"Vera-3-Test"

Eine Überdehnung des eigentlichen Zwecks

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Zu: "Irritation um Vera-3-Test in Grundschulen", Beitrag von Axel Habermehl und Thomas Steiner (Politik, 3. Juli)

Vera-Tests: Diagnose ja, aber bitte mit Maß und Ziel. Mit wachsender Skepsis blicke ich als Lehrkraft mit 25 Jahren Berufserfahrung auf die immer stärkere Gewichtung der sogenannten Vera-Tests. Was einst als internes Diagnoseinstrument gedacht war, erhält nun zunehmend sogar den Status eines Maßstabs für Qualität und Schulentwicklung – mit problematischen Folgen, gerade auch im gymnasialen Bereich.

Am Beispiel der "Vera-8"-Tests in den Fremdsprachen wird dies besonders deutlich: Getestet werden ausschließlich das Hörverstehen und das Leseverstehen – zwei wichtige Teilkompetenzen, gewiss. Aber zentrale Fähigkeiten wie das Verfassen eigener Texte und die mündliche Ausdrucksfähigkeit bleiben unberücksichtigt. Dabei sind es gerade diese produktiven Fertigkeiten, die im Fremdsprachenunterricht den entscheidenden Unterschied machen – und die später auch im Abitur abgeprüft werden. Hinzu kommt: Für die Fachlehrkräfte bieten die Tests nur begrenzte diagnostische Hinweise. Wer Schülerinnen und Schüler ganzheitlich und nicht nur deren Teilleistungen betrachtet, wird ihnen kaum auf Basis von Multiple-Choice-Fragen gerecht. Wirklich aussagekräftige Hinweise liefern hingegen externe Sprachzertifikate wie das Cambridge Certificate oder das französische DELF-Diplom. Diese Prüfungen verlangen nicht nur rezeptive, sondern auch produktive Leistungen – schriftlich wie mündlich.

Eine systematische Einbindung solcher Zertifikate in die für Schulen verpflichtende Diagnosekultur wäre bei Fremdsprachen ein großer Gewinn. Und die zunehmende Tendenz, aus Vera-Ergebnissen weitreichende Rückschlüsse auf Lernstände und Qualität von Schulentwicklung zu ziehen, führt letztlich zu einer Überdehnung ihres eigentlichen Zwecks. Das gilt sowohl für die Grundschule – wie der jüngste Bericht zur Rechtschreibleistung zeigt – als auch für weiterführende Schulen. Solide Diagnostik ja – aber nicht um den Preis verzerrter oder verkürzter Leistungsbilder. Volker Wacker, Oberkirch
Schlagworte: Volker Wacker, Thomas Steiner, Axel Habermehl
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