Schulpolitik
"Ich bin entsetzt"
Claudia Wahrer (Waldkirch)
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Es wird Zeit, dass die Entscheidungsträger vom Kultusministerium mal wieder an Schulen gehen oder sich mit Unterrichtenden unterhalten. Ich bin seit fast zwei Jahren einmal in der Woche im Deutschunterricht bei einer Freundin als Lesepatin in einer Grundschule in einer Kleinstadt mit etwas über 20.000 Einwohnern bei Freiburg.
Oft frage ich mich am Ende der Stunde, wie das in den restlichen Stunden der Woche geht. Es sind "nur" 24 Kinder in der Klasse und es ist beileibe keine soziale Brennpunktschule und auch sonst ein Hotspot. Die Kinder hören nicht zu, befolgen ausgemachte Regeln nicht, bleiben bei kleinen Stillarbeiten nicht an ihrem Platz, essen unerlaubt direkt nach der Pause, werfen Papierschnipsel auf den Boden, es gibt sehr häufig körperliche Auseinandersetzungen mit anschließendem Geheule und Gepetze, sie akzeptieren kein "Nein".
Da sind Kinder, die haben einen viel zu hohen Bildschirm- und Videospielekonsum, zum Teil auch von Spielen mit höherer Altersbeschränkung. Das betrifft natürlich immer nur ein paar Kinder. Dann gibt es noch die mit erhöhtem Förderungsbedarf aufgrund verschiedener Diagnosen. An manchen Tagen frage ich mich, wie diese Kollegin und alle anderen das hinbekommen, den Kindern jeden Tag wohlwollend, geduldig, freundlich, zugewandt und mit aller möglichen pädagogischen Aufmerksamkeit zu begegnen, die die Kinder brauchen.
Und jetzt sollen die Teiler wieder erhöht werden? Ich bin nicht die einzige Ehrenamtliche an Grundschulen in diesem Ort und frage mich, ob die Landesregierung vielleicht in Zukunft auf uns baut? Elterngespräche in Zukunft mit 28 Eltern, schon jetzt hat eine andere Freundin bereits drei Gespräche mit dem gleichen Elternpaar (außerplanmäßig) in diesem Schuljahr gehabt. Ich bin entsetzt. Soll das Kultusministerium doch den Lehrerberuf wieder attraktiver machen – mit Unterstützung durch Sozialarbeiter, mit mehr Lernangeboten für Kinder in der Hausaufgabenbetreuung, mit einer Reduktion von nebenunterrichtlichen Pflichten, mit einer Entlastung von Schulleitern und Schulleiterinnen und mit mehr Rückendeckung der Lehrkräfte bei außerunterrichtlichen Veranstaltungen, damit sich die Lehrkräfte dort nicht ständig mit einem Bein im Gefängnis sehen. Na dann, viel Erfolg. Claudia Wahrer, Waldkirch