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Holpern und stolpern

  • Sa, 23. Oktober 2021
    Neues für Kinder

Bei Kindern, die stottern, scheinen sich die Worte nur mühsam aus dem Mund zu trauen.

Logopädin Aline Luem-Moghaddam übt  mi...hnlich hüpfen lässt wie beim Stottern.  | Foto: Mirjam Sturm
Logopädin Aline Luem-Moghaddam übt mit einem Kind. Dabei hilft der Frosch, der mit seinem Quak-quak die Wörter ähnlich hüpfen lässt wie beim Stottern. Foto: Mirjam Sturm
Es passiert immer wieder, wenn Milan aus der 3b auf dem Pausenhof etwas erzählt: "P-p-p-p-p-p... Papa hat gesagt, wir k-k-k... kriegen eine K-k-k-k-k... Katze." Milan stottert. Irgendwie scheinen die Worte in ihm festzustecken, und man möchte ihm helfen, dass sie rauskommen. Das ist aber keine gute Idee. Warum nicht? Dafür muss man verstehen, was genau Stottern eigentlich ist. Schauen wir uns das mal an.

Wenn jemand stottert, sagen Fachleute dazu: Derjenige kann nicht flüssig sprechen. Menschen reden in einem Fluss. Das heißt, die Worte kommen gleichmäßig heraus, so wie das Wasser in einem Fluss fließt. Klar, manchmal muss man auch eine Pause machen zum Nachdenken, wenn man ein bestimmtes Wort sucht oder überlegt, was man sagen möchte. Das ist kein Stottern. Weiß man im Kopf schon, was man erzählen will, aber die Worte holpern und stolpern, dann nennt man das Stottern. Es gibt also ein paar Probleme im Redefluss.

"Viele Kinder stottern. Häufig sind es Jungen, manchmal aber auch Mädchen", sagt Aline Luem-Moghaddam. Sie ist Logopädin. So nennt man die Fachleute, die sich mit der Stimme und der Sprache auskennen. Manchmal passiert es, dass ein Kind plötzlich anfängt zu stottern, und genauso plötzlich kann es auch wieder vorbei sein. "Das kann bei Kindern vorkommen", sagt Aline Luem-Moghaddam, "sie wachsen und entwickeln sich, genauso ihr Gehirn und ihre Sprache."

Erst wenn ein Kind länger als ein halbes Jahr stottert, sollte sich das mal ein Logopäde anschauen. Oder wenn man merkt, dass das Kind beim Stottern auch mit den Händen zuckt oder die Augen zusammenkneift. Der Logopäde oder die Logopädin kann dann mit bestimmten Übungen helfen, dass das Stottern weniger wird.

"Stottern ist nicht gleich Stottern", sagt Aline Luem-Moghaddam. Es gibt drei verschiedene Merkmale. Sie können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Beim ersten Merkmal dehnt das Kind die einzelnen Silben und sagt zum Beispiel "Kaaaaaatze". Beim zweiten wiederholt es einzelne Silben: "Ka-ka-ka- ... Katze." Und das dritte Merkmal ist das, bei dem es an einem Laut stockt: "K-k-k-k Katze." Ob ein Kind stottert oder nicht, kann verschiedene Gründe haben.

Für die Kinder, die stottern, ist das ein sehr blödes Gefühl. "Häufig trauen sie sich dann nicht mehr zu sprechen, weil sie Angst haben, von anderen Kindern ausgelacht oder gehänselt zu werden", sagt Aline Luem-Moghaddam.

Man kann Kindern, die stottern, auf verschiedene Weise helfen. Zum Beispiel kann man in der Klasse über das Stottern sprechen, so dass niemand mehr ausgelacht wird, bloß weil er mal an ein paar Worten hängen bleibt.

Fängt ein Kind an zu stottern, ist es ganz wichtig, ihm Zeit zu lassen und geduldig zu warten, bis es ausgesprochen hat. Viele wollen dann einfach den Satz vollenden oder geben Tipps, zum Beispiel, dass das Kind langsamer sprechen soll. "Das ist lieb gemeint, hilft aber nicht", sagt Aline Luem-Moghaddam. Am meisten hilft es, dem Kind zu sagen: "Okay, du stotterst, na und? Das bist du, und ich mag dich, wie du bist."

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 23. Oktober 2021: PDF-Version herunterladen

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