Jugendkriminalität sinkt/ Jugendhöchststrafe wird erhöht
Helfen oder strafen?
Politik will höhere Strafen, bei sinkender Jugendkriminalität.
Linus Geppert, Klasse 8b &
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So forderte Roland Koch, ehemaliger hessischer Ministerpräsident, in einem Interview mit der Bild-Zeitung 2008 im Vorfeld der Landtagswahlen, dass den verurteilten Tätern nicht mit Verständnispädagogik, sondern mit härteren Strafen begegnet werden sollte.
Durch die intensive Berichterstattung in Presse und Fernsehen wie etwa nach dem Mord, den die S-Bahn-Schläger in München 2009 begangen haben, entstand vielfach der Eindruck, dass Jugendkriminalität zunimmt und immer brutaler wird.
Tatsächlich wurde bei der statistischen Erhebung der Kriminalität von Kinder und Jugendlichen festgestellt, dass die Zahl der Straftaten in den vergangenen zehn Jahren um 14 Prozent gesunken ist (Quelle: Justizministerium Baden-Württemberg).
Im Gespräch mit Angela Fideler, Jugendhilfswerk Freiburg, die seit vielen Jahren mit straffälligen Jugendlichen und Heranwachsenden arbeitet, wurde versucht, eine realistische Einschätzung der aktuellen Situation zu erhalten.
"Jugendkriminalität ist bei den meisten jungen Tätern nur eine vorübergehende Erscheinung", erklärt Angela Fiedler. "Wichtiger, als sie zu bestrafen, ist es, ihnen zu zuhören und nach den Gründen für ihr Verhalten zu fragen. Es geht darum, mit ihnen gemeinsam Lösungen zu finden, um zu verhindern, dass sie weiterhin Ärger mit dem Gesetz haben. Wenn sie verstehen, was sie falsch gemacht haben, können sie lernen, was sie in Zukunft anders machen müssen."
Kai Biermann, Redakteur bei der Wochenzeitung Die Zeit, hat sich in einem Artikel vom September 2008 mit den Ursachen von Jugendkriminalität beschäftigt. Einige Fakten können als Erklärung dienen.
»Jugendliche, meist junge Männer, brechen bewusst Regeln der Erwachsenen, um wie sie zu wirken (Beispiel: 16-Jähriger fährt Auto).
»Kinder, die schon früh zum Außenseiter wurden, empfinden später viele Situationen als bedrohlich und reagieren darauf aggressiv.
»Bestimmte Erziehungsstile fördern gewalttätiges Verhalten. Kinder, die selbst geschlagen wurden, werden später oft selbst zu Schlägern.
»Vielen, die ohne Regeln aufwachsen, fällt es schwer zu entscheiden, was richtig und falsch ist.
»In bildungsfernen Schichten ist Gewalt häufiger – unabhängig vom kulturellen Hintergrund.
Angela Fideler erklärt, dass viele Straftaten im Zusammenhang mit Alkohol und Drogen passieren. Für die Straftäter bedeute das, dass sie Gewohnheiten verändern müssen. Sie müssen überlegen, welche anderen Beschäftigungsmöglichkeiten es noch gibt. Zudem müssen sie lernen, Verantwortung für sich und ihr Handeln zu übernehmen. Eine Verschärfung des Jugendstrafgesetzes trägt nach Fideler nicht dazu bei, dass weniger Straftaten geschehen. Entscheidender sei es, an den Lebensumständen zu arbeiten.
Viele Fachleute bezweifeln, dass härtere Strafen eine abschreckende Wirkung haben. Sie bemängeln außerdem, dass es im Arrest oder Jugendknast zu wenig erzieherische Angebote gibt und fordern außerdem mehr Geld für vorbeugende Maßnahmen. Auch die abnehmenden Zahlen in der Kriminalitätsstatistik sind für sie ein Argument gegen eine Verschärfung des Jugendstrafgesetzes.
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