"Etwas ganz Normales"

BZ-INTERVIEW mit Silvio Scaduto: Er ist Bestatter und kümmert sich um die Verstorbenen.  

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Nach der Beerdigung kommt der Bagger und schaufelt das Grab zu. Foto: afp/privat
Wenn ein Mensch stirbt, muss er begraben werden. Entweder in einem Sarg oder, wenn er lieber verbrannt werden möchte, in einer Urne. Die Menschen, die sich um die Beerdigung und die Trauerfeier kümmern, heißen Bestatter. Silvio Scaduto lernt diesen Beruf gerade. Er ist 23 Jahre alt und wohnt in Freiburg. Claudia Füßler hat sich mit ihm unterhalten.

BZ: Wie war das, als Sie Ihren ersten Toten betreut haben?
Silvio Scaduto: Wir sprechen nicht von Toten, sondern von den Verstorbenen. Bei meinem ersten Verstorbenen hatte ich ein sehr mulmiges Gefühl im Magen und habe mich nicht richtig getraut, ihn anzufassen. Aber dann habe ich gemerkt, dass da nichts dabei ist.
BZ: Ist es auch ein komisches Gefühl, einen Verstorbenen zu waschen, ihn zu schminken und anzuziehen?
Scaduto: Am Anfang schon, ja. Eben weil ich nicht wusste, wie ich mich verhalten soll. Aber mit der Zeit habe ich dazugelernt und heute ist es für mich etwas völlig Normales. Aber ein bisschen mulmig im Magen ist mir ab und zu noch immer.
BZ: Warum zieht man den Verstorbenen Kleidung an? Die frieren doch nicht mehr.
Scaduto: Die Verstorbenen werden angezogen, weil jeder Mensch während seines Lebens angezogen ist. Deshalb ermöglicht man ihm das auch nach seinem Tod. Was er an hat, ist egal. Sehr häufig sucht seine Familie etwas aus, das wir dem Verstorbenen anziehen. Zum Beispiel einen Anzug oder ein Kleid, etwas, das der oder die Verstorbene immer gern getragen hat.
BZ: Lassen sich mehr Leute nach ihrem Tod verbrennen oder im Sarg begraben?
Scaduto: Früher gab es mehr Bestattungen im Sarg, aber heutzutage entscheiden sich immer mehr Leute für eine Feuerbestattung.
BZ: Haben Sie selber schon mal darüber nachgedacht, wie Sie beerdigt werden möchten?
Scaduto: Ja, in einem Sarg. Weil es so viele schöne Särge gibt. Am liebsten in einem aus massivem Eichenholz.
BZ: Was passiert in der Erde?
Scaduto: Der Körper und der Sarg zersetzen sich in der Erde. Das ist ein ganz natürlicher Vorgang. Je nach Bodenart dauert es unterschiedlich lange, bis von einem Menschen nichts mehr übrig ist. Aber mindestens zehn Jahre. Übrigens: Würmer fressen sich durch keinen Sarg. Die leben nämlich nur höchstens 90 Zentimeter tief im Boden, ein Sarg befindet sich aber mindestens in eineinhalb Meter Tiefe.
BZ: Wieso wollten Sie Bestatter werden?
Scaduto: Weil dieser Beruf sehr interessant und abwechslungsreich ist. Vom Abholen eines Verstorbenen bis zum Ausheben eines Grabes mit dem Bagger.
BZ: Wie reagieren die Leute, wenn Sie hören, was Sie beruflich machen?
Scaduto: Erst sind sie sehr erstaunt, und manchmal glauben sie mir nicht. Dann kommen sie eigentlich immer ganz gut damit klar und sie stellen meistens sehr viele Fragen – wie diese hier.
BZ: Was ist das Tollste an Ihrem Beruf?
Scaduto: Mit den großen Autos zu fahren.
BZ: Und was ist nicht so angenehm?
Scaduto: Auf dem Friedhof zu stehen, wenn es kalt ist.
BZ: Müssen Sie manchmal bei einer Beerdigung weinen?
Scaduto: Bis jetzt noch nicht. Aber einmal war ich kurz davor, als ich auf der Beerdigung eines Kindes war.
BZ: Haben Sie Angst vorm Tod?
Scaduto: Nein, denn ich sehe ja in meinem Beruf alles, was nach dem Tod passiert. Es ist eher so, dass ich das Leben jetzt noch mehr schätze.

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