"Ich hatte in Schönschrift eine Eins"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Franziska und Johann Wiesler über ihre Schulzeit, das Hofleben früher und ihre Berufswünsche.
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Zischup-Reporter Sebastian Heckel aus der Klasse 8.1 des Evangelischen Montessori-Schulhauses in Freiburg lebt zusammen mit seinen Großeltern Franziska und Johann Wiesler auf einem Hof in Kirchhofen. Die beiden erzählen ihm von früher – über ihre Schulzeit und darüber, dass sie als Kind auf dem elterlichen Hof oft mitanpacken mussten.
Franziska Wiesler: In der ersten und zweiten Klasse hatten wir von mittags bis nachmittags Schule, außer Mittwoch und Samstag, da hatten wir von zehn bis zwölf Uhr Unterricht. In der ersten Klasse hatte ich in der Sakristei der Kirche Schule, weil es damals in der Kriegszeit gefährlich war, in der Schule Unterricht zu haben. In der Kirche war man sicherer vor Bombenangriffen.
Johann Wiesler: Wir hatten Rechnen, Deutsch, Erdkunde, Religion, Singen, Schönschrift, Naturlehre, Geschichte. Die Mädchen hatten noch Handarbeit.
Franziska Wiesler: Ich hatte in Schönschrift eine Eins. Meine Freundin und ich haben für die Erstklässler ein Übungsheft in der Wohnung des Lehrers vorgeschrieben, weil es keine vorgedruckten Bücher für die Kleineren in der Kriegszeit gab. Als Dankeschön bekamen wir vom Lehrer eine große gebackene Brezel und Tee. Das war so etwas Besonderes für uns damals.
Zischup: In welchem Jahr wurdet ihr eingeschult?
Johann Wiesler: Ich wurde 1947 im Alter von sieben Jahren eingeschult, als der Zweite Weltkrieg zum Glück vorbei war.
Franziska Wiesler: Ich wurde in einem Dorf in der Ortenau 1944 eingeschult. Es war mitten in der Kriegszeit und unser Lehrer trug sogar eine Uniform. Wir hatten großen Respekt vor ihm und auch manchmal ein bisschen Angst.
Zischup: Wie oft musstet ihr euren Eltern helfen?
Franziska Wiesler: Sehr oft. Nachdem wir die Hausaufgaben erledigt hatten, mussten wir auf dem Feld und in Haus und Hof mithelfen. Ich war die älteste von drei Geschwistern und mein Vater war im Krieg. Meine Mutter war mit uns Kindern alleine und musste alles alleine stemmen.
Zischup: Konntet ihr in eurer Freizeit auch Freunde treffen und wenn ja, was habt ihr dann zusammen unternommen?
Franziska Wiesler: Wir trafen uns mit Freunden am Sonntag. Oft unternahmen wir Ausflüge mit dem Fahrrad in das nahe gelegene Elsass. Tradition war auch, dass wir am ersten Mai eine Maitour gemacht haben und unterwegs Maiglöckchen gesucht haben, um dann den Strauss zuhause meiner Mutter zu überreichen. Am Tag zuvor wurde das Fahrrad selbstverständlich auf Hochglanz poliert. Wir sind auch manchmal in den vier Kilometer entfernten Ort gelaufen, um dort ins Kino zu gehen. Das war allerdings etwas Besonderes und ein Highlight in der Freizeit.
Johann Wiesler: Wenn sich eine Gelegenheit ergab, wurde Fußball gespielt, und man hat sich mit Freunden aus der Nachbarschaft an einem Treffpunkt im Dorf getroffen. Natürlich haben wir Jungs auch manchmal Unsinn getrieben.
Zischup: Was für eine Ausbildung habt ihr gemacht?
Franziska Wiesler: Ich habe eine Ausbildung in einer Hauswirtschaftsschule in Renchen bei Achern gemacht.
Johann Wiesler: Ich habe damals eine landwirtschaftliche Ausbildung in der Landwirtschaftsschule in Freiburg gemacht.
Zischup: Welcher Beruf wäre denn euer Traumberuf gewesen?
Franziska Wiesler: Da ich schon immer gerne gekocht und gebacken habe, wäre Köchin mein Traumberuf gewesen. Es ist bis heute meine Leidenschaft, die ich an meine Tochter und meine Enkel weitergegeben habe.
Johann Wiesler: Es sollte irgendein Beruf mit Tieren sein, vielleicht Tierpfleger. Die Arbeit mit Tieren hat mich schon immer fasziniert – bis heute.
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