Spion aus Baden-Württemberg
Gletscherfund zeugt von waghalsigen Weltkriegs-Spionen
Funde im Eis geben Einblick in den Einsatz eines jüdischen Flüchtlings aus Deutschland und seiner Mitstreiter. Ihr Absprung auf dem Gletscher war Ausgangspunkt einer filmreifen Spionageaktion.
dpa
Di, 30. Sep 2025, 8:06 Uhr
Baden-Württemberg
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Längenfeld (dpa) - Auf einem Tiroler Gletscher sind Überreste einer dramatischen US-Geheimdienstaktion gegen Ende des Zweiten Weltkriegs aufgetaucht. Die österreichische Forscherin Edith Hessenberger ist nach ersten Untersuchungen der gefundenen Ausrüstungsteile überzeugt, dass diese zur "Operation Greenup" gehören, in der ein jüdischer Flüchtling aus Baden-Württemberg eine Hauptrolle spielte.
Auf dem Sulztalferner, einem Gletscher in den Stubaier Alpen, wurden militärische Gurte und Seile sowie ein Tuch gefunden und in den vergangenen Wochen geborgen, wie Hessenberger, die Leiterin der Ötztaler Museen, der Deutschen Presse-Agentur sagte. Zuvor hatte der österreichische Sender ORF über den Fund berichtet.
Fallschirm-Absprung auf dem Gletscher
Auf diesem Gletscher waren in einer Winternacht im Februar 1945 drei junge Männer im Dienste der Vereinigten Staaten mit Fallschirmen aus einem Flugzeug abgesprungen, um die NS-Wehrmacht auszukundschaften: der aus Freiburg im Breisgau stammende Fred Mayer, der Niederländer Hans Wijnberg und der Tiroler Franz Weber. Mayer und Wijnberg waren einige Jahre zuvor als Juden in die USA geflüchtet, Weber war ein Wehrmachtsdeserteur, wie es in einem Buch des Historikers Peter Pirker zur "Operation Greenup" heißt.
"Mittlerweile sind wir uns zu 100 Prozent sicher", dass die gefundenen Objekte zu den drei Männern gehörten, sagte Hessenberger. Es handle sich wohl um Versorgungsmaterial, das mit Fallschirmen abgeworfen und von den Spionen im Schnee versteckt worden sei.
Tarnung als NS-Offizier
Mayer, Wijnberg und Weber hätten von Tirol aus per Funk entscheidende Informationen über Bahntransporte, Rüstungsaktivitäten und den Zustand der NS-Streitkräfte geliefert, sagte Pirker vom Institut für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck.
Mayer gab sich als verwundeter Wehrmachtsoffizier auf Erholungsurlaub aus und konnte sich so in das Offizierskasino in Innsbruck einschleichen, berichtete der Historiker. Außerdem habe er sich in ein Flugzeugwerk eingeschmuggelt. Bei der kampflosen Befreiung Innsbrucks habe Mayer ebenfalls eine wichtige Rolle gespielt, so Pirker.
In den Händen der Gestapo
Mayer wurde kurz vor Kriegsende gefangengenommen. Er überlebte die Folter durch Gestapo-Polizisten und kehrte nach dem Krieg in die USA zurück. Berichte, wonach die "Operation Greenup" Quentin Tarantinos Film "Inglourious Basterds" über jüdische US-Soldaten inspirierte, seien trotz einzelner Parallelen nicht belegbar, sagte Pirker.
© dpa-infocom, dpa:250930-930-102495/2