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"Vogue"-Chefin Anna Wintour

Eine Ikone der Modewelt wird 70 Jahre alt

  • dpa

  • Fr, 01. November 2019, 20:30 Uhr
    Panorama

Große Sonnenbrille, Bob mit Stirnfransen, Haute-Couture-Kleid: Die legendäre "Vogue"-Chefin Anna Wintour ist längst zur Marke geworden. Nun wird sie 70 und denkt nicht ans Aufhören.

„Vogue“-Chefin Anna Wintour wird am Sonntag 70. Gerüchte um einen Rückzug aus der Zeitschrift sorgen immer wieder für Nervosität in der Branche. Foto: Lukas Coch (dpa)
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Große Sonnenbrille, akkurat geschnittener Bob mit Stirnfransen, Haute-Couture-Kleid: Die legendäre Mode-Journalistin Anna Wintour hat sich längst selbst als Marke mit Wiedererkennungswert etabliert. Am Sonntag feiert die "Vogue"-Chefin ihren 70. Geburtstag.

Die große dunkle Sonnenbrille setzt Anna Wintour nur ganz selten ab. "Sie ist unglaublich hilfreich, denn man kann verhindern, dass Menschen wissen, worüber man gerade nachdenkt", sagte die Chefin der glamourösen US-Modezeitschrift "Vogue" einmal in einem Interview mit dem Nachrichtensender CNN. "Sie hilft mir auch, wenn ich ein bisschen müde oder schläfrig bin. Und vielleicht ist sie auch ein bisschen zu so einer Art Krücke geworden von allem, was ich bin."

Wintour hält nicht viel vom Wirbel um ihr Aussehen

Zur Sonnenbrille gehören der akkurat geschnittene braune Bob mit Stirnfransen und ein Haute-Couture-Kleid. Selbst Menschen, die sich nicht weiter für die Mode-Branche interessieren, erkennen Wintour auf der Straße. "Schon ihre Frisur ist aus dem Weltall sichtbar", witzelte jüngst die britische Zeitung Guardian.

Von all dem Interesse an ihrem Aussehen hält Wintour, die am Sonntag 70 Jahre alt wird, selbst allerdings nicht so viel. Es sei keine "strategische Entscheidung" gewesen. "Ich habe mich einfach gut damit gefühlt, das war alles. Ich bin ein Gewohnheitstier." Seit einiger Zeit sei ihr ihre Garderobe allerdings "ein bisschen langweilig" geworden, sagte Wintour vor Kurzem bei einer Konferenz. "Es ist Zeit für eine Veränderung."

Aber die 1949 in London als Tochter eines Zeitungsherausgebers geborene Wintour stellt auch klar: "Ich arbeite nicht für Anna Wintour. Ich arbeite für den Condé-Nast-Verlag. Ich habe keine eigenen Social-Media-Plattformen oder suche nach persönlicher Anerkennung."

"Manchmal gibt es da eine bestimmte Art von persönlicher Kritik gegen mich, die wahrscheinlich ein Mann in meiner Position nicht abbekommen würde." Anna Wintour
Bei ihrer Arbeit hat Wintour spätestens seit dem Erfolgsfilm "Der Teufel trägt Prada" von 2006, in dem Meryl Streep eine unverkennbar auf Wintour beruhende Magazin-Chefredakteurin spielt, den Ruf einer fiesen Chefin weg, die ständig das Unmögliche will und keinerlei Fehler verzeiht. Auch das ist ein Baustein der Marke geworden – und sie trägt es mit Fassung. "Manchmal gibt es da eine bestimmte Art von persönlicher Kritik gegen mich, die wahrscheinlich ein Mann in meiner Position nicht abbekommen würde", sagt die Mode-Ikone.

Für Condé Nast ist Wintour, die beim Londoner Nobel-Kaufhaus Harrods eine Ausbildung machte und dann über verschiedene Mode-Magazine zur "Vogue" kam, sowieso längst unverzichtbar geworden. Schon das leise Gerücht eines Rückzugs der Grande Dame jagt Schauer des Entsetzens durch die Branche. Im vergangenen Jahr wurden die Gerüchte so laut, dass sich der New Yorker Verlag gezwungen sah, per Mitteilung zu erklären, sie werde "unbefristet" weitermachen. Wintour selbst äußerte sich dazu nicht.

Seit 1988 ist Wintour, die von 1984 bis 1999 mit dem Kinderpsychologen David Shaffer verheiratet war und mit ihm einen Sohn und eine Tochter hat, schon Chefredakteurin der "Vogue". Die Magazinwelt um sie herum hat sich in dieser Zeit komplett verändert. "Bei meinem ersten Job als junges Mädchen in Großbritannien war es eine tolle Sache, wenn wir 90 000 Menschen erreicht haben. Jetzt haben wir etwa 22 Millionen Fans auf dem Instagram-Account der US-‚Vogue‘." Gleichzeitig sinken die Druckauflagen vieler Magazine, Werbeeinnahmen brechen weg.

Wintours politischer Standpunkt ist klar

Journalisten müssten heutzutage Standpunkte beziehen, davon ist Wintour, die jeden Tag vor fünf Uhr früh aufsteht, überzeugt. "Die Menschen wollen wissen, woran du glaubst und wofür du stehst. In dieser Zeit der Fake News, wo Wahrheit, Werte und die Unterstützung Bedürftiger so wenig angesehen werden, haben wir eine moralische Pflicht, für das einzustehen, was richtig ist."

Wintours Standpunkt ist dabei entschieden auf Seiten der Demokraten: Die frühere First Lady Michelle Obama und die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton feierte sie auf dem Cover der "Vogue". Und auch wenn die derzeitige First Lady Melania Trump, ehemaliges Model, im Hochzeitskleid auf dem Titelbild der "Vogue" 2005 war, ist Wintours Meinung zu ihrem Mann, US-Präsident Donald Trump, eindeutig. Was der tun könne, um zur legendären "Met Gala" eingeladen zu werden, mit der Wintour jedes Jahr die Party mit der begehrtesten Gästeliste New Yorks feiert? "Absolut nichts," sagt Wintour.

Eine herzliche Beziehung hat Wintour dagegen zur Queen. Seit 2017 darf die Mode-Ikone sich nach Auszeichnung der britischen Monarchin "Dame" nennen, ein Jahr später saßen die beiden nebeneinander in der ersten Reihe der Londoner Modewoche. "Wir haben darüber gesprochen", erzählte Wintour, "wie lange wir beide schon unsere jeweiligen Jobs machen."

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 02. November 2019: PDF-Version herunterladen

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