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Flucht aus der Ideenkammer

  • Di, 09. Dezember 2014
    Literatur & Vorträge

     

"Die unglaubliche Geschichte von Wenzel".

Man kann die Geschichte von Wenzel in einfachen Worten zusammenfassen: Wenzels Eltern gewinnen eine Reise auf die Malediven für zwei Personen. Schön für Mama und Papa, dumm für Wenzel, denn der muss, während die Eltern ihren Traumurlaub antreten, irgendwo untergebracht werden. Dumm auch für Onkel Nicolai. Der wollte sich in aller Abgeschiedenheit dem Schreiben eines neuen Kinderbuchs widmen, als ihm die Schwester ihren Sohn unterjubelt.

Natürlich kommt dann alles anders als gedacht. Der vermeintliche Traumurlaub wird eher langweilig, wohingegen Wenzel schier Unglaubliches erlebt. Der Onkel ist nämlich alles andere als ein Langweiler, besonders wenn er gerade ein Buch schreibt. Dann erwachen in seiner Ideenkammer alle Ausgeburten seiner Fantasie zum Leben. Plötzlich müssen sich Onkel, Wenzel und die Nachbarn mit dem rüpeligen Räuber Kawinski, dem Hundeschnüffler Strupp, einem dadaistischen Wesen namens Suseldrusel und einer fußballverrückten Prinzessin herumschlagen, die aus der Ideenkammer des Onkels entwichen sind. Das allein sind schon einmal prima Zutaten für eine lustige Abenteuergeschichte.

Aber es kommt noch ein Kniff dazu: Nicola Huppertz hatte beim Schreiben wohl das berühmte Bild der sich selbst zeichnenden Hände von M.C. Escher vor Augen. Denn kaum hat Onkel Nicolai etwas über den Fortgang einer Geschichte in den Computer getippt, findet diese Geschichte auch außerhalb der Ideenkammer statt. Wenzel kann sich sogar selbst an den Computer schleichen und seine eigene Geschichte fortschreiben. So springt das Buch munter und elegant zwischen Geschichte, Geschichte in der Geschichte und uns Lesern hin und her, bis auch das logische Denken Erwachsener Karussell fährt.

Das Seltsame ist, dass trotz der Angabe des Mindestalters von zehn der achtjährige Testhörer begeistert und problemlos – ehrlich gesagt: problemloser als der Vorleser – mitkam. Wobei, so seltsam ist das gar nicht. Es ist einfach ein wunderbar gelungenes, von Regina Kehn mit präziser Sparsamkeit illustriertes Buch. Ältere Logiker können es sogar als Denksportaufgabe nutzen.
– Nicola Huppertz (Text), Regina Kehn (Illustrationen): Die unglaubliche Geschichte von Wenzel, dem Räuber Kawinski, Strupp und dem Suseldrusel. Mixtvision Verlag, München 2014. 312 Seiten, 13,90 Euro. Ab 8.

Ressort: Literatur & Vorträge

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 09. Dezember 2014: PDF-Version herunterladen

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