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Arbeitsmarkt

Für 66.965 Ortenauer war im Mai Kurzarbeit angemeldet

  • Mi, 03. Juni 2020, 17:45 Uhr
    Offenburg

Die Verordnungen gegen die Corona-Pandemie hat auf dem Arbeitsmarkt im Mai die Konjunkturschwäche der Ortenau deutlich verschärft. Die Arbeitslosenquote steigt auf 3,8 Prozent.

Mehr als ein Drittel der Ortenauer Betriebe haben Kurzarbeitergeld beantragt.  | Foto: Jens Büttner (dpa)
Mehr als ein Drittel der Ortenauer Betriebe haben Kurzarbeitergeld beantragt. Foto: Jens Büttner (dpa)
Die Corona-Krise schlägt erwartungsgemäß auf den Arbeitsmarkt der Ortenau durch. Nach Jahren der Ruhe gibt es erhebliche Bewegung. Bedingt durch den Lockdown zum Schutz der Bevölkerung hatten 4535 Betriebe im Mai Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Gegenüber dem Vorjahresmonat sind im Mai diesen Jahres 2725 Erwerbslose mehr bei der Arbeitsagentur verzeichnet.

Arbeitslosenquote bei 3,8 Prozent
Bei der Arbeitsagentur und der Kommunalen Arbeitsförderung waren zum Stichtag 14. Mai 9801 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, die Arbeitslosenzahl nahm damit gegenüber April um 643 Personen zu. Der Vergleich zum Mai des vergangenen Jahres zeigt 2725 Erwerbslose mehr. Die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vormonat hat sich um 0,2 Prozentpunkte erhöht und liegt bei Arbeitslosengeld und Grundsicherung zusammen bei 3,8 Prozent. Im Vorjahresmonat lag sie noch bei 2,8 Prozent. Landesweit lag die Arbeitslosenquote bei 4,3 Prozent.

2598 mehr ohne Job als im Mai 2019
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit verläuft bei Arbeitslosengeld und Grundsicherung (Hartz IV) unterschiedlich: Der Personenkreis, der durch die Arbeitsagentur betreut wird, folglich arbeitssuchend oder arbeitslos bei Bezug von Arbeitslosengeld ist, ist aktuell deutlich mehr von den konjunkturellen und Pandemie bezogenen Entwicklungen betroffen als die Grundsicherung, heißt es in der monatlichen Pressemitteilung der Arbeitsagentur. Von der Arbeitsagentur wurden im Mai 5842 arbeitslose Menschen betreut, das sind 433 Personen mehr als im Vormonat. Deutlich zugenommen hat die Arbeitslosenzahl gegenüber dem Vorjahresmonat mit einer Erhöhung um 2598 Personen.

127 mehr in Hartz IV als 2019
In der Grundsicherung (Hartz IV) waren bei der "Kommunalen Arbeitsförderung Ortenaukreis" 3959 arbeitslose Menschen gemeldet. Das entspricht einer Zu-nahme zum Vormonat von 210 Personen. Gegenüber Mai 2019 hat sich die Zahl der Arbeitslosen hier um 127 erhöht.

Mehr als ein Drittel in Kurzarbeit
Im Mai ist die Arbeitslosenzahl weiter gewachsen. Erfreulicherweise haben sich im Monat Mai aber deutlich weniger Menschen arbeitslos gemeldet als im April. Allerdings ist auch festzustellen, dass deutlich weniger Menschen ihre Arbeitslosigkeit im Mai beenden konnten, als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. 4535 Betriebe haben seit Beginn der Corona-Krise Kurzarbeit angezeigt, um damit die durch die Pandemie hervorgerufenen Probleme zu bewältigen und Arbeitsplätze zu erhalten, mehr als ein Drittel aller Betriebe in der Ortenau.

Mehr Arbeitssuchende als Mai 2019
Bei der Arbeitsagentur meldeten sich in den vergangenen vier Wochen 1299 Personen neu oder erneut arbeitslos, das waren 173 Personen mehr als vor einem Jahr, allerdings 518 Arbeitslosmeldungen weniger als im Vormonat. Gleichzeitig konnten 836 Männer und Frauen ihre Arbeitslosigkeit beenden, 84 weniger als im Vormonat. Zum Vergleich: Im Mai 2019 konnten 1174 Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden. Von der unerfreulichen Entwicklung des Arbeitsmarktes waren alle Personengruppen – Männer, Frauen, Schwerbehinderte, ausländische Arbeitnehmer, 50 plus – betroffen. Bei der Personengruppe 50 plus liegt die Zahl der Arbeitslosen bei 2138, das waren 58,5 Prozent (plus 789) mehr als noch vor einem Jahr. Mit einem Anteil von 36,6 Prozent stellt diese Personengruppe den größten Anteil am Bestand der Arbeitslosen im Ortenaukreis dar.

