Tradition
Geweihte Kräuterbüschel aus Ibach haben auch im Jahresverlauf Bedeutung
Es ist Tradition in Ibach – das Binden der Kräuterbüschel. Die kirchlich geweihten Pflanzen haben für die Menschen das ganze Jahr über Bedeutung.
Do, 21. Aug 2025, 20:00 Uhr
Ibach
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Ibach ist überregional bekannt für die Kräuterweihe. Viele kamen denn auch diesmal, um eines der begehrten Kräuterbüschel zu ergattern, die die Ibacher Landfrauen binden und die vom Höchenschwander Pfarrer Ivan Hoyanic im Gottesdienst gesegnet worden waren. In jedem der 150 Kräuterbüschel stecken mindestens sieben Heilkräuter. In der Mitte prangt bei jedem Büschel als Beischmuck eine Königskerze, Symbol für Maria. "Wir nehmen immer eine Königskerze für die Mitte", erläutert Nicole Schmid. An manchen Orten werden dafür ersatzweise auch Rosen oder Sonnenblumen eingesetzt.
Die Kräuter stammen überwiegend aus den eigenen Gärten der Landfrauen oder von Bekannten. Neben der Königskerze sorgen Heilkräuter wie Erika, Lavendel, rote Vogelbeeren, gelbe Goldrute, die üppigen Dolden der Schafgarbe und der violette Hingucker des blühenden Oregano bereits für bunte Vielfalt, hinzu kommen die vielfältigen Blattformen und Rispen von Estragon, diversen Minzen, Beifuß, Salbei und Zitronenmelisse. Die Büschelbinderinnen bedienen sich je nach eigenem Gusto an dieser Auswahl, angereichert werden die Büschel mit Phlox oder weiteren blühenden Gartenblumen. Jedes Büschel bekommt so seinen eigenen Charakter. Geschult wurden die Landfrauen von der ehemaligen Vorsitzenden Marlene Müller, deren Ibacher Kräutergarten weithin bekannt ist.
Auch Bürgermeister Stephan Bücheler, erwarb gleich zwei Sträuße. Und der promovierte Physiker scheut sich im BZ-Gespräch nicht, anzumerken, man sage diesen Büscheln aufgrund der darin enthaltenen Heilkräuter ja wohl doch durchaus eine gewisse Wirkung nach.
Die Kölner Künstlerin Bettina Mauel, die gerade in Menzenschwand einen Malworkshop abgehalten hat, zog es nach Ibach, weil sie zum ersten Mal von der Tradition der Kräuterweihe gehört hatte. Erstaunt war sie über die vollen Kirchenbänke und den großen Wert, der noch auf diese Tradition gelegt wird. "Das war eine schöne Bereicherung für mich."
Sabine Weinert bezeichnet sich als auswärtige Einheimische. Geboren in St. Blasien, hat sie in Ibach gelebt, ist inzwischen in Freiburg zu Hause und nutzt die Gelegenheit, alte Bekannte zu treffen. Sie hat gleich drei Freunde mitgebracht, denen sie dieses ihrer Meinung nach intimere, elegantere Partnerfest zum Heugaißfest zeigen wollte. "Einen solchen Nachmittag in Ibach zu genießen, ist für mich immer wieder ganz schön", gestand sie. Ihr Vorjahresstrauß, der dem Brauch gemäß stets das ganze Jahr über seinen Platz im Haus hat, wird nun wieder durch den neuen ersetzt werden.
Lucia Betzler aus Wehr hatte eigentlich schon einen eigenen Strauß mitgebracht, den sie beim Gottesdienst segnen lassen wollte. Zurück fährt sie aber gleich mit vier Kräuterbüscheln. So begeistert war sie von dem wundervollen Duft, der sich in der Kirche verbreitete, und der Auswahl an schön gestalteten Sträußen, dass sie für ihre drei Kindern auch je einen Strauß mitbringen wird, den die jeweils kopfüber zum Trocknen bei sich aufhängen sollen, damit die Kräuter Duft verbreiten und Wirkung entfalten können.