Absturz
Flugzeug mit 242 Menschen an Bord stürzt über Indien in Wohngebiet ab
Kurz nach dem Abflug stürzt eine Maschine in Indien ab. An Bord waren 242 Menschen. Das Flugzeug sollte nach London fliegen. Die Hoffnung, Überlebende zu finden, ist gering.
Dirk Godder, Jan Mies und Khang Mischke (dpa)
Do, 12. Jun 2025, 16:29 Uhr
Panorama
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Dichte Rauchschwaden steigen über der Unglücksstelle auf. Die abgerissenen Trümmer des Wracks, ein ausgebrannter Flügel, Teile des Fahrwerks, lassen das Ausmaß der Katastrophe erahnen. Bei einem Flugzeugabsturz in Indien sind viele Menschen gestorben. Rettungskräfte transportierten im Laufe des Donnerstags zahlreiche mit weißen Tüchern bedeckte Leichen ab. An Bord waren 242 Menschen.
Der indische Premierminister Narendra Modi sprach von einer "Tragödie", die fassungslos mache. "In dieser traurigen Stunde" seien seine Gedanken bei allen Betroffenen. Das Flugzeug der Linie Air India war in ein Gebäude gestürzt, unbestätigten Berichten zufolge kam kurz vor dem Unglück ein "Mayday"-Ruf aus dem Cockpit.
Polizeichef: Möglicherweise Überlebende
Er habe die Information erhalten, dass es zahlreiche Todesopfer gebe, teilte der indische Gesundheitsminister Jagat Prakash Nadda auf der Plattform X mit. Eine genaue Zahl nannte er nicht. Bilder sowie nicht verifizierte Videos vermittelten verheerende Eindrücke von der Unglücksstelle. Helfer suchten am Abend weiter nach Überlebenden. Es gebe möglicherweise Überlebende, sagte der Polizeichef von Ahmedabad, Gyanender Singh Malik, der Zeitung "India Today".
Der Flug AI171, eine Boeing des Modells 787 Dreamliner, sollte von Ahmedabad im indischen Bundesstaat Gujarat nach London-Gatwick fliegen und am Abend in England ankommen. Nur Sekunden nach dem Start stürzte es ab. An Bord waren Angaben der Fluggesellschaft zufolge Staatsbürger aus Indien, Großbritannien, Kanada und Portugal. Für den Flug waren zwölf Crewmitglieder eingeteilt.
Der indische Sender NDTV berichtete, mindestens fünf Medizinstudenten seien ums Leben gekommen, als ein Teil oder Teile der Unglücksmaschine auf ihre Unterkunft gefallen seien. Es habe zahlreiche Verletzte gegeben.
Große Anteilnahme: "Erschütternde" Bilder
Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz nahm auf X Anteil. "Wir trauern mit den Familien und Angehörigen", schrieb er unter anderem. Der britische Premierminister Keir Starmer schrieb, die Szenen seien "erschütternd". Auch der britische König Charles III. ließ sich über die aktuelle Entwicklung informieren.

"Wir teilen Ihren Schmerz", schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. An Indiens Premier Modi gerichtet, betonte sie: "Europa ist in diesem Moment der Trauer mit Ihnen und dem indischen Volk solidarisch."
Absturz unmittelbar nach dem Start
Nach Daten des Flugzeugtrackers "Flightradar24" war für den Flug die elf Jahre alte Maschine mit der Kennzeichnung VT-ANB eingeplant. Diese sollte um 13.10 Uhr im Westen Indiens starten und um 18.25 Uhr (jeweils Ortszeit) am Flughafen Gatwick landen. Ahmedabad ist eine der größten Städte Indiens und liegt im Westen des Landes. Bei der Volkszählung 2011 lebten dort 5,6 Millionen Menschen.
Erste Daten des sogenannten ADS-B-Systems, das im Sekundentakt Daten zu Position, Geschwindigkeit und Flughöhe liefert, zeigen laut "Flightradar24", dass das Flugzeug bis auf eine barometrische Höhe von 625 Fuß gestiegen war. Danach sei es mit einer Geschwindigkeit von 475 Fuß pro Minute gefallen.
Die Ursache für den Absturz war vorerst völlig unklar. Die Nachrichtenagentur PA zitierte Natarajan Chandrasekaran von den Air-India-Eigentümern, der von einem "tragischen Unfall" sprach. Das Hauptaugenmerk liege auf der Unterstützung aller betroffenen Menschen und Familien.
Boeing-Maschinen im Fokus
In den sozialen Medien verbreiteten sich unmittelbar nach dem Absturz Videos und Bilder von der Unglücksstelle. Zu sehen auf den nicht verifizierten Aufnahmen sind auch die Arbeiten der Rettungskräfte.

Nach Angaben der Aviation Safety Network Database war es der erste Unfall mit einem 787 Dreamliner. In den vergangenen Jahren war Boeing immer wieder wegen Sicherheitsproblemen in die Schlagzeilen geraten. Bei den Unglücken mit Flugzeugen des Modells 737 Max im Oktober 2018 und März 2019 waren 346 Menschen ums Leben gekommen. Luftfahrtbehörden in aller Welt hatten daraufhin Flugverbote für das Modell erlassen.
Erst nach einigen technischen Verbesserungen wurde das Modell schrittweise wieder für den Flugverkehr freigegeben. Nach dem Absturz am Donnerstag sackte die Boeing-Aktie um knapp acht Prozent ab. Boeing teilte auf Anfrage mit, sie seien mit der Fluggesellschaft in Kontakt. "Unsere Gedanken sind bei den Passagieren, der Crew, den Ersthelfern und allen Betroffenen", teilte Boeing mit.
Über 200 Todesopfer bei Flugzeugunglücken im Jahr 2025
Nach Angaben des Bureau of Aircraft Accidents Archives mit Sitz in der Schweiz starben 2025 vor dem Unglück in Indien bereits mindestens 250 Menschen bei Flugzeugunglücken. Im gesamten Jahr 2024 waren es demnach 621. Im zivilen Luftverkehr starben 2024 laut einer Bilanz des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft weltweit 334 Menschen.
Im Januar 2025 etwa prallte in der US-Hauptstadt Washington eine Passagiermaschine des Typs Bombardier CRJ700 beim Landeanflug mit einem Militärhubschrauber zusammen. Insgesamt kamen 67 Menschen ums Leben. Die Ortungstechnologie des Helikopters soll abgeschaltet gewesen sein.
Ende Dezember 2024 zerschellte ein Flugzeug kurz nach der Landung am südkoreanischen Flughafen von Muan an einer Mauer. 179 Insassen verloren ihr Leben. Beide Triebwerke wiesen deutliche Spuren eines Vogelschlags auf. Im brasilianischen Bundesstaat São Paulo stürzte im August eine Maschine mit 61 Menschen an Bord in ein Wohngebiet der Stadt Vinhedo. Kein Insasse überlebte. Rund zwei Wochen zuvor stürzte im Himalaya-Staat Nepal ein Flugzeug auf einen Teil der Startbahn am Hauptstadt-Flughafen in Kathmandu, 18 Menschen starben.