Unglück in den Alpen
Gletschersturz begräbt Dorf im Wallis - eine Person vermisst
Seit Tagen beobachten Experten die Entwicklung am Birchgletscher in der Schweiz. Schuttmassen eines Bergsturzes üben Druck auf die Eismassen aus. Jetzt ist "das Unvorstellbare" eingetreten.
dpa
Mi, 28. Mai 2025, 20:57 Uhr
Panorama
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Blatten (dpa) - Das Schweizer Bergdorf Blatten ist unter riesigen Geröll- und Eismassen begraben worden. Oberhalb der zuvor evakuierten Siedlung im Kanton Wallis brach nach Angaben der Einsatzkräfte ein Gletscher ab, der wiederum von einem Bergsturz in Bewegung gesetzt worden war.
Ein Sprecher des Einsatzstabes berichtete von einer vermissten Person. Es lagen keine Informationen über weitere mögliche Opfer vor.
"Das Unvorstellbare ist heute eingetroffen", sagte der Blattener Gemeindepräsident Matthias Bellwald in einer Pressekonferenz im Nachbarort Ferden. Blatten liege unter einem sehr großen Schuttkegel.
Obwohl die Katastrophe erst wenige Stunden zurücklag, zeigte sich Bellwald optimistisch. "Wir haben das Dorf verloren, aber nicht das Herz", sagte er und rief zum Wiederaufbau auf.
Die Naturkatastrophe sei historisch "beispiellos", sagte Raphaël Mayoraz, ein Naturgefahren-Experte des Kantons Wallis. Er wies darauf hin, dass die Gefahr für das Tal auch nach dem Gletschersturz noch nicht gebannt sei. Denn durch den Abbruch wurde der Fluss Lonza auf einer Länge von etwa zwei Kilometern stark aufgestaut.
Es könne an der Lonza eine Mure (ein Murgang; Erdrutsch-Strom aus Schlamm und gröberem Gesteinsmaterial, der schnell talwärts fließt) stattfinden, sagte Mayoraz. Das sei angesichts der zuvor geringen Wassermengen im Fluss derzeit nicht sehr wahrscheinlich, sagte er.
Dennoch schloss der Experte nicht völlig aus, dass weitere Teilen des Tals evakuiert werden müssten, und dass Überschwemmungen stattfinden könnten.
Die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter drückte den Bewohnern von Blatten ihr Mitgefühl aus. "Es ist schlimm, wenn man seine Heimat verliert", schrieb sie auf der Plattform X.
Tweet: https://x.com/keller_sutter/status/1927756973727986046
Umweltminister Albert Rösti und Verteidigungsminister Martin Pfister reisten sofort in das Katastrophengebiet und sagten der betroffenen Gemeinde die Unterstützung der Schweizer Regierung zu.
Eine Einheit der Armee wurde in das Lötschental entsandt, um Hilfe zu leisten. Zunächst werde wohl die Beseitigung der aufgestauten Wassermassen im Fluss für die Soldaten im Vordergrund stehen, sagte Pfister.
Geologen hatten in den vergangenen Tagen von mehreren Faktoren gesprochen, die gemeinsam zum Abbröckeln des Kleinen Nesthorns geführt haben könnten, darunter das Tauen des Permafrostbodens im Zuge des Klimawandels und andere geologische Prozesse und Wetterereignisse.
© dpa-infocom, dpa:250528-930-603481/4