Neustart in Deutschland

Eine Entscheidung, die mein Leben verändert hat

Mit sieben Jahren kam Estera Bathory, Schülerin der Klasse 8a der Freiburger Pestalozzi-Realschule, von Rumänien nach Deutschland. In ihrem Text beschreibt sie, wie traumatisch ihr Start hier war.  

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Die Kathedrale von Timisoara  | Foto: Estera Bathory
Die Kathedrale von Timisoara Foto: Estera Bathory
Im Jahre 2012 kam ich zum ersten Mal nach Deutschland. In der Zeit davor lebte ich mit meiner Familie in Timisoara, einer Stadt in Rumänien, wo ich auch den Kindergarten besuchte. Als ich ins Schulalter kam, entschieden sich meine Eltern aus beruflichen Gründen nach Deutschland umzuziehen. Doch wer hätte gedacht, dass diese Entscheidung auch für ein kleines Kind, wie ich es damals war, zunächst so schlimm sein könnte?

Zuerst blieb ich als als siebenjähriges rumänisches Mädchen für eine Woche in Deutschland und wurde in der Grundschule angemeldet. Dann ging es noch einmal für kurze Zeit zurück nach Rumänien. Im September kam ich wieder nach Deutschland, blieb dann dort und wurde eingeschult. Es war am Anfang sehr schwer für mich, da ich kein Deutsch verstand. Oft weinte ich im Unterricht und wusste nicht, über was alle Lehrer redeten, was gerade passierte oder was ich machen musste.

Die Lehrer verhielten sich nicht unbedingt nett zu mir. Als ich einmal während des Unterrichts die Aufgabenstellung wegen meiner schlechten Deutschkenntnisse nicht verstehen konnte, regte meine Lehrerin sich deswegen auf, nahm mich und brachte mich zum Schuldirektor. Sie schickten mich sogar zum Psychologen, zu dem ich dann anschließend regelmäßig gehen musste. Die Lehrer dachten, dass ich psychische Probleme habe. Beim Psychologen wurden eine Reihe von Tests durchgeführt, bei denen ich beobachtet wurde. Die Psychologin merkte aber ziemlich schnell, dass mit mir nichts falsch war, sondern dass die Schule ein Trauma für mich war. Es stellte sich heraus, dass ich ein ganz normales Kind war.

Ich war einsam und schüchtern. Außerdem wollte ich nicht mehr zur Schule gehen. All die Menschen, die mich anmeckerten, weil ich nicht viel Deutsch verstand, die Unsicherheit, die ich fast jeden Morgen spürte, die Tränen, die mir fast jeden Tag runterflossen und das Gefühl, sich nicht Zuhause zu fühlen... Es war einfach schrecklich. Während ich in Deutschland lebte, starb meine Urgroßmutter, mit der ich früher in Rumänien zusammengewohnt hatte. Es war sehr schwer.

Mit der Zeit lernte ich immer mehr Deutsch und mein Leben wurde besser! Meine erweiterten Deutschkenntnisse ermöglichten es mir, neue und langjährige Freundschaften zu schließen. Gott sei Dank, fühlte ich mich immer besser und der Albtraum fand irgendwann ein Ende. Mir geht es jetzt gut. Und jedes Jahr fahre ich nach Rumänien in den Urlaub. Ich bin heute sogar dankbar dafür, dass ich nach Deutschland gekommen bin, denn so fiel mir erst auf, wie schön Rumänien ist.
Ein Spruch, den ich sehr gerne mag, lautet: Erst wenn du in der Ferne bist, merkst du wie schön die Heimat ist.

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