Wie war’s bei
Im Theater Freiburg erklärt Nils Petersen, warum er gerne allein ist
Die Gesprächsreihe "Ein Abend, ein Wort" im Theater Freiburg lädt ihre Gäste ein, über ein einziges Wort zu diskutieren. Am Samstag ging es um "Zämme". Nils Petersen war dabei – und Christian Streich irgendwie auch.
Julius Berchtold
So, 14. Dez 2025, 17:00 Uhr
Freiburg
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Ein Begriff, mehrere Gäste und viel Raum für persönliche Geschichten – zum zweiten Mal bot das kleine Haus im Freiburger Stadttheater am vergangenen Samstag die Bühne für das neue Format von Radiomoderatorin und SC-Stadionsprecherin Julica Goldschmidt. Das Konzept der Gesprächsreihe ist bewusst schlicht gehalten und setzt auf einen authentischen Gedankenaustausch. Der kommt im Publikum auch bei der zweiten Auflage gut an.
Die Kritik an der Auftaktveranstaltung, das Podium mit zu vielen Gästen überladen zu haben, hat sich Goldschmidt nach eigenen Aussagen zu Herzen genommen – und ließ es sich dennoch nicht nehmen, bei der zweiten Auflage mit einem noch größeren Podium aufzuwarten: Generalmusikdirektor André de Ridder, Ex-Fußballprofi Nils Petersen, Robert Klebes und Sarah Gugel von der Bahnhofsmission und die HipHop-Band Zweierpasch bestehend aus Felix und Till Neumann waren eingeladen. Die kurzweiligen Gespräche wurden von Goldschmidt launig und interessant moderiert – nur eines kam dabei etwas zu kurz...
"Zämme", lautete das Wort, um das sich alles drehen sollte. Den ganzen Abend lang versuchte Goldschmied, ihre Gäste mit den unterschiedlichsten Fragestellungen auf eine tiefergehende Auseinandersetzung mit diesem Begriff zu lenken. Schlussendlich wirkte das Wort und damit die ganze Idee des Formats aber eher wie ein Vorwand für ein munteres Gespräch über die gesellschaftlichen Gedanken und persönlichen Geschichten der Gäste. Interessant war es dennoch, was Felix und Till Neumann von der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Schloss Bellevue und André de Ridder von seiner Orchester-Arbeit zu erzählen hatten.
Für Nils Petersen ist es ein Stück Lebensqualität, allein sein zu können, Felix und Till Neumann wollten nach dem Studium jeweils unbedingt alleine in eine neue Stadt und André de Ridder verbringt die schönsten Momente alleine mit seinen Partituren im stillen Kämmerlein – überraschend häufig verkehrte sich das Wort des Abends in den Antworten der Gäste ins Gegenteil und führte damit zur Erkenntnis des Abends: "Zämme" ist gut, aber nichts geht über "alleine".
Immer wieder kam das Gespräch auf einen Mann zurück, der sich selbst gar nicht im Saal befand. Der Freiburger Kulttrainer Christian Streich spielte nicht nur in den Ausführungen Petersens eine Rolle. Auch Dirigent André de Ridder kam auf den langjährigen SC-Trainer zu sprechen – und das mit einer wohl nicht ganz ernsten, aber vielleicht doch nicht so schlechten Idee: Ein gemeinsamer Podcast von Streich und de Ridder unter dem Namen "Spielen lassen". Die Reaktion des Publikums jedenfalls zeigte eindeutig, dass ein Hörerpotenzial vorhanden wäre.
Die Lacher des Abends lieferte Bundesliga-Stürmerlegende Nils Petersen mit gnadenlos ehrlichen Einlassungen zu seiner Zeit in der Kabine des SC Freiburg und neuerdings der Sportfreunde Oberried. Teilweise habe er Mannschaftsbesprechungen früher verlassen, um sich die Gesänge der Fans über ihren "Fußballgott" anzuhören und damit sein Selbstbewusstsein aufzupolieren. Seitdem er seine Tore nicht mehr in der Bundesliga, sondern in der Kreisliga B schießt, habe sich das Problem mit dem Selbstbewusstsein von selbst erledigt. "Augen auf bei der Ligen-Wahl", resümiert Petersen mit einem Augenzwinkern. Doch auch ernste Themen kamen beim Ex-Profi nicht zu kurz. Der Konkurrenzkampf in der Bundesliga sei hart gewesen und habe bei ihm auch zu mentalen Problemen geführt.
Die unterschiedlichen Perspektiven auf verschiedene individuelle und gesellschaftliche Fragen fügten sich am Abend im Stadttheater zu einem runden Gesamtbild zusammen. Besonders die teils emotionalen Geschichten von Robert Klebes und Sarah Gugel von der Bahnhofsmission wurden vom Publikum honoriert – und lenkten das Thema dann doch noch auf den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und auf die Menschen, die gerade in der kalten Jahreszeit besonders auf Unterstützung und Solidarität von uns allen angewiesen sind.
Auch wenn alle Gäste spannendes zu erzählen hatten, bleiben wir dabei: Eine kleinere Runde würde dem Format gut zu Gesicht stehen.