Havarie auf der Rheintalstrecke
Eingefrorene Baustelle – ein Jahr nach dem Tunneldebakel von Rastatt

Vor einem Jahr sackten in Rastatt bei Bauarbeiten an einem Tunnel die Gleise der Rheintalbahn ab. Bis heute gibt es keine Klarheit über die Ursache – und über die Kosten. Eine Spurensuche auf der Baustelle.
Am 15. August wollten sie gemeinsam feiern: Bauarbeiter, Ingenieure, Planer, natürlich sollten auch Vertreter des Bauherrn beim sogenannten Durchstich dabei sein und mit anstoßen. Nach 4,2 Kilometern im Erdreich sollte die Vortriebsmaschine "Wilhelmine" am Südportal der Oströhre in Rastatt-Niederbühl sich aus dem aufgebrochenen Loch wühlen und wieder ans Tageslicht kommen. Doch 90 Meter vor dem Ziel, drei Tage vor der Feier, wurde "Wilhelmine" abgeschaltet und eingegraben. Seither ruht sie dort und wartet erneut auf ihre Befreiung.
Holger Müller steht knapp ein Jahr später im gleißenden Licht der Sommersonne, die um die Mittagszeit erbarmungslos brennt. Der rote Helm wirft ein wenig Schatten auf seine Augen, darüber bilden sich winzige Wasserperlen. Müller blickt von dem provisorischen Fußgängerüberweg hinunter auf die Gleise der Rheintalstrecke bei Rastatt und auf die Baustelle, die so recht keine Baustelle mehr ist seit dem 12. August 2017. Nicht dass nicht gewerkelt wird, aber Baufortschritt sieht irgendwie anders aus. Müller wirkt alles andere als entspannt, eher wie ein Galopper, der in die Startbox geführt wird.
An jenem Samstag vor einem Jahr drang Wasser in den frisch aufgebrochenen und mit Betonsteinen ausgekleideten Tunnel ein. Die Bauarbeiter registrierten kleine Ritzen zwischen den Tübbingen, wie die vorgefertigten Betonteile heißen. Zu Ringen verbunden bilden sie die Röhre. Jedes der 30 000 Teile hat in dem Tunnel seinen festen Platz, jedes der Ringsegmente ist ein ...
Holger Müller steht knapp ein Jahr später im gleißenden Licht der Sommersonne, die um die Mittagszeit erbarmungslos brennt. Der rote Helm wirft ein wenig Schatten auf seine Augen, darüber bilden sich winzige Wasserperlen. Müller blickt von dem provisorischen Fußgängerüberweg hinunter auf die Gleise der Rheintalstrecke bei Rastatt und auf die Baustelle, die so recht keine Baustelle mehr ist seit dem 12. August 2017. Nicht dass nicht gewerkelt wird, aber Baufortschritt sieht irgendwie anders aus. Müller wirkt alles andere als entspannt, eher wie ein Galopper, der in die Startbox geführt wird.
An jenem Samstag vor einem Jahr drang Wasser in den frisch aufgebrochenen und mit Betonsteinen ausgekleideten Tunnel ein. Die Bauarbeiter registrierten kleine Ritzen zwischen den Tübbingen, wie die vorgefertigten Betonteile heißen. Zu Ringen verbunden bilden sie die Röhre. Jedes der 30 000 Teile hat in dem Tunnel seinen festen Platz, jedes der Ringsegmente ist ein ...