Kultur
Facettenreiche Orgelklänge im Dom in St. Blasien verzaubern
Bach, Buxtehude, Lefébure-Wély und Sibelius gab es beim siebten Domkonzert zu hören. Aber auch den Italiener Niccolò Moretti sowie zwei Eigenkompositionen des aus Aosta angereiste Organist Paolo Bougeat.
Sa, 9. Aug 2025, 8:00 Uhr
St. Blasien
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Dagegen wirkte Dieterich Buxtehudes Ciacona eher grazil. Der Großmeister der norddeutschen Orgelmusik des Barockzeitalters hat die barocke Variationsform der Chaconne mit ihrem ostinaten Bass, über dem sich die melodischen Variationen entfalten, als liedhafte, sanft fließende, immer wieder neu umspielte Linie gestaltet, die Bougeat durch markante Klangfarben in der Registrierung betonte.
Auch seine eigenen Kompositionen bevorzugen eine am Melodischen orientierte Klanglichkeit. Das Impromptu "Resonet in laudibus" von 2024 beginnt mit voneinander abgesetzten zarten Klangtropfen, aus denen die Melodie heraustritt, sich breit aussingt, getragen durch die im Hintergrund schwebende Begleitung. In der folgenden dritten Toccata aus den "Three pop toccatas" aus dem Jahr 2014 baut Bougeat aus einer sich perpetuum-mobile-haft wiederholenden Floskel einen wie von Kaskaden eines Wasserspeiers geformten Klangteppich auf als Grundlage für eine markante Melodielinie im Bass.
Wie direkt aus dem Gesangbuch heraus musiziert und ruhige Zuversicht ausstrahlend erklang Johann Sebastian Bachs Choralvorspiel "Liebster Jesu, wir sind hier", BWV 731, ganz wie auch der Text eine persönliche Gottesbeziehung ausdrückt, die von unverbrüchlichem Vertrauen geprägt ist. Praeludium und Fuge C-Dur BWV 545 schlossen sich daran an, relativ knapp gehalten, mit einer ausgeprägten Pedallinie im Praeludium und einer ganz klar und durchsichtig aufgebauten Fuge.
Mit einer Ciaconna von Johann Bernhard Bach, einem Cousin Johann Sebastians, hatte Bougeat eine weitere kaum je gehörte Komposition im Gepäck, die neben dem der Form geschuldeten Variantenreichtum der Melodie auch noch teils kompositionstechnisch erzeugte, teils durch die Registrierung verstärkte lebendige dynamische Abstufungen bereithielt. In Niccolò Morettis zum Offertorium der Messe komponierter Sonata machten sich deutlich die weltlichen Einflüsse der Blütezeit der Neapolitanischen Oper bemerkbar mit dramatischen Tonrepetitionen zur Melodie und einem insgesamt auffallend theatralischen Gestus in der Musik.
Geradezu szenisch, als gäbe es ein außermusikalisches Programm zu diesem Stück, wirkte dann auch der letzte Beitrag des Konzertes, eine Komposition des Pariser "Modeorganisten" des 19. Jahrhunderts, Louis James Alfred Lefébure-Wély, zugleich auch als "Sortie", also als Ausgang einer Messe gekennzeichnet. Ein Beinahe-Walzer durchzieht mal eher tatsächlich ins Tänzerische driftend, mal eher lyrisch, dann wieder dramatisch abgedunkelt, durchzieht das ganze Stück, dem Bougeat auf den Beifall der Zuhörer hin noch eine ähnlich stark gestisch geprägte Zugabe folgen ließ.