Doppelt so viel Arbeitslose in Lahr
Die Arbeitslosenzahlen aus den Geschäftsstellen der Arbeitsagentur Regional betrachtet ist die Arbeitslosenzahl im Berichtsmonat Mai zum Vorjahresmonat in allen Geschäftsstellen gestiegen. Waren im Mai 2019 in der Geschäftsstelle Lahr 908 Menschen ohne Arbeit, suchen aktuell 2070 Menschen, mehr als doppelt so viele, eine Arbeitsstelle. In der Hauptagentur Offenburg hat sich die Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich um 568 auf 1522 erhöht. Die Geschäftsstelle Kehl meldet einen Anstieg auf 760 Personen, 297 arbeitslose Menschen mehr als vor zwölf Monaten. In der Geschäftsstelle Hausach ist die Zahl der Arbeitslosen um 234 Personen im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Damit suchen in Hausach derzeit 543 Personen eine Arbeitsstelle. Aktuell sind 575 Personen im Geschäftsstellenbereich in Achern ohne Arbeit, 200 mehr als vor einem Jahr.

Weniger Stellenangebot
Der Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur Offenburg konnte im vergangenen Monat 480 neue Stellenangebote akquirieren, das waren 172 mehr als im Vormonat, allerdings 354 Stellen weniger als im Mai 2019. Die Nachfrage von Unternehmen im Ortenaukreis nach Arbeitskräften, liegt deutlich unter dem Vorjahresniveau. Die schwächere konjunkturelle Entwicklung, strukturelle Veränderungen und die Auswirkungen der Corona-Krise machen sich durch eine verringerte Nachfrage nach Arbeitskräften und Stornierung von Arbeitsstellen bemerkbar. Im Handwerk- und Baugewerbe, in der Gastronomie sowie in den Industriebranchen und im Handel werden allerdings weiterhin Fachkräfte gesucht.

Massenhaft in Kurzarbeit
Gegenüber April hat im Ortenaukreis die Zahl der Betriebe, die Kurzarbeit nutzen um 551 zugenommen. Somit haben seit Beginn der Pandemie bis zum 14. Mai 4535 Betriebe Kurzarbeit für 66 965 betroffene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angezeigt. Im Vormonat waren es noch 3984 Unternehmen mit 57760 Arbeitnehmern, ein Plus von 9205 betroffene Beschäftigten. Wie hoch die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sein wird, die tatsächlich auf Kurzarbeitergeld angewiesen sein werden, wird sich erst dann abzeichnen, wenn die Betriebe ihre Abrechnungen bei der Arbeitsagentur eingereicht haben. "Wir sind sehr froh, dass so viele Betriebe Kurzarbeit nutzen, um die Zeit der Krise zu überbrücken. Wir arbeiten deshalb mit Hochdruck daran, diese Leistungen so schnell und unbürokratisch wie möglich auszuzahlen. Außerdem sollten Arbeitgeber die Gelegenheit nutzen, die Zeit der Kurzarbeit für die Qualifizierung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu nutzen", teilt die Arbeitsagentur mit, die erklärt, den Betrieben gerne beratend zur Seite stehen zu wollen.

755 suchen einen Ausbildungsplatz
Seit Beginn des Berufsberatungsjahrs am 1. Oktober 2019 hat der Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur Offenburg insgesamt 2847 freie Ausbildungsplätze akquiriert, 336 Stellen weniger als im Vorjahreszeitraum. Davon sind aktuell noch 1552 unbesetzt. Im gleichen Zeitraum haben sich 2031 Jugendliche gemeldet, die eine Ausbildungsstelle suchen, 396 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der unversorgten Bewerber liegt am Stichtag, 14. Mai bei 755 Jugendlichen, rein rechnerisch stehen damit jedem unversorgten Bewerber zwei unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber.

Ressort: Offenburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 04. Juni 2020: PDF-Version herunterladen

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