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Smartphonenutzung

Ich faste Handy

  • Carla Isen, Klasse 10a, Grimmelshausen-Gymnasium (Offenburg)

  • Mi, 03. Juli 2019, 00:00 Uhr
    Schülertexte

Carla Isen aus der Klasse 10a des Grimmelshausen-Gymnasiums in Offenburg hat während der Fastenzeit ihr Smartphone nur sehr eingeschränkt genutzt. Ein Selbstversuch.

Carla hat ihre Fastenzeit-Regeln auf einem Stück Papier festgehalten.   | Foto: Leonie Schulz
Carla hat ihre Fastenzeit-Regeln auf einem Stück Papier festgehalten. Foto: Leonie Schulz
Es ist Mittwochmorgen. Ich schwanke zwischen einer ungeheuren Vorfreude und großen Zweifeln. Ich bin motiviert und der festen Überzeugung, mein Vorhaben durchzuziehen, und doch habe ich gleichzeitig Angst. Die erste Hälfte des Tages vergeht, ich bin glücklich. Dann gegen Mittag ändert sich meine Stimmung Schlag auf Schlag. Ich habe versagt. Schon am ersten Tag habe ich gegen meine Regeln verstoßen. Doch wobei eigentlich? Es ist nicht irgendein Mittwoch, es ist Aschermittwoch und ich habe mir vorgenommen, in der Fastenzeit bis Ostern, ohne Handy auszukommen.

Die Entscheidung dazu habe ich bewusst und freiwillig getroffen, da ich bei mir selbst viele hauptsächlich negative Folgen der Handynutzung beobachtet hatte. So schrieb ich am Abend vor Aschermittwoch meine Regeln nieder und informierte Freunde und Familie. Die vielen positiven Reaktionen und die Anerkennung helfen mir durch die ganze Fastenzeit hindurch. Ich erhoffe mir mit meinem Experiment meine Selbstdisziplin und meinen Ehrgeiz unter Beweis zu stellen und in gewissem Maße neue Lebensqualität und Lebenszeit zu gewinnen. Dennoch bin ich mir aber auch bewusst, dass mein Vorhaben, auch wenn für andere selbstverständlich oder alltäglich, für mich nicht leicht werden wird.

Meine Regeln:Die Regeln waren schnell aufgelistet. Ich darf grundsätzlich weder an mein Smartphone noch an die Geräte meiner Familie. Damit ich trotzdem in gewissen Maßen erreichbar bleibe, darf ich maximal 15 Minuten pro Tag Whatsapp benutzen. Alle anderen Apps, das betrifft neben Snapchat, Instagram und Youtube auch die Kamera, bleiben tabu. Außerdem darf ich meinen PC ausschließlich für Schulisches benutzen (diese Regel habe ich während der Fastenzeit ein wenig gelockert). Mit meinem E-Book zu lesen, ist erlaubt. Sonntage gehören nicht zur Zeit meines Handyverzichts.

Meine Erfahrungen der ersten zwei Wochen Fastenzeit sind gemischt. Ich habe deutlich mehr freie Zeit, verbringe diese aber größtenteils mit Lesen. In den Ferien durchschnittlich ein Buch pro Tag zu lesen, war sicherlich nicht Sinn und Zweck meines Experimentes, doch überhaupt einmal wieder Bücher in der Hand zu halten, stellt sich für mich als eine positive Entwicklung dar. Auch Schulisches mache ich konzentrierter und mit weniger Ablenkung. Die Einschränkung meiner Kommunikationsfähigkeit ist aber mit hauptsächlich negativen Gedanken behaftet. Ich muss meine Zeit genau planen, um möglichst alles Wichtige zu organisieren. Und wenn ich meine Freunde nicht in der Schule oder bei Hobbys sehen würde, hätte ich nahezu keine Möglichkeit, mich schnell und unkompliziert mit ihnen auszutauschen. Außerdem fällt es mir sehr schwer, das Handy nach den 15 Minuten wieder auszuschalten.

Andererseits fühle ich mich ohne Smartphone wirklich freier und genieße es, nicht jeden Moment das Handy auf Neuigkeiten zu überprüfen oder mir wegen etwas eigentlich unnötigem Sorgen machen zu müssen. Ich habe in den ersten 14 Tagen schon häufiger gegen meine Regeln verstoßen und sie deshalb ein wenig gelockert. Die fehlende Kommunikation hat mich stark beschäftigt und manchmal musste ich wichtige Dinge, die auch teilweise über meine weitere schulische Laufbahn entschieden, klären. Deshalb habe ich es mir dann auch einmal erlaubt, 15 Minuten länger am Handy zu verbringen. Wichtig finde ich es aber, mich nicht von den negativen Erlebnissen runterziehen zu lassen, sondern immer optimistisch zu bleiben.

Als Fazit meiner bisherigen handyfreien Zeit kann ich sagen, dass ich auf jeden Fall andere dazu animieren würde, es auch einmal auszuprobieren. Zwar hatte ich immer wechselnde Gefühle, doch die positiven bleiben nachhaltig. Man nimmt seine Handynutzung, das große Suchtpotential und auch die gesundheitlichen Folgen viel stärker wahr. Heute stehe ich dem Thema übermäßiger Handynutzung noch kritischer gegenüber. Ich glaube, dass ich gelernt habe zu differenzieren, wann das Handy unverzichtbar ist und was unwichtig ist. Für die Karwoche habe ich mir sogar vorgenommen, ganz auf mein Handy zu verzichten. Und da ich immer beschäftigt sein werde, bin ich optimistisch, dass mir dies gelingt.

Schließlich noch eine ganz neue Erfahrung: Ich werde erstaunlicherweise sogar wieder auf dem Festnetz angerufen!

Ressort: Schülertexte

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