Reisekrankheit

­­Frau aus Müllheim infiziert sich mit seltenem Toskana-Virus – erster Fall an Helios-Klinik-Standort

Nach einem Urlaub auf Elba erkrankt eine Frau aus Müllheim an einer in Deutschland kaum bekannten Virusinfektion. Was erst wie eine Grippe wirkt, wird zum Beginn einer Odyssee.  

Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Birgit S. aus Müllheim erkrankte nach ...te Fall in der Helios-Klinik Müllheim.  | Foto: Birgit S.
Birgit S. aus Müllheim erkrankte nach einem Urlaub auf der italienischen Insel Elba am seltenen Toskana-Virus, der erste bekannte Fall in der Helios-Klinik Müllheim. Foto: Birgit S.

Sonne, Meer und Mountainbike: Der Spätsommerurlaub auf der Insel Elba in der italienischen Toskana sollte für eine Müllheimerin und ihren Mann eine sportliche Auszeit werden. Doch wie die Helios-Klinik mitteilt, seien dem Paar schon bald die aggressiven Insekten aufgefallen. "Ich war völlig zerstochen", wird die Frau zitiert, die in der Mitteilung Birgit S. genannt wird. Die Stiche entzündeten sich. Doch anfangs habe Birgit S. alles noch als lästige Urlaubserinnerung hingenommen.

Plötzlich krank und niemand weiß warum

Sechs Tage nach der Rückkehr nach Deutschland wurde die 59-Jährige krank: "Ich bekam Nacken- und Kopfschmerzen, Schmerzen hinter den Augen und musste mich erbrechen." Bei ihrer Arbeit sei das Coronavirus umgegangen. "Zuerst vermutete ich, dass ich mich angesteckt habe, da es sich wie eine schlimme Grippe anfühlte – nur intensiver."

Anfang Oktober nahm die Helios-Klinik die Frau mit Fieber, Lichtempfindlichkeit und Verwirrtheit auf. "Ich konnte mich nicht erinnern, wie groß ich bin oder welchen Beruf ich ausübe", so die zweifache Mutter. Sie habe das Gefühl gehabt, ihr Kopf würde in einer Aquariumskugel stecken. "Alles war dumpf."

Die Symptome deuteten laut Helios-Klinik auf eine Hirnhautentzündung hin – zunächst war unklar, ob viral oder bakteriell. "Wir haben sofort breit mit Antibiotika und antiviralen Medikamenten behandelt", erklärt Björn Reuter, leitender Oberarzt der Neurologie. Nach Tagen voller Untersuchungen, Schmerzen und Verzweiflung habe sich ihr Zustand leicht gebessert. Doch alle Tests auf in Deutschland häufige Erreger seien unauffällig verlaufen.

Ein gefährlicher Unbekannter: das Toskana-Virus

Ein wichtiges Detail gab schließlich den entscheidenden Hinweis. "Ich berichtete, dass wir auf Elba waren und ich dort so zerstochen wurde", zitiert die Klinik Birgit S. in der Mitteilung. Oberarzt Reuter ließ daraufhin auf das West-Nil- und das Toskana-Virus testen, das durch Mücken übertragen wird. Drei Wochen später das Ergebnis: Die 59-Jährige hatte sich tatsächlich mit dem in Deutschland kaum bekannten Toskana-Virus infiziert. "Es war der erste bekannte Fall in der Helios-Klinik Müllheim", teilt das Krankenhaus mit.

Das Virus ist im Mittelmeerraum verbreitet und kann beim Menschen Fieber, Kopfschmerzen und in seltenen Fällen eine Hirnhautentzündung auslösen. Eine spezifische Therapie gibt es laut Helios-Klinik nicht, behandelt werde symptomatisch. Nach zehn Tagen im Krankenhaus und anschließender Genesungszeit zu Hause sei es der Patientin langsam besser gegangen.

Doch über dem Berg war Birgit S. noch nicht. Plötzlich klagte sie über starke Gelenkschmerzen, Rötungen und Schwellungen. Ein Knie habe sich entzündet, eine Hand sei angeschwollen – laut Helios-Klinik eine reaktive Arthritis, ausgelöst durch die vorangegangene Virusinfektion. "Es war ein Auf und Ab", wird Birgit S. zitiert. "Ich war verzweifelt, konnte nicht laufen und hatte Fieber."

Ein Fall, der aufmerksam machen soll

Für die behandelnden Mediziner sei der Fall ein Lehrstück. "Wir müssen uns bewusst sein, dass auch in beliebten europäischen Urlaubsregionen Erreger lauern, die hier kaum bekannt sind", betont Reuter. Wer nach einem Mittelmeerurlaub Fieber, starke Kopfschmerzen oder neurologische Symptome bekomme, solle unbedingt auf seltene Viren getestet werden.

Birgit S. befindet sich laut Klinik heute wieder auf dem Weg der Besserung. Die Gelenke seien abgeschwollen, die Kopfschmerzen weg. "Dass so ein winziger Stich mich fast lahmgelegt hätte – das glaubt man erst, wenn man es erlebt", wird Birgit S. zitiert. Sie werde Mücken nie wieder unterschätzen und wolle auf die Krankheit aufmerksam machen. Die Frau lobt in der Mitteilung das Engagement der Teams in Müllheim und Freiburg: "Die Ärzte haben nicht lockergelassen. Sie haben mich ernst genommen, weitergedacht und sich die Zeit genommen, die Ursache wirklich zu finden. Dafür bin ich unendlich dankbar."

Schlagworte: Birgit S., Björn Reuter
Zeitungsartikel herunterladen Fehler melden

Weitere Artikel