Bildung

Handwerkskammer Freiburg entwickelt Strategiespiel für Schulen

Wie funktioniert die Ökonomie? Mit einem Strategiespiel sollen Schüler spielend den Ernst des Wirtschaftslebens lernen. Einen Handwerksbetrieb am Laufen zu halten, ist nicht ganz einfach.  

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Der virtuelle Schreibtisch des Jungmanagers   | Foto: Repro: Handwerkskammer
Der virtuelle Schreibtisch des Jungmanagers Foto: Repro: Handwerkskammer
Mehr Wirtschaftswissen für Schüler: Das ist eine alte Forderung von Unternehmerverbänden. Über Partnerschaften und Firmenbesuche versuchen sie, mit den Schulen ins Geschäft zu kommen. Die Handwerkskammer Freiburg hat einen eigenen Weg gewählt: Mit einem strategischen Computerspiel, in dem die Führung eines kleinen Betriebs simuliert wird, bietet es nicht bloß Anreize, sondern auch viel Stoff zum Lernen.

Das Spiel namens "Chance" ist zentraler Bestandteil einer ganzen Unterrichtsreihe, die mit dem "Wirtschaftsführerschein" abgeschlossen wird. Aber mit ihm wird auch ein Schülerwettbewerb ausgetragen, ausgerichtet von der Handwerkskammer und der Freiburger Volksbank. Es gewinnt, wer den höchsten Unternehmenswert nach einem (gespielten) Jahr erreicht: Lernen und praktische Anwendung gehen da Hand in Hand.

Betriebsabläufe ausprobieren

Wer flott ist und sich bei der Handwerkskammer rasch meldet, kann noch mitmachen, obwohl sich schon mehr als 600 Teilnehmer gemeldet haben: Am 14./15. Juni findet der eigentliche Wettbewerb "Chance Cup" statt, aber man kann sich schon im Vorfeld für die Herausforderungen fit machen, indem man verschiedene Betriebsabläufe ausprobiert. Da sich die Kunden ändern, ist auch jedes Spiel eine neue Herausforderung.

Man muss schon einiges von dem begriffen haben, was einen Handwerksbetrieb am Laufen hält, um erfolgreich über die Runden – das sind zehn Minuten pro Monat – zu kommen. Es gibt viele Stellschrauben, die zum Erfolg oder zum Misserfolg beitragen können: die Preise, die Qualifikation der Mitarbeiter und deren Stimmung, die Betreuung der Kunden, die Sorgfalt in der Auftragsabwicklung und so weiter. Und jede Entscheidung hat Folgen, die sich im Betriebsergebnis niederschlagen.

An den Wettbewerbstagen erhalten die Teilnehmer die Übungsaufgabe – etwa ein marodes Unternehmen binnen zwei Stunden (entspricht zwölf Monaten) wieder in die schwarzen Zahlen zu führen. Im Spiel zeigt sich auch, dass die Fachbegriffe der Betriebswirtschaft keine Hindernisse darstellen: Handelnd wird ihre Bedeutung gelernt. Das Strategiespiel ist von der Zukunftswerkstatt in der Handwerkskammer Freiburg entwickelt worden. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die jungen Leute darauf anspringen – und recht schnell am Computer mit der Technik des Spiels vertraut sind.

Allerdings hilft Geschicklichkeit nicht weiter: Man muss um die Zusammenhänge von Personalbestand und Produktionsgröße, von Preisgestaltung und Kundenzufriedenheit wissen. Und es geht nicht bloß um Verständnis der betriebswirtschaftlichen Abläufe, sondern auch um soziale Kompetenzen – eben um die Rolle eines Kleinunternehmers und dessen Entscheidungen.

Im Wettbewerb wirkt das Spiel wie ein Schnellkurs im Selberlernen – deshalb sind nur Teams zugelassen: "Es geht ja auch darum, sich gegenseitig zu begründen, warum man sich für eine bestimmte Handlungsweise entscheidet", sagt Michael Geisler von der Zukunftswerkstatt Handwerk. Aber das Spiel "Chance" ist auch Hilfsmittel für den Unterricht an Haupt-, Werkreal- und Realschulen, wo es in den Lehrplan der Klassen 8 bis 10 passt. Bis zu 90 Stunden sind dafür veranschlagt: Am Anfang gibt es eine Einführung durch den Lehrer, dann können die Schüler für sich weiterarbeiten und die wirtschaftlichen Zusammenhänge aus der Perspektive eines Unternehmers verstehen. Aber auch für einen Projektunterricht ist "Chance" geeignet.

Ein attraktives Angebot, scheint es, doch die Zahl der Schulen, die es nutzen, ist begrenzt: Am Wirtschaftsführerschein nehmen 70 Schulen in ganz Baden-Württemberg teil, mit klarem Schwerpunkt in der Region Freiburg. Es gibt für die Handwerkskammer offenbar Schwierigkeiten, die Lehrerinnen und Lehrer zu erreichen, obwohl sie alle Schulen im Regierungsbezirk angeschrieben hat. "Lehrer scheuen vor dem Planspiel zurück – vielleicht weil sie fürchten, die Schüler könnten sie in der Handhabung übertreffen", vermutet Geisler. Dafür interessiert man sich inzwischen auch an oberösterreichischen Schulen für das Spiel.

Zukunftswerkstatt Handwerk:Tel. 0761/21800-510, E-Mail: [email protected]

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