Freibadsaison

Er wird Zeit, für mich zu gehen

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  | Foto: BZ-Grafik
Foto: BZ-Grafik
Schon Reinhard Mey hat es einst besungen: das Ende der Saison, das nun auch in den beliebten Freibädern der Region mit dem nahen Ferienende droht. Wo sich wie in Emmendingen noch an Pfingsten 6500 Badegäste drängten, da ziehen jetzt an diesem spätsommerlichen Vormittag gerade mal sechs Hartgesottene ihre Bahnen – bei nur von wenigen Wolken getrübtem strahlend-blauem Himmel und 23 Grad Wassertemperatur. Wo sind sie nur alle hin, die lärmenden Kinder, die balzenden Teenager, die kraulenden Frühsportler oder die miteinander quasselnden Damen mit den unvermeidlichen Badehauben? Allein Oscar, wegen seines Schwimmstils und der Schnorchelmaske auch als U-Boot bekannt, ist dem Freibad über der Elz bei jedem Wetter treu. Der bald 82-jährige Italiener hält wohl den Allzeitrekord als Badegast, nur eine Handvoll Tage hat er versäumt und mit einer selbstgemachten Pizza bedankte er sich auch diesmal wieder beim Schwimmbadpersonal. Und Dankbarkeit empfinden auch die meisten übrigen Stammgäste, die das Idyll zwischen Elz und Allmendwiesen und ihr freundliches Betreiberteam ins Herz geschlossen haben. Es ist ein eingelöstes Glücksversprechen eines diesmal etwas wankelmütigen Sommers, der nun leider zu Ende geht. Also noch ein vielleicht letztes Mal rein ins Becken und das blitzsaubere, weiche Wasser in vollen Zügen genießen, fast allein mit sich und den Erinnerungen an eigene Kindheits- und Jugendtage. Hier wurden Seepferdchen und Freischwimmerabzeichen, die ersten Orden des Lebens, zum Sinnbild für das Größerwerden. Hier wurden die ersten Mutproben vom Sprungturm absolviert, hier lernten die eigenen Kinder das Schwimmen und die Rituale des Erwachsenwerdens, die man heute Coming-of-Age nennt. Das Freibad ist und bleibt ein unverzichtbarer Raum, der Generationen verbindet und Klassengrenzen überwindet – ein Schatz, der bewahrt werden muss. Das gilt es zu bedenken, wenn nach dem Ferienende wie in allen klammen Kommunen auch in Emmendingen über bevorstehende Grausamkeiten im städtischen Sparhaushalt debattiert wird. Hände weg vom Freibad.
Schlagworte: Reinhard Mey
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