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Für Marina: Ein Ausritt auf den Isländern

  • Marie Anna Graser &

  • Fr, 04. Mai 2012
    Zisch-Texte

Zisch-Reporterin Marie Anna Graser aus der Hebelschule schrieb eine Geschichte in Erinnerung an ihre Reitlehrerin, die 2010 bei einem Unfall ums Leben kam.

Marina Jenne war Reitlehrerin auf dem Ponyhof in Obereggenen. Sie ist im Sommer 2010 ums Leben gekommen. Ihre Schülerin Marie Anna Graser besucht die Hebelschule in Schliengen-Niedereggenen und schrieb die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit auf.

Marina Jenne ist leider am 4. Juli 2010 völlig unfassbar und viel zu früh bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen, die genauen Fakten sind nicht bekannt. Sie reitet nun mit ihren Isländern über die wunderbaren Himmelswiesen. Ich vermisse sie sehr und trage die Erinnerungen fest in meinem Herzen. Als wir nun einen Bericht in der Schule schreiben sollten, fiel mir sofort die schöne Zeit mit Marina Jenne und den Isländern ein. Sie war für mich wie eine große Schwester, die mich unterstützt hat und immer ein offenes Ohr für mich hatte. Marina Jenne hat aus einem kleinen Hof ein Paradies für Pferde gezaubert. Wir hatten immer viel Spaß miteinander und ich habe nur schöne Erinnerungen an sie. Wenn ich die Geschichte schreibe, überkommt mich eine große Traurigkeit, weil ich Marina Jenne so sehr vermisse.

"Meine Güte ist das heute ein heißer Samstag!", dachte ich und fuhr den Berg zum Reichler Hof hinauf. Dass dieser Berg aber auch so steil sein musste. Endlich hatte ich den Weg zum Hof erreicht. Gemütlich fuhr ich die letzten Meter, da sah ich meine Reitlehrerin Marina Jenne. Ich trat noch mal kräftig in die Pedale und blieb direkt vor ihr stehen. Marina fragte mich: "Willst du ausreiten?" "Ja!", antwortete ich. Und schon bereute ich mein Ja, weil ich jetzt mit einem Halfter da stand. "Na super" stöhnte ich und Marina Jenne grinste mich frech an. "Viel Spaß im Fitness" sagte sie, denn sie wusste, dass sich Biene nicht so leicht anfassen ließ – geschweige denn das Halfter anlegen lassen würde. "Danke".

Wir merkten erst gar nicht, dass die Pferde losgaloppierten

Ich ging auf die Weide und sah Biene, eine Shetlandpony-Isländer-Stute, ganz oben stehen, also lief ich zu ihr hoch. Als sie mich sah, rannte sie wieder runter. Unten wieherte sie schadenfroh, so ging das eine Viertelstunde und ich bekam das versprochene Fitnessprogramm. Endlich ließ sich Biene das Halfter anziehen. Jetzt putzte ich sie. Als ich fertig war, fragte mich meine Reitlehrerin: "Bist Du soweit?". Wir galoppierten ein Stück und die Landschaft flog an uns vorüber. Wir hatten eine wunderschöne Aussicht, die wir sehr genossen.

Danach sahen wir einen Bach, in dem das Wasser lustig plätscherte. Ich redete eine ganze Weile mit Marina. Wir waren so ins Gespräch vertieft, dass wir gar nicht merkten, wie Nigur und Biene losgaloppierten. Marina Jenne sagte: "Bist du vorhin aber gerast. Du bist ein Raser mit einem G vorne dran." Damit spielte sie auf meinen Nachnamen, Graser, an. Ich antwortete: "Biene ist auch ein schnelles Pony."

Dann machten wir eine kleine Pause, um uns auszuruhen. Als wir wieder in Richtung Stall ritten, ging ein frischer Wind. Beim Galoppieren flatterten die Mähne des Ponys und meine Haare im Wind. "Juhuu, macht dass Spaß!," rief ich. Als wir am Stall ankamen, hatten sich die beiden Isländer ihr Wasser wohl verdient, ich kuschelte mich zu Nigur ins Heu. Aber nicht lange. Jetzt durfte ich auf den Reitplatz und wir übten Springen und Bahnfiguren. Nigur war wirklich gut drauf, deshalb machte es großen Spaß.

Nach dieser Arbeit auf dem Reitplatz waren wir beide müde und liefen zum Stall zurück. Dort kuschelte ich mich wieder an Nigur und wir ruhten uns aus. Mit einem "Tschüss Nigur, Tschüss Biene!" verabschiedete ich mich später von den Isländern und Marina, dann fuhr ich mit dem Fahrrad nach Hause. So einen schönen Tag hatte ich selten erlebt.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 04. Mai 2012: PDF-Version herunterladen

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