Hereinspaziert!

Der Kinderzirkus Ragazzi hat in Müllheim seine Zelte aufgeschlagen und führt "Momo" auf.

Beim Üben: Momo (Selina) und die Schildkröte (Luisa) | Foto: Helga lorenz — Beim Üben: Momo (Selina) und die Schildkröte (Luisa) Foto: Helga lorenz

Auf dem Zirkusplatz in Müllheim hat der Kinderzirkus viele bunte Zelte aufgestellt: Hauptzelt mit Vorzelt, Materialzelt, Garderobenzelt, Küchenzelt, Müllzelt, Campingzelte. Friedemann Koelbing wohnt hier für ein paar Wochen. Als Platzwart passt er auf alles auf. Eigentlich ist er der erste Vorsitzende des Vereins Zirkus Ragazzi. Dort trainieren 77 Kinder und Jugendliche aus allen Schulen Müllheims das ganze Jahr über. Immer im Frühling bauen sie die Zelte auf, entwickeln gemeinsam ein Programm und zeigen ihr Können bei Auftritten.

Helen (15) ist seit zwei Jahren dabei. Sie durfte gleich bei den Fortgeschrittenen anfangen und übersprang den Kurs der Einsteiger. Damit beginnen die Viertklässler. Helen war vorher aber auch im Turnverein. Mit Flugrolle und Handstand war sie vertraut. Sie lernte schnell zu jonglieren und macht jetzt schon bei den Großen im Varieté mit. Beim Zirkus gefällt ihr, dass die Kinder nicht gegeneinander um die besten Plätze kämpfen. "Wir machen mehr miteinander", sagt Helen, "sich bewegen und schauspielern greifen ineinander."

Selina spielt im Familienprogramm das Mädchen Momo, das den Menschen die verlorene Zeit zurückbringt. Die Schildkröte hilft ihr dabei. Luisa übt, sich wie eine Schildkröte zu bewegen. Sie liegt auf dem Rücken, stemmt sich unter dem Stoffpanzer in eine Brücke, dreht sich herum und läuft auf allen Vieren neben Selina her. Andere Tiere treten im Kinderzirkus nicht auf. "Tieren geht es beim Zirkus doch meistens gar nicht gut", meint Charlotte und lacht, "um die Goldfische, die letztes Jahr jemand ins Planschbecken bei den Campingzelten gesetzt hatte, haben wir uns allerdings gut gekümmert." Viele ehemalige Zirkuskinder kehren zur Aufführungszeit zum Zirkusplatz zurück. Sie sorgen für gute Laune und helfen mit.

Sarah Meder war auch Zirkuskind. Jetzt führt sie Regie bei der Aufführung von Momo. Sie beobachtet genau, ob die Jungs mit ihrer Akrobatiknummer die richtige Spannung aufbauen. Sie stellen die grauen Herren dar, die den Menschen die Zeit stehlen. Die Jungs wirbeln Handys durch die Luft und sammeln sie beim Radschlagen wieder ein. "Das sind unsere Energie- und Zeitspeicher", sagen sie und blicken finster drein. Damit die Bewegungen stimmen, gibt Robert Eisele Tipps. Er ist von Beruf Artist.

Große Zirkuskinder verraten in Übungspausen den jüngeren nicht nur Diabolo-Tricks. Sie organisieren Essen. Sie malen die Kulissen an, schminken sich und verwalten die Kostüme. Bis am Ende Licht und Ton ausgeschaltet werden und alle helfen, die Zelte wieder abzubauen. Der Zirkusplatz in Müllheim wird dann wieder Rasenfläche und Parkplatz sein. Bis zum nächsten Auftritt des Zirkus Ragazzi.

Auftritte des Zirkus Ragazzi: Das Familienprogramm Momo wird am Samstag, 27. April, um 15 Uhr und am Sonntag, 28. April, um 11 Uhr aufgeführt. Das Varieté "Les Étrangers" gibt es vom 9. bis 11. Mai um 20 Uhr.

Ressort: Neues für Kinder