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Endlich laufen!

Stephanie Streif
  • Sa, 02. Februar 2019
    Neues für Kinder

Wenn es Winter wird, spannt Ralf Neudecker seine Huskeys vor den Schlitten – und fährt los.

Ralf Neudecker  | Foto: Stephanie Streif
Ralf Neudecker Foto: Stephanie Streif
Todtmoos ist ein Ort im Hochschwarzwald. Vergangenes Wochenende konnte man sich dort oben fühlen wie in Alaska. Und das nicht nur, weil es eisig kalt war und tüchtig geschneit hat, sondern weil jede Menge Hunde durch die Winterlandschaft galoppierten. Denn in Todtmoos fand das Internationale Schlittenhunderennen statt. Ralf Neudecker war mit seinen sechs Siberian Huskeys dabei.

Das Rennen ist vorbei. Ralf Neudecker steht vor seinem Campingbus und erzählt, wie es gelaufen ist. "Na ja", sagt er. Das eben sei ein Sprint-Rennen gewesen, er fahre aber lieber Mittelstrecke, also Distanzen bis zu 46 Kilometern. Außerdem hätten seine Hunde unterwegs mal Pause machen und ihr Geschäft erledigen müssen. "Und das hat mich Zeit gekostet." Neudecker findet das nicht schlimm. Schön sei es trotzdem gewesen.

Ralf Neudecker ist ein Musher, das ist Englisch und heißt Hundeschlittenführer. Mit seiner Frau und seinen Hunden lebt er in Hasel bei Schopfheim. Seine Huskeys sind zu seinem Hobby geworden. Geplant war das nicht, es ist einfach passiert. "Ich wollte schon immer einen Huskey haben, also habe ich mir vor 18 Jahren einen gekauft." Shana hieß seine erste Hündin. Und Shana fand es gar nicht schön, der einzige Hund im Haus zu sein. "Wir haben schnell gemerkt, dass sie Gesellschaft braucht, also haben wir uns bei der Nothilfe Polarhunde einen zweiten Huskey geholt."

Die Nothilfe Polarhunde ist ein Tierheim für nordische Hunderassen. "Viele Leute", so erklärt Neudecker, "legen sich Huskeys zu, weil sie schön sind." Aber sie können auch ganz schön anstrengend werden. Mit einem Jahr komme ihr Jagdtrieb durch, sagt Neudecker. "Dann fangen sie auch beim Spazierengehen kräftig an zu ziehen. Außerdem haaren sie zwei Mal im Jahr extrem." Während Neudecker erzählt, streichelt er Lobo durchs Fell. Lobo ist der Chef im Rudel. Wird er gestreichelt, wirkt er so gar nicht wie der Chef. Er kuschelt und genießt.

Siberian Huskeys haben ein freundliches Wesen. "Sie wurden so gezüchtet", erklärt der 49-Jährige, "weil sie früher von den Menschen im hohen Norden sogar mit ins Bett genommen wurden. Zum Wärmen." Und klar – einen Hund, der beißt oder bellt, will man nicht im Bett haben. Darum tauge ein Siberian Huskey auch nicht zum Wachhund.

Über die Jahre haben sich die Neudeckers noch mehr Huskeys angeschafft. Um sie und sich zu bewegen, fangen beide an, mit den Hunden zu sportel: Sie joggt, er radelt. Ein Hund rennt immer voraus, ist aber über eine Zugleine mit ihr oder dem Fahrrad von ihm verbunden. Schon damals hätten sie an Rennen teilgenommen, so Neudecker. "Aber irgendwann hatten wir genug." Gerade im Herbst sei es draußen immer matschig gewesen. Die Neudeckers steigen um. Erst auf Skier, später auf den Schlitten. So wurde aus dem Schwarzwälder Ralf Neudecker ein Musher.

Wenn die Neudeckers nicht arbeiten, kümmern sie sich um ihre Hunde. Morgens um halb fünf wird aufgestanden, dann heißt es Hunde bewegen, Zwinger reinigen und Hunde füttern. Vier Mal die Woche wird trainiert. Und das heißt vor allem eines: Strecke machen, Kondition aufbauen. Wie sie im Gespann laufen müssen, lernen Junghunde von den erfahrenen Hunden schnell. Im Winter geht es zum Training in den Schnee, im Frühling und im Herbst spannt Neudecker seine Hunde vor einen Trainingswagen und fährt auf Waldwegen. "Übertreiben sollte man es dabei nicht. 20 Kilometer reichen. Der Waldboden ist für Huskeys nicht der ideale Untergrund. Ihre Pfoten und Gelenke sind an Schnee gewöhnt."

Auch zu warm sollte es nichts ein. Im Sommer machen die Huskeys der Neudeckers darum vor allem eins – abhängen. Ganz anders im Winter: Kaum hat man sie vor den Schlitten gespannt, wollen sie nur eins: laufen.

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 02. Februar 2019: PDF-Version herunterladen

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