Ehrenamt

Freiwillige Waldarbeiter: Was Wegepaten in Münstertal alles tun

Ohne die Arbeitseinsätze von Wegepaten wären viele Wanderwege nicht mehr begehbar. Ein Besuch bei den Ehrenamtlichen in der Region Münstertal.  

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Eckhard Geiger (in Montur) und ein Kollege bei der Arbeit.  | Foto: Gabriele Hennicke
Eckhard Geiger (in Montur) und ein Kollege bei der Arbeit. Foto: Gabriele Hennicke

Das Wetter ist regnerisch, ein Morgen, an dem man lieber zu Hause bleibt. Für das Wegepatenteam um Eckhard Geiger aus Münstertal ist das allerdings keine Option. Er hat sich mit einigen anderen Aktiven vom etwa 30-köpfigen Wegepatenteam Münstertal verabredet. Sie wollen einen Pfad freischneiden, der den Münstertäler Talweg mit dem Höhenweg zwischen Schauinsland und Staufen verbindet und Richtung Breitacker hinaufführt.

"Als Pensionärin will ich etwas für die Gemeinde tun, ich bin selbst viel auf den Wegen im Tal unterwegs."Lucia Böhler

Auf der Ladefläche eines Pritschenwagens der Gemeinde Münstertal liegen Motorsensen, Rechen, Hacken, Arbeitshelme mit Gehör- und Sichtschutz, Astscheren, daneben eine Getränkekiste. Die fünf Männer und eine Frau, die sich heute Morgen zum Wegepateneinsatz getroffen haben, sind motiviert. Sie wollen mit der Arbeit loslegen. Also, Arbeitshandschuhe an und Helme nicht vergessen. Drei der Männer schnallen sich die Motorsensen um, die anderen nehmen ihr Werkzeug und stapfen den steilen Pfad hinauf. Bald ist das laute Geräusch der Motorsensen zu hören.

Während sich die Männer um den oberen Teil des schmalen Pfades kümmern, der ziemlich zugewachsen ist, will Lucia Böhler, heute die einzige Frau, den Pfad nach unten freischneiden und Geröll entfernen. Sie hat eine kleine Gartenschere von zu Hause mitgenommen und schnappt sich einen Rechen. "Mein Mann Paul und ich machen seit etwa zwei Jahren bei den Wegepaten mit", sagt sie, "als Pensionärin will ich etwas für die Gemeinde tun, ich bin selbst viel auf den Wegen im Tal unterwegs."

Zimperlich darf man bei der Arbeit nicht sein

Erst vor zwei Tagen hat sie zusätzlich zum gemeinschaftlichen Wegepflegen zusammen mit ihrem Mann einen steilen Pfad hinter ihrem Haus freigeschnitten, als die beiden ein wenig Zeit übrighatten. Zimperlich dürfe man nicht sein, wenn man Brombeeren und Brennnesseln zurückschneiden will, meint sie. Aber mit der Motorsense umgehen müsse nicht jeder, es gebe genug für alle zu tun.

Gut 300 Kilometer Wanderwege gibt es auf Münstertäler Gemarkung. Die von Bewuchs freizuhalten, dafür zu sorgen, dass sie sicher zu begehen sind und sie auszuschildern, ist eine große Aufgabe. Eine Aufgabe, die die Gemeindearbeiter vom Bauhof nicht alleine stemmen können. Schon immer hatte es Leute gegeben, die sich von sich aus um bestimmte Wege kümmerten, aus Eigeninitiative. Vor zwölf Jahren übernahmen dann Mitglieder des Skiclubs Münstertal die Aufgabe, Wege zu pflegen, außerdem startete Thomas Coch von der Ferienregion- Münstertal-Staufen einen Aufruf, bei dem ehrenamtliche Wegepaten gesucht wurden. Mehr als 50 Menschen fast jeden Alters meldeten sich. Immer wieder kamen seither neue dazu, andere verabschiedeten sich aus Altersgründen aus der aktiven Mitarbeit.

Lucia Böhler  | Foto: Gabriele Hennicke
Lucia Böhler Foto: Gabriele Hennicke

Etwa 20 Einsätze hat das Wegepatenteam im Jahr

Eckhard Geiger koordiniert das Wegepatenteam. Gerade im Sommer und in einem wüchsigen Jahr wie diesem gebe es viel zu tun, sagt er. So kommt das Team auf etwa 20 gemeinsame Einsätze im Jahr. Geiger informiert die Teammitglieder über eine WhatsApp-Gruppe, per E-Mail und bei Bedarf auch per Telefon. Wer Zeit und Lust hat, kommt zu den Terminen. Manche sind so gut wie bei jedem Einsatz dabei, andere nur bei einem oder zwei im Jahr. Der Bauhof stellt Maschinen und Werkzeug, viele bringen auch ihr eigenes Werkzeug mit.

"Ich habe das von meinem Vater übernommen. Ich bin ein Waldmensch. Ich muss raus."Fritz Pfefferle

Die Wegepatinnen und -paten kümmern sich auch selbständig um Wege in der Nähe ihres Wohnsitzes oder solche, die sie besonders gerne mögen. Fritz Pfefferle wohnt in Münsterhalden und war schon als Kind oft mit dem Vater im Wald unterwegs, um die Wege freizuhalten. "Ich habe das von meinem Vater übernommen. Ich bin ein Waldmensch. Ich muss raus", sagt er. Die anderen Patinnen und Paten nicken, so geht es ihnen auch, sie sind alle gerne im Wald und lieben die Natur. Hans-Peter Pfefferle ist der Verbindungsmann des Wegepatenteams zum Bauhof der Gemeinde. Er hat vor seiner Berentung bei der Straßenmeisterei gearbeitet. Heute ist er der Ansprechpartner für den Bauhof und kennt sich mit den Geräten aus. Drei Stunden dauert der Arbeitseinsatz in der Regel, danach gibt es ein Vesper, das Eckhard Geiger besorgt hat. Und eine Pause dazwischen? Energisches Kopfschütteln, man will ja was wegschaffen in der kurzen Zeit.

Wanderwege

In der Ferienregion Münstertal/Staufen machen die ganz schmalen Wege vom Gesamtwegenetz von rund 300 Kilometern knapp ein Drittel aus. Ohne die ehrenamtlichen Einsätze der Wegepaten wären sie meistens nicht mehr begehbar, auch weil es keinen eigenen Ortsverein des Schwarzwaldvereins – sonst für die Wanderwege zuständig – mehr gibt. Viele Vorschläge für Wanderungen unter: www.mehr.bz/wege


geh
Schlagworte: Eckhard Geiger, Fritz Pfefferle, Lucia Böhler
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