Krieg in der Ukraine
Größter Drohnenangriff auf Ukraine vor Trump-Putin-Telefonat
Gerade haben Russland und die Ukraine erstmals seit 2022 wieder direkt verhandelt, da tötet Moskau weiter mit Drohnen. Der Kreml zeigt aus Sicht vieler Beobachter, was er von Sanktionsdrohungen hält.
Ulf Mauder und Luzia Geier (dpa)
So, 18. Mai 2025, 15:09 Uhr
Politik Ausland
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Kiew/Moskau/Washington (dpa) - Russland hat nach den ersten direkten Verhandlungen mit der Ukraine seit drei Jahren das Nachbarland mit den nach Zahlen stärksten Drohnenangriffen seit Kriegsbeginn überzogen. Moskau habe 273 unbemannte Flugobjekte eingesetzt, teilten die Luftstreitkräfte in Kiew mit. In der Hauptstadt Kiew starb den Behörden zufolge eine Frau; drei Menschen, darunter ein vier Jahre altes Kind, seien verletzt worden. Bei einem Drohnenangriff auf einen Bus im Gebiet Sumy starben am Samstag mindestens neun Menschen.
Die russischen Angriffe gelten auch als Antwort Moskaus auf die Drohungen der USA und der EU mit noch schärferen Sanktionen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland vor, gezielt Zivilisten zu töten. Das sei ein weiterer Beweis, dass Russland kein Interesse an einer Waffenruhe habe. Er forderte stärkeren Druck in Form von Sanktionen gegen Moskau, damit das Töten aufhöre. Selenskyj dankte in Rom auch Papst Leo XIV. bei dessen Amtseinführung für dessen Einsatz für den Frieden in der Ukraine.
Zwar hatten Russland und die Ukraine am Freitag erstmals seit drei Jahren in Istanbul wieder direkt miteinander verhandelt in dem Konflikt. Aber trotzdem setzt Moskau seine Angriffe fort. Vereinbart hatten beide Seiten in Istanbul lediglich einen Gefangenenaustausch und die Fortsetzung ihrer Verhandlungen.
USA erhöhen Druck vor Telefonat von Trump und Putin
Kremlchef Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump wollen an diesem Montag erneut am Telefon über Wege zur Beendigung des Krieges sprechen. Putin dürfte erneut betonen, dass Russland sich vom Westen nicht unter Druck setzen lasse. Kremlsprecher Dmitri Peskow machte vorab deutlich, dass Russland zu einer Waffenruhe bereit sei, wenn die Bedingungen dafür erfüllt seien. So fordert Russland unter anderem ein Ende der westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine.
Die USA warnen Russland vor neuen Sanktionen, falls die Gespräche über eine Waffenruhe mit der Ukraine keine Fortschritte bringen. Kurz vor dem geplanten Telefonat Trumps mit Putin erhöhen die USA den Druck auf den Kreml. Außenminister Marco Rubio sagte dem Sender CBS News, man habe die russische Regierung auf die Möglichkeit neuer Sanktionen hingewiesen und sich dabei in den vergangenen Wochen "ziemlich klar" ausgedrückt.
Trump und Putin telefonieren zum dritten Mal seit Januar Trump teilte mit Blick auf das geplante Telefonat mit: "Hoffentlich wird es ein produktiver Tag, eine Waffenruhe kommt zustande und dieser sehr gewalttätige Krieg (...) findet ein Ende". Der Kreml bestätigte das geplante Telefonat. Die beiden Präsidenten haben seit Trumps Amtsantritt im Januar bereits zweimal miteinander telefoniert. Der US-Präsident hat das Ziel ausgerufen, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine möglichst schnell zu beenden.
Putin: Haben Mittel und Kraft für Erreichen der Kriegsziele
Putin sagte in einem vom russischen Staatsfernsehen veröffentlichen Interview, das schon vor einiger Zeit geführt worden war, dass Moskau sowohl die Mittel als auch die Stärke habe, seine Kriegsziele zu erreichen. Die militärische Spezialoperation, so der offizielle Name für den Krieg, werde bis zu ihrer "logischen Beendigung" zu dem für Russland nötigen Ergebnis zu führen.
Nach seinen früheren Äußerungen ist damit gemeint, dass die Ukraine etwa auf einen Nato-Beitritt verzichten und somit neutral bleiben sowie die von Russland annektierten Gebiete abtreten soll. Die Ukraine lehnt das kategorisch ab.
Putin sagte auch, wichtig für Russland sei die Beseitigung der Konfliktursachen, um einen nachhaltigen Frieden zu erreichen und die Sicherheit des russischen Staates zu gewährleisten. Es gehe um die Interessen der russischsprachigen Bevölkerung in den Gebieten, die Russland besetzt hat. "Dort, wo Menschen leben, für die Russisch ihre Muttersprache ist und die Russland als ihre Heimat betrachten", sagte er.
Russland zeigt sich unbeeindruckt von Drohungen
Auch die Europäer wollen ein neues Sanktionspaket schnüren, das vor allem den Finanz- und Energiesektor betreffen soll. Russland hatte dagegen zuletzt mehrfach betont, sich von den Ultimaten und Drohungen nicht einschüchtern zu lassen.
Die EU und die USA haben Russland bereits mit zahlreichen Sanktionen belegt, um dem Land die wirtschaftliche Grundlage für die Fortsetzung des Angriffskriegs gegen die Ukraine zu nehmen. Auch westliche Experten bescheinigen der russischen Wirtschaft aber eine Robustheit, die so nicht erwartet wurde. Zwar sind die vielen wirtschaftlichen Probleme unübersehbar, weil es etwa am einfachen Zugang zu westlicher Technik fehlt. Die Rohstoffgroßmacht nimmt aber weiter Milliarden etwa aus dem Öl- und Gasverkauf ein. Das Geld hält wiederum die Kriegswirtschaft am Laufen.
© dpa-infocom, dpa:250517-930-557445/4