Abschied vom THG nach 33 Jahren

Hausmeister Häßler plaudert aus dem Nähkästchen

Das Wetter ist angenehm als gegen 17 Uhr Interviewerin Laura Ehret und Enrico Häßler im Café "Sarah Hof" verabredet sind. Häßler bestellt ein alkoholfreies Weizen und fängt an, aus den alten Zeiten zu berichten. Häßler war 33 Jahre lang Hausmeister am Freiburger Theodor-Heuss-Gymnasium.  

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Enrico Häßler  | Foto: Michael Bamberger
Enrico Häßler Foto: Michael Bamberger
Zischup: Wie lange waren Sie genau Hausmeister am Theodor-Heuss-Gymnasium?
Enrico Häßler: Ich war 35 Jahre angestellt bei der Stadt Freiburg, und 33 Jahre beim THG.

Zischup: Wie kamen Sie auf die Idee, Hausmeister zu werden?
Häßler: Hausmeister an sich ist ja kein erlernbarer Beruf, ich bin gelernter Elektroinstallateur. Als ich mich bei der Stadt Freiburg beworben habe, war ich sehr überrascht über die schnelle Zusage. Ich habe nicht gedacht, dass ich vor meinem 30. Geburtstag damit anfangen würde.

Zischup: Wie sah Ihr Alltag als Hausmeister aus?
Häßler: Er war 50 Prozent Routine, bei den anderen 50 Prozent konnte man nie wissen, was auf einen zukommt. Das finde ich so schön an diesem Beruf.

Zischup: Könnten Sie ihren Beruf weiterempfehlen?
Häßler: Wenn man diesen Beruf als Job sieht, würde ich davon abraten, denn es ist eine Einstellungssache. Es gibt vieles, was man frei entscheiden kann, aber man kann eben nicht sagen, so jetzt ist Feierabend.

Zischup: Was hat Ihnen besonders gefallen, und was nicht?
Häßler: Besonders gefallen hat mir der Umgang mit den Schülern und Schülerinnen der vielen Generationen, beispielsweise bei den Außer-Unterrichtlichen-Veranstaltungen wie KULT, wo man mit den "alten" Abiturienten nach fünf bis sechs Jahren wieder ins Gespräch kam. Was mir nicht gefiel, war der ständige Vandalismus, das Anmalen der Tische und Toiletten-Wände, oder defekte Dinge, die man reparierte, und nach sechs Wochen aufs Neue. Je länger ich diesen Beruf ausgeübt habe, je mehr kam der Frust, dass sich die negativen Dinge wiederholten.

Zischup: Gab es aufregende Dinge in Ihren 33 Jahren Berufszeit?
Häßler: Das aufregendste Erlebnis, was ich erlebte, war in den 80er Jahren, Hochwasser im THG, ein Wasserrohrbruch im Februar. Damals bin ich, wie jeden Samstag, in die Schule und habe nach dem Rechten gesehen. Ich verband am Wochenende die THG-Besuche mit einer Fahrradtour oder einem Hunde-Spaziergang, da aber an diesem Wochenende Fasnachts-Zeit war, war ich närrisch unterwegs, und schaute erst Sonntagabend im Keller nach. Dort stand 1,50 Meter das Wasser. Die komplette Elektronik und Heizungsanlage war defekt. Es waren drei Tage schulfrei, und es dauerte einige Zeit bis alles wieder komplett normalisiert war.

Zischup: Blieben Ihnen einige Schüler positiv im Sinn?
Häßler: Ja, mir blieben einige Schüler positiv im Sinn, besonders bei KULT fielen mir die einzelnen Talente beziehungsweise Fähigkeiten der vielen Schüler und Schülerinnen auf.

Zischup: Wie war der Kontakt zu den Lehrern?
Häßler: Der Kontakt zu den Lehrern war sehr gut, bei manchen gab es eben keinen, weil man sich nur auf dem Flur traf, doch besonders das Kaffeetrinken mit Frau Rock vermisse ich sehr.

Zischup: Wie war das mit dem Arbeiten, wenn Sie Urlaub hatten?
Häßler: Wenn ich im Urlaub war, hatte ich ein Dienst-Handy und regelte die Probleme über das Telefon. Wie einmal, als ich in Heidelberg war, rief man mich an, und ich klärte das Problem über das Telefon.

Zischup: Wie sieht Ihr Alltag jetzt aus, so ganz ohne Schule?
Häßler: Genau vor vier Wochen beendete ich meinen Beruf als Hausmeister, und momentan ist es für mich wie Urlaub. Ich merke, dass ich Wochentage nicht mehr so drauf habe, das ist sehr positiv. Ich habe mir viel vorgenommen zu erledigen, mir wird sicher bis zum Sommer erst mal nicht langweilig.

Zischup: Gibt es noch eine Empfehlung, die sie Ihrem Nachfolger geben könnten?
Häßler: Ja, er soll nie versuchen jemanden zu kopieren, und immer den eigenen Weg gehen.
Das rate ich auch dir und allen anderen Schülern und Schülerinnen für die Zukunft.

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