Durchbruch
Herrenknecht-Maschinen aus Schwanau bohren sich fast 100 Kilometer durch die Alpen
Acht Tunnelbohrmaschinen der Firma Herrenknecht aus Allmannsweier sind derzeit am Brenner im Einsatz. Die Arbeiten kommen laut dem Unternehmen gut voran.
Fr, 5. Dez 2025, 9:30 Uhr
Schwanau
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Rund 83,4 Kilometer Tunnel haben bisher acht Vortriebsmaschinen des Herstellers Herrenknecht aus Allmannsweier für den Brenner Basistunnel in Österreich und Italien aufgefahren. Vertreter von Bauherren, Bauunternehmen und weiteren Projektpartnern feierten jüngst den nächsten Meilenstein des Baufortschritts tief unter den Alpen: den Durchschlag der auf den Namen "Lilia" und "Ida" getauften Maschinen im Haupttunnel des Bauabschnitts H41 Sillschlucht-Pfons südlich von Innsbruck.
"Lilia" und "Ida" kämen "weit weniger niedlich daher, als ihre Namen vermuten lassen", schreibt die Firma Herrenknecht in einer Pressemitteilung: Die Maschinen vom Typ Einfachschild-TBM (Tunnelbohrmaschine) wiegen nach Angaben des Unternehmens mehr als 2400 Tonnen, sind rund 160 Meter lang, haben einen Durchmesser von 10,25 Metern und einem Bohrkopf mit einer Antriebsleistung von 4550 Kilowatt (6050 PS). Mit diesen Kraftpaketen hätten die bauausführenden Unternehmen Implenia, Webuild und CSC seit dem sogenannten Vortriebstart im Mai beziehungsweise Juni 2023 jeweils mehr als acht Kilometer Tunnel ausgebrochen und mit Betonfertigteilen ausgebaut.
"Lilia" ist die sechste Herrenknecht-Maschine, die die Arbeit am Brenner beendet hat
"Lilia" ist laut dem Unternehmen die sechste Herrenknecht-Tunnelbohrmaschine, die für den Brenner Basistunnel ihre Arbeit Anfang Oktober in der östlichen Hauptröhre erfolgreich abgeschlossen hat. Ihre Schwestermaschine, "Ida", hatte Ende August in der Weströhre desselben Bauloses den Durchbruch geschafft. Zwei weitere Maschinen befinden sich derzeit noch auf dem weiter südlich folgenden Baulos H53 Pfons-Brenner im Vortrieb. Am Ende würden sich die mit Herrenknecht-Maschinen aufgefahrenen Tunnelkilometer im Haupttunnel und im Erkundungsstollen unter dem Brenner auf rund 90 summieren, teilt das Unternehmen mit.
Anlässlich der Durchbruchsfeier verwiesen Umberto Lebruto und Martin Gradnitzer vom Vorstand der Brenner Basistunnelgesellschaft auf die Erfolge dieses Jahres: "Für den Brenner Basistunnel war 2025 ein außergewöhnliches Jahr in puncto Baufortschritt", werden die beiden in der Pressemitteilung zitiert. "Nicht nur die beiden Tunnelbohrmaschinen dieses Bauloses, 'Ida' und 'Lilia', sondern auch die Tunnelbohrmaschine 'Flavia' im Baulos Mauls haben ihre Vortriebe erfolgreich abgeschlossen."
Martin Herrenknecht, Gründer und CEO der Herrenknecht AG, brachte laut der Pressemitteilung seinen Stolz zum Ausdruck: "Die langen Maschinenvortriebe am Brenner sind eine knallharte Challenge", wird der Unternehmer zitiert. "Dank der Bravour, mit der unsere Kunden hier vorangehen, schreiben wir gemeinsam eine Top-Referenz in die Geschichtsbücher des Tunnelbaus."
Bernhard Wienhold, Leiter des zuständigen Projektmanagements bei der Herrenknecht AG, ordnet die Leistung der Teams auf der Baustelle ein: "Da sind tagtäglich wahre Spezialisten am Werk – aufseiten unseren Service-Mannschaften und von den Bauunternehmen", wird er in der Mitteilung zitiert. "Ich bin immer wieder beeindruckt vom Know-how und dem Engagement, das ich auf den Maschinen im Tunnel erlebe."
Dass bei Bohrarbeiten immer alles glatt läuft, ist keine Selbstverständlichkeit. So gab es bei den Bohrungen zur zweiten Röhre auf dem Gotthard-Tunnel Probleme. Im Oktober machte es Schlagzeilen, dass bereits im Juni eine der beiden Tunnelbohrmaschinen von Herrenknecht, "Paulina", nach nur knapp 190 Metern Strecke an der Südseite gestoppt werden musste. Der Grund für den Stopp hatte jedoch nichts mit der Maschine selbst, sondern mit der Beschaffenheit des Gotthard zu tun. Laut dem Bauherrn Astra, dem Schweizer Bundesamt für Straßen, war die Maschine am 23. Juni kontrolliert angehalten worden: "Stark geklüftetes, teilweise loses Gestein und Hohlräume verunmöglichten einen sicheren maschinellen Vortrieb und hätten die Tunnelbohrmaschine beschädigen können", erklärt Astra. Man habe deshalb entschieden, den restlichen Abschnitt der komplexen Tremola-Geologie von rund 500 Meter Länge konventionell im Sprengvortrieb auszubrechen, bevor die 7600 PS starke "Paulina" wieder ihre Arbeit aufnehmen kann. Dabei schreite man gut voran. "Diese Arbeiten können voraussichtlich im Frühjahr 2026 abgeschlossen werden, damit die angehaltene Tunnelbohrmaschine ab Tunnelmeter 740 ihre Arbeit wieder aufnehmen kann", erklärte Astra Ende November. "Alessandra", sozusagen die "Schwester" von "Paulina", kam hingegen auf der Nordseite gut voran: Dort wurden laut Astra wie geplant bereits 2,5 Kilometer Tunnel realisiert. Die Firma Herrenknecht wollte sich auf BZ-Anfrage dazu nicht äußern.
jcg