Zischup-Interview

"Es gibt heutzutage mehr Jugendliche mit Depression"

Dr. Klaus Hennighausen ist leitender Oberarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Freiburg. Er betreut dort die Stationen Ruffin und Emminghaus. Ein Schüler der Klinikschule hat ihn interviewt.  

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Sein Arbeitsplatz ist die Kinder- und Jugendpsychiatrie: Dr. Klaus Hennighausen  | Foto: privat
Sein Arbeitsplatz ist die Kinder- und Jugendpsychiatrie: Dr. Klaus Hennighausen Foto: privat
Zischup: Herr Hennighausen, was sind Ihre Aufgaben als leitender Oberarzt?
Klaus Hennighausen: Ich bin im Großen und Ganzen für die Verwaltung zuständig, das heißt ich stelle Mitarbeiter ein, verwalte das Budget der Klinik usw. Außerdem mache ich Vorlesungen für Medizinstudenten und arbeite in der Forschung. Dort untersuchen wir die unterschiedlichen Krankheiten, wie oft sie vorkommen, wie man sie behandelt...

Zischup: Wie reagiert Ihr Umfeld auf Ihren Beruf?

Klaus Hennighausen: Viele wissen erst einmal nicht genau, was man als Oberarzt in der Psychiatrie macht, aber wenn ich es dann erkläre, finden die meisten es toll.

Zischup: Wie lange arbeiten Sie schon hier?
Klaus Hennighausen:
Seit zwölf Jahren in Freiburg, davor war ich an der Uni-Klinik in Marburg.

Zischup: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Klaus Hennighausen: Ich wandere und fotografiere gerne. Außerdem spiele ich noch Klavier. Leider habe ich durch meinen Beruf nur wenig Zeit dafür.

Zischup: Wollten Sie schon immer Arzt werden?

Klaus Hennighausen: Nein, erst in der Oberstufe wollte ich Medizin studieren.

Zischup: Welche Krankheiten haben die Kinder auf den beiden Stationen?

Klaus Hennighausen: Es treten fast alle Krankheiten auf, die im Kindesalter vorkommen. Am häufigsten kommen Patienten mit Magersucht, Angststörungen oder Depression. Es gibt noch eine Tagesklinik, dort sind kleinere Kinder mit zum Beispiel ADHS oder Autismus.

Zischup: Wie lange gibt es die Kinder- und Jugendpsychiatrie schon?

Klaus Hennighausen: Seit fast vierzig Jahren.

Zischup: Ist es schwer, Beruf und Freizeit zu trennen?

Klaus Hennighausen: Das kann man lernen. Für etwa eine Woche im Monat ist man rund um die Uhr im Dienst. Dann ist es nicht einfach.

Zischup: Gibt es Fälle, die Sie besonders berühren?

Klaus Hennighausen: Einzelne Fälle, wie zum Beispiel wenn der Patient nicht gesund wird oder nach Aufenthalt hier nicht nach Hause zurückkehren kann, sind sehr schade.

Zischup: Gibt es heutzutage mehr Erwachsene mit psychischen Erkrankungen?

Klaus Hennighausen: Nicht deutlich mehr, sie werden bloß nicht mehr versteckt. Früher hat man viel mehr versucht, psychische Krankheiten zu vertuschen. Man hat die Psychiatrien aufs Land gebracht, um die Patienten aus dem alltäglichen Leben zu entfernen, und sie eingesperrt. Heute kann man psychische Krankheiten auch viel besser heilen.

Zischup: Wie sieht das mit Kindern und Jugendlichen aus?

Klaus Hennighausen: Leider ist die Altersgrenze von manchen Krankheiten gesunken, das heißt es gibt heutzutage mehr Jugendliche mit Depression. Durch den Medieneinfluss, durch Fernsehen, Modebusiness etc. ist auch die Anzahl an Magersüchtigen gestiegen. Allerdings hat man früher eine Anorexie (Magersucht) oft nicht als solche erkannt. Manchmal dachte man, der Gewichtsverlust läge an Tuberkulose (eine Lungenkrankheit). Franz Kafka beispielsweise soll auch an Anorexie gestorben sein, nicht, wie damals vermutet, an Tuberkulose.

Zischup: Würden Sie Ihre Kinder hier behandeln lassen?

Klaus Hennighausen: Wenn ich nicht selbst hier arbeiten würde, ja. Da ich ja aber Arzt bin, würde ich sie natürlich lieber zu Hause behandeln.

Zischup: Gibt es etwas, was Sie an der Klinik ändern wollen?

Klaus Hennighausen: Ja, an den Räumlichkeiten gibt es noch viel zu tun. Ich würde gerne Wohnmöglichkeiten für Eltern bauen, außerdem neue Therapien einsetzen, wie zum Beispiel Reittherapie. Dann wäre es mein Wunsch, eine Tagesklinik für ältere Kinder zu errichten.

Zischup: Wird in nächster Zeit etwas verändert?

Klaus Hennighausen: Ja, ein Niederseilgarten ist gerade in Planung!

Zischup: Möchten Sie noch etwas loswerden?

Klaus Hennighausen: Mein Beruf ist toll, ich würde es jedem empfehlen, Medizin zu studieren. Außerdem suchen wir immer neue Ärzte!

Zischup: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben!

Klaus Hennighausen: Gerne!

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