfe Lörrach vor eine Lupe gehalten werden. Auch zum Abwiegen der Kleinteile und zum Sortieren und Zuordnen wird der Roboter zukünftig gebraucht. Ludwig Ettner ergänzt fachkundig: "Vielleicht bekommen wir es sogar hin, dass unser Roboter über den Talker gesteuert werden kann." Da der junge Mann in der Lebenshilfe nicht nur körperlich stark eingeschränkt ist, sondern auch nicht fähig ist zu sprechen, kann er nur per Blickkontakt über den Talker kommunizieren. Dadurch ist die Aufgabe für die Jungforscher besonders schwierig. Eine echte Herausforderung.

Es wird geschraubt, programmiert und diskutiert

Kurz darauf stürzen sich die drei Schüler wieder in ihre Arbeit. Dabei erlebe ich die lockere, witzige, aber auch konzentrierte Arbeitsatmosphäre in der Gruppe. Katharina Lefèvre erzählt deshalb auch sichtlich stolz, wie motiviert und engagiert die Schüler am Projekt arbeiten, und dies auch teils in ihrer Freizeit und in den Ferien. Unter den Dreien entwickelt sich in der Diskussion ein reger Ideenaustausch: "Machen wir das Grundgerüst niedriger und stabilisieren wir es mit Querstreben oder muss der Unterbau doch höher konstruiert werden, was meinst du, Thomas?" "Ich glaube, wir sollten uns erst einmal um die Programmdaten für den Mikro-Controller kümmern, sonst bekommen wir die Steuerung für den Motor nicht hin", wirft Ludwig ein.

Nach den Diskussionen, welche Ideen nun umgesetzt werden und welche nicht, geht es so richtig ans Eingemachte, es wird geschraubt, programmiert, und Kabel werden miteinander verbunden. Es herrscht ein eifriges Miteinander. Angesprochen auf die Frage, was ihm am Projekt besonders gut gefalle und was ihn motiviere und antreibe, sagt mir Thomas Herrmann: "Ich finde es besonders schön, dass ich hier in der Gruppe mein technisches Interesse dazu nutzen kann, um einen Mitmenschen ein wenig zu unterstützen. Es entsteht etwas Praktisches und Sinnvolles, und zugleich macht es eine ganze Menge Spaß." Sein Kollege Ludwig ergänzt: "Wir lernen hier bei der Projektarbeit auch sehr viel über Sensoren, Computerprogrammierungen und Antriebstechniken. Das können wir vielleicht für unser späteres Berufsleben brauchen."

Nun erkundige ich mich bei den Technikern danach, welches Teil am Roboter am wichtigsten sei. Lehrerin Lefèvre antwortet, dass eigentlich alle Teile wichtig seien. Den Arduino, einen kleinen Mikro-Controller, könne man allerdings als das Herz des Roboters bezeichnen. In Zukunft soll dieser sogar durch mehrere Arduino-Platinen gesteuert werden, die untereinander kommunizieren, um dem Greifsystem konkrete Befehle zu geben, ob die Plastikbeutelchen beispielsweise nach oben oder nach unten gefahren werden sollen. Klingt ziemlich kompliziert. Zumindest für Außenstehende.

Am Ende meines Besuches in den Werkräumen des Gymnasiums weist mich Katharina Lefèvre darauf hin, dass zur Gruppe eigentlich auch noch zwei weitere Schüler gehören – Emma Vallon und Leonard Weese, diese seien heute aber leider nicht dabei.

"Zusammen wollen wir unser Projekt im kommenden Jahr bei ’Jugend forscht’ einreichen, um diesen Wettbewerb vielleicht auch zu gewinnen." Mit vielen neuen Eindrücken verlasse ich die Forschergruppe. Ob dieses Projekt erfolgreich sein wird, sehen wir spätestens in zwei Jahren.

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