"Gäbe es keine Bienen, dann gäbe es kein Obst"

ZISCH-INTERVIEW mit dem Kaiserstühler Imker und Bienensachverständigen Walter Bitzenhofer über seine Insekten und das Honigmachen.  

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Walter Bitzenhofer Foto: Tenaya Loghin

Die Zisch-Reporterinnen Sarah Bitzenhofer, Tenaya Loghin und Charlina Rogg aus der Klasse 4a der Tunibergschule in Opfingen sind nach Oberrotweil am Kaiserstuhl gefahren, um dort den Imker und Bienensachverständigen Walter Bitzenhofer (85), Sarahs Opa, über seine Arbeit zu interviewen.

Zisch: Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen?
Bitzenhofer: Ich hatte Interesse an den Bienen und diese Arbeit hat mich fasziniert.
Zisch: Wie lange machen Sie den Beruf schon?
Bitzenhofer: Ich mache diesen Beruf schon seit 67 Jahren.
Zisch: Was fasziniert Sie an den Bienen?
Bitzenhofer: Es ist eine interessante Sache und man kann viel von den Bienen lernen. An den Bienen fasziniert mich, wie geordnet ein Bienenvolk ist. Es gibt Stockbienen, das sind die ganz jungen Bienen. Die bleiben im Stock und pflegen die Brut. Die älteren Bienen fliegen hinaus und holen den Honig. Im Sommer leben die Bienen sechs bis sieben Wochen und dann sterben sie, das sind die Sommerbienen. Im Winter leben sie von August bis April, dies sind die Winterbienen. Die, die nur kurz leben, haben sich abgeschafft durch das Honigholen und Hin- und Herfliegen. Die Königin legt Eier, das ist die Brut. Nach sechs Tagen schlüpfen sie aus den Eiern. Dann gibt es Maden, die Jungbienen, und diese werden dann gepflegt. Nach sieben bis acht Tagen werden die Waben gedeckelt, dann entwickeln sich die Bienen. Nach etwa 21 Tagen schlüpfen sie heraus und es sind wieder junge Bienen da. Eine Bienenkönigin legt am Tag 200 bis 400 Eier. In einem Bienenstock sind 40 000 bis 60 000 Bienen.
Zisch: Wie wäre es, wenn es keine Bienen gäbe?
Bitzenhofer: Wenn es keine Bienen gäbe, dann gäbe es kein Obst und keine Blumen. Die Bienen bestäuben die Blüten. Sie fliegen von einer Blüte zur anderen und so werden sie dann bestäubt. Und beim Obst und Gemüse ist es auch so. Es gibt auch Wildbienen, die machen einen Teil der Bestäubung, aber den größten Teil machen die Hausbienen.
Zisch: Wie pflegen Sie die Bienen?
Bitzenhofer: Bei den Bienen muss man alle paar Tage nachschauen, wie sie aussehen, was sie machen, und ob alles in Ordnung ist.
Zisch: Was machen die Bienen im Winter?
Bitzenhofer: Im Winter setzen sie sich zu einer Traube ganz eng beisammen und wärmen sich aneinander. So überstehen sie die Kälte.
Zisch: Wie sieht denn die Bienenkönigin aus?
Bitzenhofer: Die Bienenkönigin ist größer als die normalen Bienen und ist etwas länglich.
Zisch: Wie holen Sie den Honig aus den Waben?
Bitzenhofer: Wenn die Waben voll und gedeckelt sind, dann wird der Honig herausgenommen. Der Deckel wird mit einer Gabel entfernt und dann kommen die Waben in die Honigschleuder. Durch das Schleudern löst sich der Honig und spritzt an die Wände der Honigschleuder und fließt herunter.
Zisch: Können die Bienen krank werden?
Bitzenhofer: Die Bienen können krank werden. Eine Krankheit ist die Faulbrut, das ist eine schwere Krankheit. In diesem Fall müssen die Bienenvölker geschwefelt werden und werden somit getötet. Dann gibt es die Bienenlaus, Varroa-Milbe genannt, diese muss im Spätjahr und im Winter behandelt werden.
Zisch: Was machen Sie mit dem
Honig?
Bitzenhofer: Den Honig essen wir teilweise selbst, und, was zu viel ist, wird verkauft.
Zisch: Wurden Sie schon einmal von einer Biene gestochen?
Bitzenhofer: Oh ja, schon öfters. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber an die Stiche, dann macht es einem gar nichts mehr aus. Man merkt es in dem Moment, in dem es sticht, aber dann ist der Schmerz schnell wieder weg.
Zisch: Wo betreiben Sie die Imkerei?
Bitzenhofer: Ich betreibe die Imkerei im Garten.
Zisch: Kann das jeder machen oder braucht man dazu eine Ausbildung?
Bitzenhofer: Das kann jeder machen. Man muss nur zu einem Imker gehen und es lernen.
Zisch: Welches Werkzeug braucht man dazu?
Bitzenhofer: Als Werkzeug braucht man einen Raucher, einen Smoker. Dies ist ein Apparat, der Rauch erzeugt. Außerdem braucht man eine Zange und ein Stockmeißel, um die Waben zu lösen, und einen kleinen Besen.
Zisch: Wie viel Zeit investieren Sie für die Bienen?
Bitzenhofer: Die Bienen nehmen schon viel Zeit in Anspruch. Pro Volk brauche ich eine halbe Stunde.

Zisch: Wie viele Bienenvölker haben Sie?
Bitzenhofer: Im Moment habe ich nicht mehr so viele, weil ich schon älter bin. Jetzt habe ich nur noch fünf Völker und früher hatte ich 35 bis 40 Völker.
Zisch: Wie viel Honig haben Sie in einem Jahr?
Bitzenhofer: Es kommt darauf an, wie warm es draußen ist, wie die Blüten sind und wie das Wetter ist. Ein Bienenvolk kann bis zu 25 Kilogramm Honig machen.
Zisch: Hat schon jemand Ihrer Verwandten eine Imkerei betrieben?
Bitzenhofer: Ja, ein Onkel von mir hatte Bienen und bei ihm habe ich es auch gelernt.
Zisch: Was machen Sie als Bienensachverständiger?
Bitzenhofer: Ich untersuche Bienen bei den anderen Imkern und schaue, ob sie eine Krankheit haben. Dann erstelle ich ein Zeugnis, so dass die Bienen in den Schwarzwald wandern können.
Zisch: Sind Bienen mit Wespen verwandt?
Bitzenhofer: Sie sind nicht miteinander verwandt. Die Wespe ist aggressiv und sticht schnell. Die Biene dagegen ist sanftmütiger. Sie sticht nur, wenn sie eingedrückt ist, dann will sie sich verteidigen.
Zisch: Was können Sie uns sonst noch über die Bienen erzählen?
Bitzenhofer: Bienenhalten ist interessant, weil es jedes Jahr anders ist. Die Abwechslung macht die Sache so interessant.

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