Es gab doch mehr als Kino und katholische Kirche

Hunderte strömten in die Abtsberghalle, um die historischen Filmaufnahmen vom Seifenkistenrennen anno 1951 zu sehen.  

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ZELL-WEIERBACH (cwe). Von einem der spektakulärsten Ereignissen der 50er Jahre sprach Museumshistoriker Wolfgang Gall: Mehr als 15 000 Besucher waren 1951 zum Seifenkistenrennen am Hexenstein gepilgert. Und das, obwohl Zell-Weierbach damals durch und durch von der Landwirtschaft geprägt war. Die 2400 Einwohner Zell-Weierbachs hielten in ihren Ställen 350 "Rindviecher" und 290 Schweine. "Der Winzerkeller war zum Zeitpunkt des Rennens noch von der französischen Besatzungsmacht beschlagnahmt", berichtete Gall beim Filmabend über das legendäre Seifenkistenrennen in der Abtsberghalle.

Der Offenburger Fotograph Paul Stober hatte damals die Szenen gefilmt und die historischen Dokumente dem Museum vermacht. "Heute wäre so ein Seifenkistenrennen Kindesmisshandlung", begrüßte Ortsvorsteher Klaus Basler die mehr als 500 Zuschauer - und die inzwischen um ein halbes Jahrhundert gealterten Fahrer. 96 selbs gebaute Objekte gingen auf die Piste. Einige brachten es auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von satten 48 Stundenkilometern.

"Die Räder bereiteten die größten Probleme", erzählt ein Fahrer. Franz Fröhlich nickt. Er montierte sogar die Räder von Vaters Fahrrad für das Rennen ab. Ob er das durfte, darüber möchte er selbst heute noch nichts sagen. Der damals 16-Jährige machte zu dieser Zeit eine Ausbildung als Maschinenschlosser beim Ausbesserungswerk der Bundesbahn. Der Lehrling wurde dann vom damaligen Leiter des Offenburger Jugendwerkes Otto Dehmer auserkoren, die verschiedenen in Frage kommenden Strecken zu testen. "Ich war schon ohne Führerschein Lastwagen gefahren", und so war der junge Mann auch ohne Bedenken gleich mit von der Partie. "Der Weg vom Ortenberger Schloss herunter hatte zu enge Kurven. Am Bühlweg vom Käfersberg runter fehlte Platz für Zuschauer", erinnert sich Fröhlich. So entschied man sich für die Strecke vom Hexenstein durchs Riedle.

Fröhlich holt ein gerahmtes Bild aus seiner Manteltasche. Es zeigt ihn in einer Seifenkiste. Damals kam er nur auf Platz sechs. Manfred Holzer, ein anderer "Seifenkistler", kennt Fröhlich vom Jedermannsport. Zufällig stellten beide fest, dass sie beim Rennen gestartet waren. "Für die Jugend gab es außer Kino und katholische Jugend nicht viel", erinnert sich Holzer, der damals zwölf war. Zwei Fahrer ehrte Alfons End, der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtskreises an diesem Abend: Hans Schmieder und Ottmar Lang. Der eine hatte sein Gefährt im Keller, der andere im Heuschuppen für die Nachwelt aufgehoben.

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