Speisezettel

Gerichte der Kindheit

Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
  | Foto: BZ-Grafik
Foto: BZ-Grafik
Neulich, bei einem Cappuccino in der wärmenden Spätsommersonne: Am Nebentisch zwei ältere Damen beim deutlich hörbaren Austausch von Neuigkeiten aus ihrem nicht mehr so ereignisreichen Alltag. Seufzen allenthalben: die Einsamkeit und Langeweile, die Wehwehchen und Krankheiten. Dann plötzlich wendet sich das Blatt. Erinnerungen an früher werden geteilt, an Ausflüge in die Umgebung, das Wandern hinauf auf den Kandel, die Feste im frühen Herbst mit viel Musik und leckerem Essen. Und plötzlich werden Rezepte von einst ausgetauscht. Es ist bald Mittag, Bratwurstduft vom Imbiss gegenüber zieht vorüber und der Magen des Autors beginnt schon leicht zu knurren, als die Damen so richtig ins Schwärmen geraten. Von einfachen Gerichten aus der Kindheit ist die Rede, die – warum auch immer – in Vergessenheit geraten sind. Karthäuserklöße mit Vanillesauce werden erwähnt – in Milch und Eier eingeweichte altbackene Brötchen, in Semmelbrösel paniert und in reichlich Butter ausgebacken. Weckpudding aus Brotresten mit Rosinen und frischem Zwetschgenmus, Apfelküchle mit Zimtzucker. Auch der unfreiwillig mithörende Autor erinnert sich an diese Seelentröster aus eigenen Kindertagen, die den Speisezettel zwischen den fleischlastigen Sonntagen vegetarisch und kostengünstig überbrückten. Sollte man nicht mal wieder ... ? Die beiden Damen bezahlen und verabschieden sich. Später trifft man sie wieder am Metzgerstand: Was Schnelles für den Singlehaushalt ist bei beiden gefragt, der Aufwand lohne sich ja allein nicht für das soeben Besprochene, sagen sie und wählen die abgepackten Maultaschen und den Fleischsalat im Angebot. Schade eigentlich, denkt sich der kochaffine Großvater und nimmt sich vor, den nächsten Enkeltag mit einem selbstgemachten Weckpudding zu krönen. Ob der noch so schmeckt wie in der Erinnerung?
Zeitungsartikel herunterladen Fehler melden

Weitere Artikel