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"Heimweh habe ich schon"

  • Fr, 24. November 2017
    Zisch-Texte

ZISCH-INTERVIEW mit Uwe Tritschler über sein Projekt, für Kinder um die Welt zu laufen.

Uwe Tritschler   | Foto: Privat
Uwe Tritschler Foto: Privat

Box-Welt- und -Europameister Uwe Tritschler aus Elzach besuchte die Klasse 4 der Hörnlebergschule in Winden und berichtete über sein neustes Projekt mit dem Ziel, für Kinder einmal um die Welt zu laufen. Um mehr über das Projekt und sein Leben zu erfahren, haben die Zisch-Reporter ihm Fragen gestellt und freuten sich riesig, als sie in der Sporthalle noch einige Boxtricks gezeigt bekamen.

Zisch: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, für Kinder einmal um die Welt zu laufen?
Tritschler: Durch den Boxsport bin ich in viele Länder gereist. Aber oft habe ich nur das Hotel und den Boxring gesehen. Diese Länder und die dazugehörigen Menschen wollte ich unbedingt kennenlernen. Außerdem wollte ich in meinem Leben schon immer etwas für einen guten Zweck machen. Auf die Idee, für Kinder um die Welt zu laufen, kam ich, als ich vor einiger Zeit meine Hand gebrochen hatte. Dabei musste ich immer wieder auf dem Weg zu meinen Behandlungen an der Kinderkrebsstation vorbei. Diese Kinder haben es trotz ihrer Krankheit geschafft, mich immer wieder aufzumuntern. Da wusste ich, dass ich den Kindern unbedingt etwas zurückgeben wollte.

Zisch: Wo waren Sie schon?
Tritschler: Ich war schon in China, Thailand, den USA, Kanada, Mexiko und Venezuela. In Europa war ich schon fast überall, zum Beispiel in Frankreich, Italien, Spanien, Slowenien, Tschechien und in der Türkei.

Zisch: Was war Ihre längste Route und wie lange waren Sie unterwegs?
Tritschler: Die längste Strecke, die ich gelaufen bin, war von Mexiko nach Kanada. Das waren rund 4000 Kilometer und ich habe dafür drei Monate gebraucht.

Zisch: Waren Sie nie traurig, wenn Sie so weit weg waren?
Tritschler: Es gab viele Momente, in denen ich nach Hause wollte. Vor allem wenn ich abends alleine im Zelt war, wollte ich oft zu meiner Familie. Das war manchmal schlimm. Wäre ein Flughafen in der Nähe gewesen, wäre die Versuchung groß gewesen heimzufliegen.

Zisch: Hätten Sie gerne jemanden dabei, der mit Ihnen läuft?
Tritschler: Ja, sehr gerne. Wenn jemand mit will, kann er mit.

Zisch: Wie bereiten Sie sich auf Ihre Läufe vor? Wie trainieren Sie?
Tritschler: Ich laufe durchschnittlich an einem Tag 20 bis 25 Kilometer. Manchmal mache ich auch Intervalltraining. Das bedeutet, dass ich dann nicht so weit laufe, dafür aber schneller. Sonntags laufe ich meistens länger. Bei gutem Wetter bin ich dann schon mal sechs bis sieben Stunden unterwegs. Den Samstag halte ich mir allerdings immer frei, weil ich da richtig viel Zeit für meine Familie haben möchte.

Zisch: Bekommen Sie eigentlich noch Seitenstechen?
Tritschler: Das kann mir passieren. Aber eher selten. Wenn ich Seitenstechen bekomme, dann nur bei extrem langen Läufen, zum Beispiel wenn ich etwas gegessen und getrunken habe. Dann macht man kurz Pause, und dann geht es weiter.

Zisch: Was gefällt Ihnen, wenn Sie in fernen Ländern laufen?
Tritschler: Es macht irrsinnig viel Spaß, neue Länder zu sehen, neue Lebensweisen kennenzulernen. Man kann unglaublich viel von Menschen aus anderen Ländern lernen. Außerdem ist es ein super Erlebnis, wenn man auf 3000 Meter für sich alleine ist und die Aussicht genießt. Man sieht, da ist eine Elchkuh und dort drüben ein Bär. Das ist ein tolles Gefühl.
Zisch: Sind Sie schon immer so viel gelaufen?
Tritschler: Ich bin vor meiner Zeit als Profiboxer sehr viel gelaufen. Aber irgendwann musste ich mich dann entscheiden: Boxen oder das Laufen. Damals habe ich mich fürs Boxen entschieden. Aber mir machen beide Sportarten sehr viel Spaß.

Zisch: Haben Sie in Ihrer Zeit als Profiboxer auch mal Vitali Klitschko getroffen?
Tritschler: Ich war tatsächlich mal im gleichen Hotel wie er. Damals habe ich in einem Vorkampf geboxt, bevor er in den Ring stieg.

Zisch: Wollten Sie als Kind auch schon Boxer werden?
Tritschler: Hm. Ich glaube, Pilot wäre auch cool gewesen.

Zisch: Mit wie viel Jahren haben Sie mit dem Boxen angefangen?
Tritschler: Ich habe mit 19 Jahren angefangen zu boxen. Aber es ist besser, wenn man früher anfängt. Dann lernt man manche Bewegungen leichter und schneller.

Zisch: Was machen Sie sonst noch so?
Tritschler: Neben dem Laufen habe ich ja noch zwei Studios in Waldkirch und Elzach. Das Training mit Kindern und Erwachsenen macht mir viel Spaß. Ich gebe mein Wissen auch gerne an meine Trainer weiter. Ich habe super Trainer, mit denen ich gerne zusammenarbeite und auf die ich mich verlassen kann. Ich bin auch viel in Schulen unterwegs und halte Vorträge. Außerdem versuche ich, viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen.

Zisch: Was haben Sie als Nächstes vor?
Tritschler: Am 13. November fliege ich nach Mallorca und möchte einmal um die Insel laufen. Das sind 420 Kilometer. Danach werde ich dann von Lissabon in Portugal nach Biederbach laufen. Dann ist nochmal eine Tour in den USA geplant, und zwar möchte ich von Los Angeles einmal quer durch das Land nach New York laufen. Außerdem plane ich eine Tour, welche mich durch die Länder Indien, Thailand, Myanmar, Malaysia und Australien führt.
Anm. d. Red.: Das Interview wurde schon im Oktober geführt.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 24. November 2017: PDF-Version herunterladen

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