Fotos aus der Kaffeedose

Klecksen, Schmieren, Toben und Zaubern in der Kinderkunstschule.  

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Weil es Spaß macht", sagen beide wie aus einem Mund. Sie malen, weil es Spaß macht. Das machen viele Kinder. Aber wer geht dafür schon fünf Jahre lang regelmäßig in ein Atelier? Und das einmal die Woche ganz ohne Zwang? Rosa Schröder ist heute elf Jahre und Lydia Huller zehn. Die Ältere hat die Jüngere darauf gebracht. Es hat beide nicht losgelassen.

Was denn anders ist als das Malen zu Hause oder in der Schule, können sie nicht sagen. Aber dass es viel toller ist, schon. Vor allem die Feste und Geburtstagsfeiern natürlich. "Naja", sagt Gudula Trefzer, "sie dürfen mit richtig wertvollen Farben malen und mit teuren Pinseln." Sie malen im Stehen an der Staffelei. Und der ganze Körperschwung kommt mit auf die Leinwand.

Trefzer ist so etwas wie eine Lehrerin in der Jugendkunstschule, möchte aber nicht so sein wie eine Schulmeisterin. Sie stellt ihr Künstlerin-Atelier für die Kinder zur Verfügung. "Und sie gibt manchmal Tipps", sagt Lydia. Im Atelier dürfen die Kinder malen, was sie wollen und wie sie wollen. "Und keiner darf fragen, was das ist, was man da sieht. Das ist unsere goldene Regel." Nur wenn die Kinder es wollen, geben sie Auskunft. Bis heute weiß deshalb nur Rosa allein, warum die bunten Fesselballons auf ihrem Bild wie von allein fliegen.

Nur drei Haare

In die Kinder- und Jugendkunstschule Klecksel kommen Kinder von vier Jahren an. Und sie bleiben oft bis zum Kurs "Klasse Mappe", in dem sie sich auf die Bewerbung für einen Beruf als Grafiker, Künstlerin oder Modedesigner vorbereiten. Malen ist nicht alles. Und in der Schule macht man mehr als Basteln. "Spielerisches Erfahren der Welt" nennt Gudula Trefzer das, wenn man mit Farbe klecksen, mit Ton schmieren, am Pinsel lecken und an der Leinwand riechen kann. Es wird nach Märchen gemalt. Fotos entstehen aus der Kaffeedose. Man kann Reliefs und Plastiken herstellen oder im Zirkus mitmachen, Akrobat oder Zauberer werden, Puppen oder Baumgeister bauen und vieles mehr.

Wie eine Anerkennung ist es, wenn die Arbeiten öffentlich ausgestellt werden. Da geht es wie bei den Großen zu mit Vernissage mit einleitenden Worten, was zum Trinken und was zum Knabbern. Eigentlich ist es aber wichtiger, dass die Kinder für sich selbst malen, sagt Gudula Trefzer. Sie behält die Werke im "Fach". Und so ist auch nur Eingeweihten bekannt, dass Lydia die kleinsten Bilder der Welt gemalt hat: dreimal drei Millimeter groß und mit einem Pinsel, der nur drei Haare hatte.

Barbara Freitag

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