Eine Musik, die die Zerrissenheit der Moderne vorwegnimmt: Reflexionen zum 150. Geburtstag Gustav Mahlers von BZ-Redakteur Alexander Dick.
Irgendwann in diesem Sommer. Fahrt durch die unbeschwerte französische Jura-Landschaft in ihrem scheinbar immer noch so ungebrochenen Liebreiz der zeitlosen ländlichen Idylle. Dann Musik aus dem Autoradio – und es ist der pure Zufall: die letzten Takte aus dem Adagio der vierten Sinfonie von Gustav Mahler, überschrieben mit "Ruhevoll. Poco adagio". Der sphärisch-melancholische Abschluss einer Musik, die der Komponist selbst als "göttlich heiter" und "tief traurig" bezeichnet hat. Und die in ihrer Gebrochenheit den Blick auf die Welt nicht mehr unbeschwert, frei von Leid richten lässt. Auch an jenem Sommertag in Frankreich.
150 Jahre nachdem dieser Komponist in einem bescheidenen Dorf namens Kalischt (Kalište) an der ...